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Einträge vom: 24.07.2025

Die drei Diven


[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]





Drei Möwen. Drei Blicke. Drei Meinungen.
Sie stehen da, dicht beieinander an einem Strand. Im Hintergrund kreischen Kinder, es riecht nach Sonnencreme und salzigem Wind – doch diese drei Möwen leben in ihrer ganz eigenen Welt.

Rechts: Karla.

Stolz trägt sie einen Fischburger im Flügel, wie ein Preis, der ihr zusteht. Ihre Brust ist geschwellt, der Blick in die Kamera selbstbewusst, fast herausfordernd.
Karla weiß: Hier gibt's keine Diskussion. Wer das Fischbrötchen hat, führt.

Links außen ist Frieda.

Sie hat Pommes ergattert – mehrere! Sie schielt zur Kamera, als wisse sie genau, wie lächerlich das aussieht – aber völlig egal: Die Pommes gehören ihr. Sie hat die Pappschale gestohlen, direkt vom Schoß eines ahnungslosen Touristen.
Frieda ist die Draufgängerin. Die, die nie fragt – nur nimmt.

Und in der Mitte: Emma.

Ohne alles. Kein Krümel, kein Troststück, nicht mal ein Tropfen Ketchup auf den Krallen.
Sie steht da, schnurgerade, mit eingeklappten Flügeln und einem Blick, der alle Worte überflüssig macht: beleidigt, bedröppelt, enttäuscht.
Nicht aus Hunger. Sondern aus Prinzip.
Dass Frieda und Karla nicht teilen, war klar. Aber dass sie dabei auch noch grinsen– das ist bitter.
Emma schaut in die Kamera wie eine Möwe, die sich das merkt.
Der Moment friert ein.

Ein Bild, drei Charaktere: Die Siegerin. Die Räuberin. Die Ungesehene.

Doch Emma denkt schon weiter.
Die nächste Pommes kommt bestimmt!





Anne Seltmann 24.07.2025, 10.09| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: EigeneWortPerlen | Tags: Diven, Möwen, Geschichten, Poem, Midjourney, KI,

Marius Nature Thursday N° 27/2025





Marlene, die Strandaufsicht

Sie hieß Marlene. Zumindest nannten die Einheimischen sie so. Eine große Möwe mit schiefer Haltung, einer angeknacksten Kralle und dem Blick einer alten Bibliothekarin, die jedes Flüstern hört. Marlene war jeden Tag da. Frühmorgens, wenn der Strand noch schlief, saß sie auf der dritten Holzpfahlreihe, direkt bei der roten Boje, und beobachtete.

Sie sah das Paar, das sich seit Wochen zum Schweigen traf. Immer dieselbe Decke, immer derselbe Abstand zwischen den Kaffeebechern. Sie sah die Kinder, die Burgen bauten und dabei das Meer vergaßen. Sie sah den alten Herrn mit dem Strohhut, der nie badete, aber stundenlang aufs Wasser starrte, als warte er auf ein Zeichen. Marlene sah auch die Touristin mit dem Sonnenbrand auf den Schultern, die sich jeden Tag aufs Neue wunderte, dass Wind kein Schatten ist.

Aber Marlene war keine Möwe, die bloß beobachtete. Sie griff ein. Heimlich. Strategisch.

Wenn jemand sein Brötchen auf dem Handtuch vergaß, pickte sie nicht hinein, sondern stupste es leicht an, als wolle sie sagen: "Denk nach, Mensch." Wenn ein Kind zu nah an die Wellen geriet, flog sie laut kreischend über den Sand, bis die Mutter sich erschrocken umsah. Und wenn zwei Liebende sich zu lange schwiegen, setzte sie sich dazwischen. Nicht aus Bosheit. Sondern weil sie wusste: Manchmal braucht Nähe einen Störenfried, um sich neu zu spüren.

Die Menschen am Strand hielten sie für eine freche Möwe. Eine von vielen. Niemand ahnte, dass Marlene die heimliche Aufsicht war. Nicht offiziell, nicht mit Schild oder Trillerpfeife. Aber mit Blick. Mit Instinkt. Mit einem Herzen, das für jedes verlorene Handtuch flatterte und jeden stillen Kummer im Wind hörte.

Abends, wenn das Licht flacher wurde und der Sand sich kühl anfühlte, flog Marlene auf ihren Lieblingspfahl. Und zählte. Die Schatten, die Geschichten, das Ungesagte. Dann schloss sie die Augen, als müsse auch sie irgendwann zur Ruhe kommen.

Doch nur für einen Moment. Denn Marlene – das wusste der Strand längst – hatte alles im Auge. Immer.




Marius...





Anne Seltmann 24.07.2025, 06.28| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte | Tags: Marius Natur Thursday, Nature Thursday, Natur, Marius, Möwe, Geschichte,

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