
[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]

als sie die woche teilte
war es kein schnitt
sondern ein atemzug
das schwert lag still
auf der grenze zwischen dienstag und vergessen
sie stand dort
wie licht, das sich nicht mehr erinnert
woher es kommt
die tage
zogen in reih und glied
durch ihren blick
sie ließ sie gehen
eins nach dem andern
ohne schmerz
nur ein leises klingen
wie von wasser, das sich trennt
am ende blieb
eine halbe woche
und der gedanke
dass auch stille
schneiden kann
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 08.10.2025, 17.46| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: EigeneWortPerlen | Mittwoch, Geisha, Gedicht, KI, Poem, Lyrik, Midjouney,


meerweite
ich stehe
wo das wasser beginnt
und alles andere aufhört
die weite ist kein ort
sie ist ein denken in blau
ein vergessen der richtung
möwen kreisen
als wüssten sie
dass auch kreise
endlich sind
das meer trägt
und nimmt
im selben moment
ich bleibe
im wind
unentschieden
zwischen schritt
und schweben
~*~
© Anne Seltmann


Anne Seltmann 08.10.2025, 08.46| (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte | Maritimer Mittwoch, Angela, Lyrik, Gedicht, Poem, Meer,

Vor ein paar Jahren fand eine Freundin von mir eine winzige, zitternde Katze in einem verlassenen Hinterhof. Es war früher Herbst, die Luft roch nach nassem Holz, und das Kätzchen war kaum größer als eine Handvoll Leben – grau, zerzaust und mit Augen, die noch ein wenig schielten. Sie hatte sich in einem alten Blumentopf zusammengerollt, als wäre das ihre ganze Welt.
Meine Freundin nannte sie "Minu". In den ersten Tagen war sie scheu, kaum ein Laut kam über ihre Lippen. Sie fraß nur, wenn niemand hinsah, und rannte weg, sobald eine Hand sich bewegte. Aber Katzen haben eine stille Art, Vertrauen zu prüfen. Nach einer Woche schlief Minu plötzlich auf dem Schoß ein – einfach so, mitten am Nachmittag, während draußen der Regen an die Fensterscheibe klopfte. Das war ihr Ja-Wort zum Leben.
Mit der Zeit zeigte sich, dass Minu eine eigenwillige Persönlichkeit war: Sie liebte es, auf die höchste Bücherstapel zu klettern und von dort aus das Zimmer wie eine kleine Königin zu beobachten. Sie hatte eine Schwäche für Musik – besonders für Cello, dessen tiefe Töne sie in sanftes Schnurren versetzten. Und sie hatte diesen unfehlbaren Instinkt, genau dann auf die Tastatur zu steigen, wenn jemand konzentriert arbeitete – als wollte sie sagen: "Mach Pause. Atme."
Heute ist Minu drei Jahre alt. Sie schläft immer noch gern auf dem Fensterbrett, mit der Sonne im Gesicht, und ihre Augen haben dieses selbstbewusste Funkeln, das nur Katzen besitzen, die wissen, dass sie gerettet – und geliebt – sind.
Anne Seltmann 08.10.2025, 05.08| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte | Miau-velous Moments, Katzen, Christiane, Doseninhalte, Katze, Geschichte, Minu,