Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Poem

Feen, sagst du, sind Kinderdinge




[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]



 



Feen, sagst du, sind Kinderdinge

aber ich sah sie

zwischen den brombeerblättern

mit händen wie schmetterlingsflügeln

und stimmen, die nicht sprachen

sondern pflanzen bewegten

 

sie standen auf pilzen,

balancierten auf grashalmen

als wäre schwerkraft

nur ein märchen für uns

 

ihre augen trugen wald

kein spiegel, nur tiefe

aus der etwas zu mir sah

was nicht fragte

 

sie nähten den regen

mit spinnfäden an die luft,

zogen den duft des abends

wie einen schleier

über offene felder

 

sie kannten namen

die wir vergessen haben

und wussten, wann eine ameise trauert

 

nur wenn wir ganz still sind

vielleicht

legen sie uns ein mooswort

ins ohr

 

und verschwinden wieder

bevor wir es

aussprechen können


~*~


© Anne Seltmann






Anne Seltmann 08.05.2025, 07.50 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Maritimer Mittwoch N° 227


[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]






Still war das Meer

 

Jemand hatte das Papierboot gefaltet und aufs Wasser gesetzt –

ganz leise, fast so, als wolle man es nicht wecken.

 

Es war ein schlichtes Boot. Weiß. Ohne Namen. Ohne Flagge.

Nur kleine Farbtupfer an der Seite,

wie Blätter im Wind

je nachdem, wie man es betrachtete.

 

Das Wasser trug es fort.

Erst durch Pfützen, dann durch Bäche,

dann kam der Fluss,

und irgendwann kam das Meer.

 

Niemand hatte es darauf vorbereitet.

Das Plätschern war zu Brandung geworden,

der Himmel zu einem großen, atmenden Tier.

 

Das Papierboot trieb.

Es hatte kein Ziel.

Aber es hatte Zeit.

 

Es lauschte den Stimmen der Wellen,

die Geschichten von Schiffen erzählten,

die kamen und gingen,

von Menschen,

die zu viel wollten

und am Ende doch nur das Meer in sich trugen.

 

Manchmal regnete es.

Manchmal kam eine Wolke zu tief.

Manchmal sang eine Qualle ein Lied,

das niemand verstand,

aber alle fühlten.

 

Das Papierboot wurde blasser.

Weicher.

Durchsichtiger.

 

Aber es trieb weiter.

 

Und als der Morgen kam,
und das Licht wie ein Versprechen über die See strich,
war es verschwunden.

Nicht gesunken.
Nicht zerrissen.
Einfach fort.

Als hätte es sich
endlich selbst entfaltet.


~*~


© Anne Seltmann



Angelas...





Anne Seltmann 07.05.2025, 09.33 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Projekt: Ich seh rot 230/2025


230/2025







Tulpen Zeit

 

am rand der vase

ein zittern.

nicht blüte, nicht ganz stiel.

ein übergang.

 

sie standen in grellem rot

gestern noch

ein ausruf im raum

heute:

eine silbe zu viel,

ein neigen.

 



zwischen tischkante und licht

verbeugt sich der rest.

kein fallen, eher

ein lassen.

 

was ist schön

am aufhören?

 

das papier raschelt

am fenster.

jemand sagt:

es riecht nach vergangenem

und meint den frühling


~*~


© Anne Seltmann





Ein ausgelaufenes Projekt von




Anne Seltmann 06.05.2025, 18.11 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Sommerwiesenbunt



[Mit Photoshop bearbeitet]




ich trat
in ein grün,
das nicht wusste,
wie viele namen es hatte

über mir
ein summen,
als hätte jemand vergessen,
die welt auszuschalten

blüten
platzten auf
in farben,
die nicht verabredet waren

ich hielt still
mit der hand
im licht
zwischen zwei halmen

und dachte:
so fühlt sich nichts an,
das wichtig sein will

eine ameise lief
über meinen fuß
wie eine kurze erinnerung
an bewegung

es roch nach
zu viel leben
um es zu zählen

ich sammelte
keine blumen
nur augenblicke
die sich später
nicht erklären lassen


~*~


© Anne Seltmann






Anne Seltmann 04.05.2025, 10.41 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Als ich auf dich wartete



[KI generiert / Text © Anne Seltmann]




ich saß
nicht wirklich –
eher lag die zeit
auf mir

wie wasser
das nicht
fragt, wohin

eine tasse war da
oder
der abdruck einer tasse
noch warm vielleicht

der tag faltete sich
langsam
wie ein gesicht
das vergessen hatte zu sprechen

ich wusste nicht
ob du kommst
oder
wer du sein würdest

vielleicht warst du schon
da
nur nicht anfassbar

die tür blieb still
wie ein auge,
das nicht mehr blinzelt

alles war
ein atem zu lang
ein satz zu wenig

ich sammelte
staubige lichtflecken
und dachte:
so sieht es wohl aus
wenn nichts passiert
aber alles wartet.

