Alles bloß Theater, sagen sie,
als wär das Leben nur ein Stück,
ein Drehbuch mit Rollen, Applaus und Licht,
doch oft genug fehlt der Regisseur.
Man spielt seine Szene, Tag für Tag,
mal Hauptrolle, mal Statist.
Zwischen Scheinwerferglanz und Schatten
liegt das wahre Leben – unerprobt, echt und laut.
Da sind die Momente, die keiner sieht,
wenn der Vorhang fällt und du allein bist.
Wenn keine Maske mehr hält,
und das Herz einfach atmet, ganz ohne Skript.
Das wahre Leben ist kein fertiges Stück,
es stolpert, lacht, weint und sucht sich neu.
Und wenn du deine Rolle findest,
die dich erfüllt und wirklich trägt,
dann ist alles bloß Theater –
aber das echte, deine Bühne,
das Leben, das wirklich lebt.
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 23.05.2025, 16.03| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: EigeneWortPerlen | Poem, Lyrik, Gedicht, Theater,
Ich schenke dir Blumen...
weil sie das sagen
was ich nicht weiß
aber meine hände doch
weil es ein morgen geben soll
das du nicht allein beginnst
zwischen tisch und fenster
weil farben weiter reichen
als fragen
und duft
ein versprechen trägt
weil blumen
ein jetzt sind
das sich traut zu vergehen
weil du lachst
als wären alle knospen
schon geöffnet
weil es gründe gibt
die nicht gesagt
sondern getragen werden wollen
Anne Seltmann 23.05.2025, 07.58| (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte | Floral Friday Fotos, FFF, Nick, Melbourne, Australia, Blumen, Flowers, Astern, Dahlien, Ranunkel,
Der Koi, der Musik liebte
In einem alten Zen-Garten in Kyoto, wo ein kleiner Teich von blühenden Kirschbäumen gesäumt ist, lebte ein prächtiger, gold-oranger Koi mit dem Namen Kin. Besucher kamen oft, um die Schönheit der Fische zu bewundern, doch Kin fiel besonders auf. Nicht wegen seiner Farbe, sondern wegen seines ungewöhnlichen Verhaltens.
Eines Tages bemerkte ein Gärtner, dass Kin jedes Mal auftauchte, sobald er seine Bambusflöte spielte. Anfangs hielt er es für Zufall, doch die Szene wiederholte sich: Sobald die ersten Töne erklangen, schwamm der Koi langsam aus dem Schatten unter der Brücke hervor, glitt an die Wasseroberfläche und bewegte sich in weiten Kreisen – fast wie ein Tanz.
Neugierig ließ sich ein Musikwissenschaftler darauf ein, das Verhalten näher zu beobachten. Tatsächlich reagierte Kin nur auf sanfte, langsame Melodien – schnelle oder schrille Töne ignorierte er vollständig. Über Wochen hinweg kamen immer wieder Besucher mit Instrumenten, doch nur auf die zarten Klänge der Flöte ließ sich der Fisch blicken.
Die Mönche des Gartens begannen bald zu sagen, Kin sei ein 2alter Mönch im Fischgewand", der zur Meditation gerufen werde, wenn die Musik ertöne. Manchmal saßen Besucher stundenlang am Teich, in der Hoffnung, den tanzenden Koi zu sehen.
Und Kin? Der schwamm weiter seine Kreise – ganz im Rhythmus des Windes und der Musik.
Die Anekdote über Kin, den musikliebenden Koi im japanischen Garten, basiert auf wiederholt beobachteten Verhaltensweisen von Koifischen, ist aber in der erzählten Form literarisch ausgeschmückt. Es gibt tatsächlich belegte Fälle, in denen Kois auf bestimmte Geräusche oder Musik reagieren – vor allem, wenn sie damit Fütterung assoziieren oder wenn sie über lange Zeit an einen Menschen gewöhnt wurden.
Ein Beispiel: In einigen japanischen Gärten wurden Kois darauf trainiert, bei einer bestimmten Melodie zur Oberfläche zu kommen, weil sie dann Futter bekamen. Auch in westlichen Gärten berichten Besitzer davon, dass ihre Kois "auf Musik reagieren" – ob aus Gewöhnung, Neugier oder vielleicht sogar aus echtem Gefallen an der Vibration im Wasser, lässt sich schwer genau sagen.
Anne Seltmann 23.05.2025, 05.28| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: AktuellePerlen | Freitag, Fischtag, Friday, Fish, KI, Midjourney,