Thema: AutorenPerlen
Es war einmal eine Insel, auf der alle Gefühle der Menschen lebten: die Liebe, die Freude, die Traurigkeit, die Wut, das Glück und viele mehr, einschließlich des Wissens. Eines Tages wurde den Gefühlen angekündigt, dass die Insel sinken würde. Da bereiteten alle ihre Boote vor und verließen die Insel.
Nur die Liebe wollte bis zum letzten Moment bleiben. Als die Insel fast versunken war, bat die Liebe um Hilfe.
Zuerst kam der Reichtum auf einem prächtigen Boot vorbei. Die Liebe fragte: "Reichtum, kannst du mich mitnehmen?"
Der Reichtum antwortete: "Nein, ich kann nicht. Mein Boot ist voller Gold und Silber, da ist kein Platz für dich."
Dann kam die Traurigkeit vorbei. Die Liebe fragte: "Traurigkeit, nimmst du mich mit?"
"Oh Liebe," sagte die Traurigkeit, "ich bin so traurig, dass ich lieber allein bleibe."
Die Freude fuhr lachend vorbei, doch sie hörte die Liebe nicht einmal, weil sie so fröhlich war.
Plötzlich rief eine Stimme: "Komm, Liebe, ich nehme dich mit!" Es war ein alter Mann. Die Liebe war so dankbar und so glücklich, dass sie vergaß, nach dem Namen des Mannes zu fragen.
Als sie an Land kamen, ging der alte Mann weiter. Die Liebe wandte sich an das Wissen und fragte: "Wissen, wer hat mir geholfen?"
Das Wissen antwortete: "Es war die Zeit."
"Die Zeit?" fragte die Liebe erstaunt. "Warum hat mir die Zeit geholfen?"
Das Wissen lächelte und antwortete: "Weil nur die Zeit versteht, wie wichtig die Liebe im Leben ist."
Anmerkung:
Die Geschichte ist anonym veröffentlicht worden und der ursprüngliche Autor ist nicht bekannt. Sie wird oft mündlich weitererzählt und taucht in leicht unterschiedlichen Versionen auf. Aufgrund ihres zeitlosen und universellen Themas ist sie weltweit beliebt und wird manchmal fälschlicherweise verschiedenen Autoren zugeordnet. Es handelt sich jedoch nicht um ein urheberrechtlich geschütztes Werk, sondern um eine weitverbreitete Erzählung!
18.12.2024, 08.49 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Langsam fällt jetzt Blatt für Blatt
von den bunten Bäumen ab.
Jeder Weg ist dicht besät
und es raschelt, wenn man geht.
Bunte Blätter fallen vom Baum,
schweben sacht, man hört es kaum.
Plötzlich trägt der Wind sie fort,
wirbelt sie von Ort zu Ort.
Wie sie flattern, wie sie fliegen,
sinken und am Boden liegen.
~*~
Unbekannt
12.10.2024, 16.19 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 22.08.2024, 16.42 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Ich bin schon lange ein Fan von * Wilma Wochenwurm bzw. der Autorin * Susanne Bohne
Ich konnte nicht umhin und habe mir die Sammlung Mutmachkarten, die liebevoll von Susanne Bohne erstellt wurden, gekauft. Sie sind perfekt für Kinder geeignet.
Diese Karten enthalten positive Affirmationen für Kinder ab 3 Jahren.
Auf der Vorderseite ist eine kleine bezaubernde Figur aus den Kinderbüchern von Wilma Wochenwurm abgebildet und auf der Rückseite enthält sie eine kindgerechte Erklärung zu dem jeweiligen Mutmachspruch.
Beispiele für positive Affirmationen auf den Karten:
"Ich bin wurmstark."
"Ich glaube an meine Träume." usw.
Ich finde, sie sind ein besonderes Geschenk zur Einschulung oder um Kinder mit Achtsamkeit zu begleiten und zu stärken.
Da ich gerne Geschenke im Voraus kaufe, werde sie für meine kleine Enkeltochter gut verpacken und später an sie verschenken.
[ *Namensnennung, Produkterkennung...unbeauftragt und unbezahlt!]
Anne Seltmann 16.04.2024, 14.53 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Der Wind und die Sonne gerieten eines Tages
darüber in einen Streit, wer es von den beiden wohl schneller schaffen würde,
den Wanderer dazu zu bringen, seine Jacke auszuziehen
"Okay!", sagte der Wind "Lass uns einen Wettkampf daraus machen."
Der Wind begann. Er blies so fest er nur konnte
und stürmte und tobte und wollte dem Mann seine Jacke mit Gewalt vom Leib
reißen.
Aber der Wanderer zog seine Jacke nur immer fester um sich und hielt sie mit beiden Händen fest.
Nach einer ganzen Weile gab der Wind auf.
Dann war die Sonne an der Reihe. Sie wählte einen
anderen Weg: Liebevoll sandte sie dem Wanderer ihre warmen Strahlen.
Und es
dauerte nicht lange, bis er die Jacke aufknöpfte und sie ganz auszog.
