Dort, wo die Felder flüstern und der Wind Geschichten sammelt, lebte ein kleines Mädchen mit wilden Haaren und einem Namen, den niemand kannte. Die Menschen im Dorf nannten sie nur Korngold – weil sie immer ein paar Ähren in den Taschen trug und in ihren Stiefeln manchmal auch Maiskolben steckten, als hätte sie dem Sommer das letzte Lächeln geklaut.
Korngold war nicht wie die anderen Kinder. Ihre Stiefel waren drei Nummern zu groß und klapperten bei jedem Schritt wie die Uhren der alten Zeit. Doch sie mochte sie so – denn sie glaubte, in ihnen liege ein Stück der Vergangenheit verborgen. Vielleicht sogar ein Stück ihres Traums.
An diesem Tag fiel das allererste Schneeflöckchen vom Himmel. Es tanzte leise, drehte sich einmal um sich selbst – und landete direkt auf ihrer Nase.
Korngold hielt den Atem an.
"Bist du der Anfang?" flüsterte sie.
Das Flöckchen antwortete nicht, aber die Maiskolben in ihren Stiefeln begannen leicht zu schimmern, als spürten sie den Zauber.
Ein leises Leuchten, warm wie Kindheit. Wie Hoffnung.
Korngold wusste: Auch wenn der Winter kam, würde das Korn in ihr nie ganz schlafen gehen. Und solange sie ging – mit ihren großen Stiefeln, ihrem stillen Mut und ihren leuchtenden Augen – würde der Sommer in ihr weiterflüstern.
So ging sie los.
Klein.
Zart.
Aber voller Wunder.
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 27.06.2025, 16.40| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: EigeneWortPerlen | Korngold, Sommer, Poem, Lyrik, Geschichte, Midjourney, KI, Stiefel,
Knusprig, norddeutsch, nachhaltig – Der beste Backfisch zur Kieler Woche
Wer Kiel kennt, weiß: Die Kieler Woche ist mehr als nur ein Segel-Event. Es ist ein Fest für alle Sinne – und der Geschmackssinn kommt dabei ganz sicher nicht zu kurz. Zwischen frischer Brise, Möwenschreien und dem Klang der Windspiele liegt er in der Luft: der Duft von frisch gebackenem Fisch.
Und wenn ihr mich fragt, gibt es keinen besseren Backfisch als den in Schilksee. Direkt am Wasser, mit Blick auf die Masten der Boote und die funkelnden Wellen, schmeckt er nach Meer, Sommer und Heimat. Außen goldbraun und knusprig, innen zart und saftig – genau so, wie ein echter norddeutscher Backfisch sein muss.
Doch dieser Backfisch kann noch mehr. Während andernorts noch Plastikschalen und Pappberge das Bild prägen, geht man an diesem Fischstand einen nachhaltigen Weg: Der Fisch wird plastikfrei und ohne Einwegverpackung serviert – eine klare Entscheidung für den Schutz unserer Meere. Schließlich gehört der Fisch dorthin, nicht der Müll.
Wer also zur Kieler Woche in den Norden kommt, sollte sich den Abstecher nach Schilksee nicht entgehen lassen. Denn dort gibt es ihn: den besten Backfisch der ganzen Woche – mit gutem Gewissen und ganz viel Geschmack.
Mein Tipp: Am besten warm genießen, mit einem Spritzer Zitrone und dem Blick aufs Wasser.
Anne Seltmann 27.06.2025, 06.03| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte
Hasenglöckchen – ein leiser Gruß aus dem Schatten
Man muss schon genau hinsehen, um es zu entdecken – das Bastard-Hasenglöckchen. Kein lauter Frühblüher, kein Geltungsdrang. Stattdessen: Zartheit. Zurückhaltung. Eine stille Schönheit, die gern am Wegesrand steht oder unter alten Bäumen, dort, wo das Licht gefiltert auf den Waldboden fällt.
Die nickenden, glockenförmigen Blüten erinnern an kleine Gebete an den Wind. Als würden sie etwas sagen wollen, das nur der hören kann, der still genug ist. Das Bastard-Hasenglöckchen ist eine Zwischenform – entstanden aus dem wilden Spanischen Hasenglöckchen und unserem heimischen Blauen. In ihm schwingt beides mit: das Temperament des Südens und das feine Maß des Nordens.
