Tag: Poem
Arvid lag in seinem Bett und starrte an die Zimmerdecke. Es war spät, der Mond warf sein silbernes Licht durch das Fenster, doch der Schlaf wollte einfach nicht kommen. Er drehte sich von einer Seite auf die andere, seufzte und zog die Decke bis zur Nase hoch.
Plötzlich hörte er ein leises Rascheln, gefolgt von einem Plopp. Verwundert richtete er sich auf und blinzelte in die Dunkelheit. Da saß doch tatsächlich ein kleiner, grünblauer Drache! Er hatte große, freundliche Augen, funkelnde Schuppen und hielt ein dickes Buch in seinen winzigen Krallen.
"Wer… wer bist du?" fragte Arvid verblüfft.
Der Drache lächelte und blätterte in seinem Buch. "Ich bin Flämmchen", sagte er mit einer sanften, warmen Stimme. "Und ich habe gehört, dass du nicht einschlafen kannst. Deshalb bin ich hier – um dir eine Gutenachtgeschichte vorzulesen."
Arvid rieb sich die Augen. Träumte er das etwa? Doch Flämmchen schlug bereits das Buch auf und begann zu lesen:
"Es war einmal ein kleiner Stern, der nicht leuchten konnte…"
Mit jeder Silbe wurde Arvids Bett wärmer und gemütlicher. Die Worte des kleinen Drachen klangen wie eine sanfte Melodie, und Arvid spürte, wie seine Augenlider schwer wurden. Flämmchen las von mutigen Abenteuern, fliegenden Kutschen und verborgenen Wäldern, bis Arvid kaum noch wach bleiben konnte.
"Gute Nacht, Arvid", flüsterte Flämmchen, als er das Buch schloss. Ein sanfter Windhauch strich durchs Zimmer, und als Arvid noch einmal blinzelte, war der kleine Drache verschwunden.
Am nächsten Morgen wachte Arvid mit einem Lächeln auf. Hatte er nur geträumt? Doch auf seinem Kissen lag ein winziges, funkelndes Drachenschüppchen.
Vielleicht, dachte Arvid, kommt Flämmchen ja wieder – wenn ich einmal nicht einschlafen kann.
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 13.02.2025, 06.36 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Draußen ist es grau in grau,
die Bäume tragen Schatten statt Blätter.
Der Himmel schweigt,
der Tag rinnt langsam davon.
Ein Vogel huscht durch die Stille,
ein letzter Ruf im leeren Raum.
Dann nichts – nur das Grau,
das sich über alles legt.
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 12.02.2025, 16.48 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Reglos hockt er da,
die Flügel umhüllt von feinem Staub der Jahre.
Sein steinernes Gesicht kennt keine Zeit,
doch er sieht jede Träne, die fällt.
Zwischen verwitterten Namen
lauscht er den Stimmen der Erinnerung.
Der Wind streicht über die kalten Mauern,
flüstert Geschichten, die niemand mehr erzählt.
Er bleibt,
ein stiller Wächter über Liebe und Verlust.
~*~
© Anne Seltmann
12.02.2025, 10.12 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Nebel tastet über das Wasser,
ein Schleier aus Stille und Kühle.
Schilf flüstert mit dem Wind,
die kahlen Äste lauschen.
Das Ufer verliert sich im Dunst,
nur ein ferner Baum wacht am Rand.
Die Welt hält inne
und atmet langsam aus.
~*~
© Anne Seltmann
30.01.2025, 05.50 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Zwei Katzen
Augen halb geschlossen,
atmen sie im Gleichklang,
die Welt draußen ist fern,
nur ihr kleines Universum zählt.
Ein Schnurren bricht die Stille,
vibriert durch das Zimmer,
wie eine Melodie, die nur sie verstehen.
Zwei Herzen, zwei Körper,
aber an diesem Moment:
eins.
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 26.01.2025, 07.43 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL
Die Welt, das Leben – sie sind wie zwei Flüsse,
die sich mal sanft, mal wild ihren Weg bahnen.
In einem Moment scheint alles perfekt,
der Himmel klar, die Farben leuchten,
und du fühlst dich als Teil von etwas Größerem.
Aber dann, plötzlich, ist da diese Frage: "Ist es wirklich schön?"
Vielleicht ist es der ständige Wechsel zwischen Freude und Zweifel,
der uns diese Frage immer wieder stellen lässt.
Schönheit liegt nicht immer im Ungetrübten,
sondern oft in der Veränderung, im Wachsen, im Überwinden.
Vielleicht ist das Leben weniger ein statisches "schön" oder "nicht schön",
sondern ein ständiger Tanz aus beiden.
~*~
Anne Seltmann 24.01.2025, 10.29 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Der Nebel zieht über den stillen See,
eine Bank wartet, leer und alt,
die Blätter, rot, hängen schwer an den Ästen,
einige fallen leise im Wind.
Die Welt atmet kaum,
nur ein Hauch von Bewegung,
das Wasser spiegelt das Grau des Himmels,
alles ist still.
Die Kälte umhüllt den Moment,
ein Ort des Übergangs,
wo der Herbst verweilt,
und der Winter noch zögert.