~*~
nach der Fabel von Aesop
Wer die meisten Kräfte hätte,
einen armen Wandersmann
seiner Kleider zu berauben.
Wind begann;
doch sein Schnauben
tat ihm nichts; der Wandersmann
zog den Mantel dichter an.
Wind verzweifelt nun und ruht;
und ein lieber Sonnenschein
füllt mit holder, sanfter Gluth
Wanderers Gebein.
Hüllt er nun sich tiefer ein?
Nein!
Ab wirft er nun sein Gewand,
und die Sonne überwand.
"Übermacht, Vernunftgewalt
Macht und lässt uns kalt;
Warme Christusliebe –
Wer, der kalt ihr bliebe?"
~*~
Geschichte und Fabel
Johann Gottfried Herde
Anne Seltmann 15.04.2024, 11.44 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL
Mit 40 Jahren schlenderte Franz Kafka (1883-1924), der nie geheiratet und keine Kinder hatte, durch den Berliner Steglitz-Park, als er ein junges Mädchen traf, das sich die Augen ausweinte, weil es seine Lieblingspuppe verloren hatte. Sie und Kafka suchten erfolglos nach der Puppe. Kafka sagte ihr, sie solle ihn am nächsten Tag dort treffen und sie würden wieder suchen.
Am nächsten Tag, als sie die Puppe immer noch nicht gefunden hatten, gab Kafka dem Mädchen einen von der Puppe "geschriebenen" Brief, in dem stand: "Bitte nicht weinen. Ich bin auf eine Reise gegangen, um die Welt zu sehen. Ich werde dir von meinen Abenteuern schreiben."
So begann eine Geschichte, die bis zum Ende von Kafkas Leben weiterging.
Als sie sich trafen, las Kafka seine sorgfältig verfassten Briefe mit Abenteuern und Gesprächen über die geliebte Puppe vor, die das Mädchen bezaubernd fand. Schließlich las Kafka ihr einen Brief mit der Geschichte vor, die die Puppe nach Berlin zurückbrachte, und er schenkte ihr dann eine Puppe, die er gekauft hatte.
"Die sieht meiner Puppe überhaupt nicht ähnlich", sagte sie. Kafka übergab ihr einen weiteren Brief, in dem er erklärte: "Meine Reisen, sie haben mich verändert." Das Mädchen umarmte die neue Puppe und nahm sie mit nach Hause. Ein Jahr später starb Kafka.
Viele Jahre später fand das nun erwachsene Mädchen einen Brief in einer unbemerkten Spalte der Puppe. In dem winzigen, von Kafka unterschriebenen Brief stand: "Alles, was du liebst, geht wahrscheinlich verloren, aber am Ende wird die Liebe auf eine andere Art zurückkehren."
Anne Seltmann 07.03.2024, 16.41 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Ich liebe diese Stunde, die anders ist, kommt und geht.
Nein, nicht die Stunde, diesen Augenblick liebe ich, der so still ist.
Diesen Anfangs-Augenblick, diese Initiale der Stille, diesen ersten Stern, diesen Anfang.
Dieses Etwas in mir, das aufsteht, wie junge Mädchen aufstehen in ihrer weißen Mansarde...
Diese Nacht liebe ich. Nein, nicht diese Nacht, diesen Nachtanfang, diese eine lange Anfangszeile der Nacht,
die ich nicht lesen werde, weil sie kein Buch für Anfänger ist.
Diesen Augenblick liebe ich, der nun vorüber ist und von dem ich, da er verging, fühlte, dass er erst sein wird.
Anne Seltmann 04.02.2024, 06.13 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Ich fragte einen weisen alten Mann,
in welchem Bereich ich eine große Karriere machen kann.
Er antwortete mit einem Lächeln:
"Sei immer ein guter Mensch.
In diesem Bereich gibt es viele Möglichkeiten
und nur wenig Konkurrenz!"
Anne Seltmann 15.01.2024, 18.32 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Vor lauter Lauschen und Staunen sei still.
Du mein tieftiefes Leben;
Daß du weißt, was der Wind dir will.
Eh noch die Birken beben.
Und wenn dir einmal das Schweigen sprach,
Laß deine Sinne besiegen.
Jedem Hauche gib dich, gib nach,
Er wird dich lieben und wiegen.
Und dann, meine Seele, sei weit, sei weit.
Dass dir das Leben gelinge,
Breite dich wie ein Feierkleid
Über die sinnenden Dinge.
~*~
Rainer Maria Rilke
Anne Seltmann 04.01.2024, 15.37 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Wieder duftet der Wald.
Es heben die schwebenden Lerchen
mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war;
zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er leer war, –
aber nach langen, regnenden Nachmittagen
kommen die goldübersonnten
neueren Stunden,
vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten
alle die wunden
Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.
Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser
über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.
Alle Geräusche ducken sich ganz
in die glänzenden Knospen der Reiser.
~*~
Rainer Maria Rilke
[Das Buch der Bilder]
Anne Seltmann 29.12.2023, 09.14 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL