Still war das Meer
Jemand hatte das Papierboot gefaltet und aufs Wasser gesetzt –
ganz leise, fast so, als wolle man es nicht wecken.
Es war ein schlichtes Boot. Weiß. Ohne Namen. Ohne Flagge.
Nur kleine Farbtupfer an der Seite,
wie Blätter im Wind
je nachdem, wie man es betrachtete.
Das Wasser trug es fort.
Erst durch Pfützen, dann durch Bäche,
dann kam der Fluss,
und irgendwann kam das Meer.
Niemand hatte es darauf vorbereitet.
Das Plätschern war zu Brandung geworden,
der Himmel zu einem großen, atmenden Tier.
Das Papierboot trieb.
Es hatte kein Ziel.
Aber es hatte Zeit.
Es lauschte den Stimmen der Wellen,
die Geschichten von Schiffen erzählten,
die kamen und gingen,
von Menschen,
die zu viel wollten
und am Ende doch nur das Meer in sich trugen.
Manchmal regnete es.
Manchmal kam eine Wolke zu tief.
Manchmal sang eine Qualle ein Lied,
das niemand verstand,
aber alle fühlten.
Das Papierboot wurde blasser.
Weicher.
Durchsichtiger.
Aber es trieb weiter.
Und als der Morgen kam,
und das Licht wie ein Versprechen über die See strich,
war es verschwunden.
Nicht gesunken.
Nicht zerrissen.
Einfach fort.
Als hätte es sich
endlich selbst entfaltet.
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 07.05.2025, 09.33| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte | Maritimer Mittwoch, Angela, Gedicht, Geshcihte, Poem, Lyrik, Papierboot, KI, Midjourney,
Beispiele findet ihr bei >> Roland <<
Die Würfel fielen – zwei Sechsen. Ein satter Pasch!
Macht folglich 12. Somit ist es das L im Alphabet.
Ich habe dafür die Litfaßsäulen herausgesucht.
Manchmal denke ich zurück an die Straßen meiner Kindheit, an das Pflaster unter den Füßen und den Geruch von feuchtem Papier nach einem Regenschauer. Zwischen grauen Häuserzeilen gab es kleine Wunder zu entdecken. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als Litfaßsäulen nicht nur Plakatträger, sondern kleine Verkaufsläden waren – verborgenes Stadtleben auf engstem Raum. Dort kaufte man Kaugummis oder Zeitungen, sprach ein paar Worte mit der alten Dame hinter dem winzigen Fenster. Es war eine Zeit, in der selbst Reklame Platz für Menschliches ließ.
Anne Seltmann 07.05.2025, 08.45| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte | Fotoprojekt, Wuerfelspiel Mai 2025, Würfel, Roland, Würfel 2025, Litfaßsäulen, Plakate,
Im British Museum in London lebte im 19. Jahrhundert eine Katze namens Mike.
Mike war kein gewöhnlicher Museumsbewohner – er hatte eine wichtige Aufgabe: Er bewachte den Haupteingang und hielt streunende Hunde und andere unerwünschte Gäste fern.
Mike wurde von den Museumswächtern liebevoll umsorgt, doch er war ein eigenwilliger Charakter.
Er akzeptierte nur die Gesellschaft der Museumsangestellten – Besucher ignorierte er königlich.
Seine Lieblingsbeschäftigung war es, auf der Treppe vor dem Museum zu sitzen und mit einem einzigen strengen Blick neugierige Hunde zu verjagen.
Als Mike nach vielen Jahren starb, widmete das British Museum ihm sogar einen kleinen Nachruf:
In einer der offiziellen Museumspublikationen stand, dass Mike „sich um die Sicherheit der Kunstwerke verdient gemacht“ habe.
Noch heute wird manchmal von Museumsführern schmunzelnd erzählt, dass Mike vielleicht einer der aufmerksamsten Wächter der Museumsgeschichte war – und zwar auf vier Pfoten.
Es klingt sehr persönlich, nach einer eigenen Reflexion – ehrlich, bodenständig und echt.
Anne Seltmann 07.05.2025, 00.00| (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte | Miau-velous Moments, Katzen, Christiane, Doseninhalte, Katze, Museum, London, ,