Wer sich Zeit nimmt, dem begegnet mehr als eine Pflanze. Da ist plötzlich ein Bild aus Kindheitstagen. Vielleicht ein Frühlingsspaziergang mit einer warmen Hand in der eigenen. Ein Duft von Erde und Licht. Eine Ahnung von Geschichten, die früher am Waldrand erzählt wurden, leise genug, damit sie nicht davonfliegen.
Das Bastard-Hasenglöckchen will nichts. Es wartet nicht auf Applaus. Es schenkt sich – einfach so. Für einen Moment. Für einen Blick. Und wenn man sich abwendet, läutet es vielleicht noch einmal, ganz leise, hinterher.
Anne Seltmann 27.06.2025, 05.31| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte | Floral Friday Fotos, FFF, Nick, Melbourne, Australia, Blumen, Flowers, Hasenglöckchen, Hyacinthoides, Asparagaceae,
Marienkäferprotokolle
es war ein punkt
ein roter, bewegter punkt auf der haut des morgens
eine falte im blattlicht,
eine verirrung zwischen ahnung und wind
du zähltest die punkte
als sei zählen ein schutz
gegen das ungefähre, das sich auf deine hand setzte
leicht wie eine möglichkeit
marienkäfer –
keine käfer, keine heiligen
nur schalen aus rot und versprechen
mit flügeln aus flucht
du sagtest: sie bringen glück
ich sah: sie trugen nichts außer flug
und ein winziges zittern
sie blieben nie lang
aber lange genug
um uns etwas zu zeigen
was wir nicht benennen konnten
nur befühlen
Anne Seltmann 26.06.2025, 00.00| (4/2) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte | Marius Natur Thursday, Nature Thursday, Natur, Marius, Marienkäfer, Gedicht, Poem, Lyrik,
Minka, eine schwarz-weiße Katzendame mit stolzem Schnurrbart, hatte einen Lieblingsplatz: hinter dem Wohnzimmer-Vorhang. Jeden Nachmittag, wenn die Sonne ins Zimmer fiel, schob sie sich hinter den schweren Stoff – der Vorhang bewegte sich wie von Geisterhand – und saß dann mucksmäuschenstill auf der Fensterbank.
Für Minka war das Tarnung erster Klasse. Für ihre Menschen eher… durchwachsen.
Denn: Ihre Hinterbeine und der Schwanz lugten immer unten raus.
Doch wehe dem, der sich ihr näherte. Sie lauerte. Wartete. Und sobald jemand vorbeiging – ZACK! – schoss eine Pfote unter dem Vorhang hervor. Mal war's Frauchens Bein, mal das Spielzeugauto des Enkels, einmal sogar der Staubwedel im Vorbeigehen.
Der Vorhang lebte. Und alle im Haus wussten: Hier regiert Minka. Unsichtbar – also fast.
Anne Seltmann 25.06.2025, 04.26| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte | Miau-velous Moments, Katzen, Christiane, Doseninhalte, Katze, Vorhang,
Die Windjammerparade – wenn der Wind die Geschichte erzählt
Als krönenden Abschluss der Kieler Woche findet immer die Windjammerparade statt. Die Kieler Förde atmet anders an diesem Tag. Masten ragen wie alte Gedichte in den Himmel, und die weißen Segel blähen sich auf, als wollten sie Erinnerungen fangen. Schiff reiht sich an Schiff. Manche knarzen wie ehrwürdige Bücher, andere glänzen in jungem Lack. Und doch tragen sie alle die gleiche Würde – als hätten sie Meere durchquert, von denen wir nur träumen. Der Wind spielt mit den Flaggen, das Licht tanzt über das Wasser. Am Ufer stehen wir und staunen – nicht laut, sondern mit diesem leisen Respekt, den nur echte Schönheit verlangt. Die Parade zieht vorbei. Und hinterlässt nichts als Gänsehaut und eine Ahnung davon, wie weit das Herz segeln kann. Die Windjammerparade ist das unbestrittene Highlight der Kieler Woche – eine Verneigung vor der Seefahrt, ein Fest für die Sinne, ein Moment, der bleibt.
Anne Seltmann 25.06.2025, 00.00| (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte | Maritimer Mittwoch, Angela, Windjammerparade, Kieler Woche,
Anne Seltmann 24.06.2025, 05.38| (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte | Ich seh rot 2016, Ich seh rot 2017, Ich seh rot 2019, Ich seh rot 2018, rot, Ich seh rot 2020, Ich seh rot 2021, Ich seh rot 2022, Ich seh rot 2023, Ich seh rot 2024, Ich seh rot 2025, ,