~*~


© Anne Seltmann






Anne Seltmann 04.05.2025, 07.23 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Drei Elfen




[KI generiert / Text © Anne Seltmann]





(und was blieb)

sie kamen ohne namen
durch eine falte im licht
das über den teppich rann

der staub hielt kurz inne
als ob er sie hören könnte
beim atmen

die erste –
sprach nicht,
ließ eine feder zurück
und eine erinnerung
an das wort "vielleicht"

die zweite –
berührte den rand des glases,
das du nie ganz leer trinkst
und das trotzdem immer
zu voll war für träume

die dritte –
sah dich an
nicht mit augen
sondern
mit allem anderen

du fragtest nicht,
sie antworteten
trotzdem
zwischen zwei uhren
und einem lied
im radio

dann gingen sie
nicht weit,
nur ein bisschen
aus der sicht

und du –
du dachtest plötzlich
an moos
und an dinge,
die sich nicht erklären lassen
aber bleiben.


~*~


© Anne Seltmann






Anne Seltmann 03.05.2025, 14.25 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Die Welt ist zu laut




[KI generiert / Text © Anne Seltmann]






die welt hat zu viele stimmen

zu viele finger, die rufen

zu viele rufe, die nichts mehr

bedeuten – außer: ich.

ich.

ich.

 

zwischen zwei pushnachrichten

verliert sich ein vogelruf

im betonhimmel.

jemand tippt

jemand hupt

jemand schreit

jemand meint es gut.

 

ich höre

nichts.

 

ich höre

alles auf einmal.

 

in meinem kopf

scrollen gedanken

über bilder,

die ich nie berührt habe.

alles will gehört werden

und ich –

will nur einmal

nicht antworten.

 

stille ist

kein zustand

sondern widerstand.

 

sie wächst

hinterm lärm,

leise wie moos,

sanft wie schatten

auf einer handfläche

die nichts hält

außer atmung.

 

ich wünsche mir

eine stille

die nicht erklärt

eine pause

ohne versprechen

ein wort

das bleibt

ohne zu schreien.

 

 ~*~

© Anne Seltmann





 




Anne Seltmann 03.05.2025, 08.38 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Weisheiten am Samstag N° 57



N° 57






Anne Seltmann 03.05.2025, 07.25 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Samstag ist Badetag N° 03



[KI & Photoshop generiert / Text Anne Seltmann]




Badetag mit Aussicht


Im Badezimmer war es still.
Nur zwei  Füße ragten über den Wannenrand hinaus, als hätten sie den Aufstieg gewagt –
aber der Rest der Expedition sei in warmem Wasser verschollen.

"Sie lebt noch", murmelte der Ehemann, als er vorsichtig anklopfte und eines der Füße mit dem Finger anstupste.
Es zuckte.
Ein gutes Zeichen.

"Ich denke nach", rief eine Stimme aus dem Schaum.
"Über das Leben. Und ob ich heute überhaupt noch aufstehen soll."

Der linke Fuß wackelte philosophisch.
Der rechte schwieg.

Neben der Wanne lag ein feuchtes Buch,
auf dem Badewannenrand eine Teetasse,
und auf dem Radio spielte Chopin, als ob das hier ein Abschied wäre –
nicht vom Leben, sondern vom Müssen.

Sie warf kurz einen Blick aus dem Schaum:
"Wenn mich jemand sucht – ich bin auf Tauchstation. Mit Verstand und Waschgel."

Und wieder verschwanden die Füße ein Stück tiefer.
Und während sie sanken, winkten sie noch.
Ganz kurz.
Dann war wieder Ruhe.


~*~

 © Anne Seltmann




03.05.2025, 00.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Ein Maikäfer auf Abwegen




Eigentlich wollte Herr Maikäfer bestimmt nur ein bisschen durch den lauen Abend brummen – 

vielleicht ein paar Blumen anfliegen, ein Blatt anknabbern, ein bisschen Käferkram eben. Das war's wohl mit der Navigation!

Er landete gestern in meiner Stube.



Zuerst dachte ich, der kleine Kerl hats nicht geschafft, doch dann merkte ich zaghafte Bewegungen.

Hey, kleiner Kerl, nicht aufgeben! 


Ich habe ihn dann vorsichtig an die frische Luft gebracht.


Viel Glück und das nächste Mal schaltest du das Navi ein!  





Anne Seltmann 02.05.2025, 08.21 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Ja, auch dieses Blog verwendet Cookies. Hier erfaehrst Du alles zum Datenschutz