Hier, in der sanften Stille,
flüstert die Zeit,
langsamer als der Tag,
tief wie der Atem der Erde.
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 23.01.2025, 00.00 | (7/4) Kommentare (RSS) | TB | PL
Du und das Meer,
zwei Welten,
die sich berühren,
flüchtig,
wie ein Kuss im Wind.
Die Brandung rauscht,
ein ewiges Echo,
während du schweigend stehst,
lauscht,
und die Stille zwischen den Wellen findest.
Das Meer hält deine Geheimnisse,
jeden Seufzer,
jeden Traum,
die es in die Ferne trägt,
dorthin,
wo der Himmel den Ozean küsst.
Du,
verloren und doch gefunden,
in der Weite des Meeres,
das nie fragt,
nur trägt,
immer weiter.
22.01.2025, 05.13 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Im Kinderzimmer herrschte das übliche Chaos. Der Bub steuerte mit vollem Eifer sein Raumschiff, das gerade eine wilde Schlacht im fernen Universum ausfocht. Er war der unangefochtene Captain Sternenblitz, und sein Schiff – die "Galaktische Fracht"– war schneller als der Lichtstrahl. In der Ecke des Zimmers standen andere Raumschiffe, die genauso tapfer die Sterne durchbrachen, Laserstrahlen in alle Richtungen schickten und fremde Planeten eroberten.
Doch plötzlich, mitten in einem besonders heftigen Gefecht, stoppt der Bub, schiebt das Raumschiff beiseite und ruft: "Stopp! Das reicht!"
"Aber Captain, die feindlichen Truppen kommen näher!", protestierte sein Lieblings-Roboter, der ein sehr zerknittertes Gesicht machte.
"Ich weiß, aber wir können das nicht mehr so weitermachen", antwortete der Bub mit ernster Miene und klopfte sich einen imaginären Staub von der Uniform. "Es muss Friedensverhandlungen geben!"
Der Roboter starrte den Bub an, als wäre er gerade auf den Kopf gefallen. "Friedensverhandlungen?" fragte er skeptisch. "Aber… wir sind mitten im Sternenkrieg!"
"Genau darum geht es!", rief der Bub, "Der Krieg macht keinen Spaß mehr. Wir müssen verhandeln!"Er blickte sich im Raum um. Die Spielzeug-Aliens und -Monster, die bis eben noch Gegner gewesen waren, standen nun verdutzt in der Ecke. Der Bub setzte sich auf den Boden, klopfte auf den Platz neben sich und sagte: "Kommen Sie her, wir verhandeln jetzt!"
Es war das erste Mal, dass im Kinderzimmer die Waffen niedergelegt wurden, um über Frieden zu sprechen. Der feindliche Anführer, ein Plüsch-Monster mit leuchtend rotem Hals, trottete zögerlich auf den Buben zu. "Du willst also Frieden? Aber wie können wir das erreichen?" fragte das Monster mit brummender Stimme.
"Ganz einfach!", antwortete der Bub und zog eine Tüte Kekse aus seiner Tasche. "Kekse, Milch und ein paar nette Gespräche, dann wird alles gut!"
Die feindlichen Aliens und Raumschiff-Piloten nickten nachdenklich, und ein kurzer Moment der Stille trat ein. Keiner wollte mehr kämpfen, niemand hatte wirklich Lust, weiter zu schießen, und so setzten sie sich rund um den Tisch aus Bausteinen, die der Bub zu einem Friedensstammtisch umfunktioniert hatte.
Der Bub zog eine kleine Kanne Kakao hervor. "Kein Laserfeuer, keine Schlachten mehr", sagte er mit einem breiten Grinsen. "Jetzt wird verhandelt!"
"Und was steht auf der Tagesordnung?", fragte das rote Monster und nahm ein Keksstück.
"Frieden, Kuchen und Spaß", antwortete der Bub. "Der Krieg ist vorbei, es gibt nur noch gute Laune!"
Von da an war das Kinderzimmer kein Ort mehr für Kämpfe. Die Sterne am Himmel mochten noch ferne Welten und unbekannte Planeten beherbergen, aber der kleine Bub wusste, dass im Frieden viel mehr Spaß lag – vor allem, wenn man dabei Kekse hatte.
Und so saßen sie alle zusammen, der Sternenkrieg war endgültig beendet, und das Universum war endlich in Frieden – zumindest bis zum nächsten Spiel.
Anne Seltmann 21.01.2025, 16.46 | (3/3) Kommentare (RSS) | TB | PL
Gegen den Sturm,
der tobt und brüllt,
stehst du,
unerschütterlich,
kein Schritt zurück,
kein Zögern.
Die Winde peitschen,
die Wellen schlagen,
doch du,
bleibst standhaft,
unbeirrt.
Dein Weg führt weiter,
durch Regen und Donner,
durch Chaos und Dunkelheit,
unbeugsam.
Gegen den Sturm,
bist du allein,
doch deine Entschlossenheit
trägt dich.
Bis die Wolken weichen,
und der Himmel,
sich klar und ruhig,
wieder zeigt.
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 21.01.2025, 05.49 | (0/0) Kommentare | TB | PL