Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Gedicht

Gänseblumen









Sie wachsen dort,

wo niemand sie erwartet.

Zwischen Kies,

unter den Füßen der Gedanken,

unbeirrt.

 

Ein weißer Blick zum Himmel,

ein gelbes Flüstern aus der Mitte.

 

Sie kennt kein Groß,

kein Laut.

Nur das Dasein –

klar,

still,

leicht.

 

Manche nennen sie unscheinbar,

doch sie trägt den Sommer

auf der Zunge.


~*~


© Anne Seltmann






18.04.2025, 08.30 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Warum es den Karfreitag gibt



Foto & Text © Anne Seltmann




Karfreitag ist der Tag,
an dem das Leben sich selbst hingegeben hat,
nicht aus Schwäche,
sondern aus Liebe.

Es ist der Riss im Gewebe der Welt,
durch den neues Licht dringen kann.

Ein Tag, der uns zeigt:
Manchmal muss etwas sterben,
damit etwas Größeres geboren werden kann.
Nicht als Strafe,
sondern als stiller Schwur,
dass Liebe selbst den Tod überdauert.

Karfreitag gibt es,
damit wir verstehen:
Jeder Neubeginn trägt das Echo eines Opfers,
und jede Hoffnung wurzelt
im Mut, loszulassen.

~*~


© Anne Seltmann







Anne Seltmann 18.04.2025, 06.02 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Miau-velous Moments N° 22








Die Rituale einer Katze

Morgens,
wenn das erste Licht an der Wand wandert,
sitzt sie schon da.
Stumm, erwartend,
neben der Tür,
die du gleich öffnen wirst.

Der Tag beginnt nicht mit deinem Wecker,
sondern mit ihrem Blick.

Sie streckt sich langsam,
eine Bewegung wie aus Seide,
zieht die Krallen aus dem Schlaf,
schleift sie am Teppich,
nicht aus Ungehorsam,
sondern weil es so sein muss.

Der Napf wird geprüft,
selbst wenn er gerade gefüllt wurde.
Ein Hauch Geruch entscheidet
über Wohlwollen oder Missachtung.

Dann der Weg ans Fenster,
die Welt dort draußen
wird kontrolliert:
Ein Vogel,
ein Blatt,
ein Mensch,
alles wird notiert
im unsichtbaren Buch ihrer Ordnung.

Mittagschlaf –
aber nur dort,
wo das Licht am wärmsten fällt.

Am Nachmittag
das Spiel mit dem Unfassbaren:
ein Staubkorn,
ein Sonnenfleck,
der eigene Schweif.

Gegen Abend
der stumme Appell:
Es ist Zeit.
Zeit für Nähe,
für das leise Streichen um deine Beine,
für ein Nicken,
dass der Tag gut war.

Und nachts,
wenn du längst schläfst,
wandert sie durch das Haus
wie eine Erinnerung
an etwas Altes,
Instinktives,
das du nie ganz begreifen wirst.


~*~

© Anne Seltmann









Anne Seltmann 15.04.2025, 00.00 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

In deine Stille gebrannt


[Bild KI generiert & Text  © Anne Seltmann]



 


Wir brennen uns Worte auf die Haut
mit der Glut unserer Blicke
kein Laut ist so nah wie dein Schweigen,
wenn es sich an mein Ohr legt

Wir reißen die Luft auf
wie Seide zwischen den Zähnen
deine Stimme ein Sturm in meiner Brust
der mich aufwühlt und zurückwirft
in dich

Zwischen Kuss und Atem
zählt mein Herz
deine unsagbaren Namen
und legt sie unter meine Rippen

Wir taumeln durch das ungesagte
als wäre es ein Bett aus Feuer
und lieben uns
in einer Sprache,
die sich nur in glühenden Spuren
lesen lässt


~*~

© Anne Seltmann






Anne Seltmann 13.04.2025, 14.49 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Heutiges Kalenderbild bei Engelbert II.







Heute sind diese Strandkörbe bei Engelbert im >> Lichtblick << zu bewundern.
Es gibt auch Interessantes über deren Ursprung und Herkunft nachzulesen.
Wie ich bereits erwähnte, durfte ich den Abreißkalender für den April bei Engelbert mitgestalten.
Ein Gedicht habe ich natürlich auch parat.




Sie sitzen da,
wie wartende Geschichten
aus Korb und Küste geflochten,
mit Lehne, die den Wind kennt
und Polster, die das Salz schmecken.

Sie wissen vom ersten Sonnenstrahl,
vom heimlichen Nickerchen im Halbschatten,
von Kinderlachen, das in ihren Seitentaschen klebt
und von Gesprächen,
die leiser wurden als das Meer.

Wenn der Abend kommt,
ziehen sie sich das Dach tiefer ins Gesicht
und lauschen dem Sand,
wie er die Zeit
zwischen ihren Füßen weiterträgt.


~*~


© Anne Seltmann






Anne Seltmann 13.04.2025, 06.05 | (3/3) Kommentare (RSS) | TB | PL

Samstag ist Badetag



[KI generiert / Text Anne Seltmann]






Am Samstag roch die Küche nach Seife und Dampf,
der Herd glühte leise, das Wasser schwappte schwer in die Zinkwanne.
Ein kleines Meer mitten im Alltag,
in dem die Woche von den Schultern glitt.

Die Mutter prüfte die Temperatur mit der Hand,
der erste durfte rein, das Wasser war klar wie ein Versprechen.
Der Letzte tauchte in Geschichten,
die schon vom Seifenschaum erzählt wurden.

Die Haare dufteten nach Kernseife,
die Haut nach Wärme und Geborgenheit.
Und wenn draußen der Abend sank,
wartete der Sonntag – mit frisch geföhnten Träumen.


~*~


© Anne Seltmann






Anne Seltmann 12.04.2025, 06.37 | (3/3) Kommentare (RSS) | TB | PL

Hand aufs Herz






Die heutige Frage von >> aequitasetveritas <<  lautet:

Wenn du für einen Tag jemand anderes sein könntest, wer wärst du und warum?





Ich möchte heute poetisch auf diese Frage antworten

 

Ich wäre jemand, den ich nie ganz verstanden habe –
nur für einen Tag.
Nicht, um ihn zu beurteilen,
sondern um ihn zu fühlen.

Ich würde seine Schatten durchschreiten,
die Worte hören,
die er nie laut sagte.
Ich würde in seinem Licht stehen,
das er vor der Welt verbarg.

Ich würde mit seinen Augen sehen,
mit seinen Ängsten atmen,
mit seiner Hoffnung hoffen –
auch wenn sie still geworden ist.

Vielleicht beginnt echtes Verstehen
nicht im Reden,
sondern im stillen Gehen
auf einem fremden Weg.

Vielleicht beginnt Mitgefühl
genau dort,
wo wir unsere eigene Sicht
loslassen
– für einen Tag.


 ~*~

 

© Anne Seltmann




Anne Seltmann 11.04.2025, 16.20 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Floral Friday Fotos 2025 N° 12


[Archivfoto]






Gänseblumen

Sie wachsen dort,
wo niemand sie erwartet.
Zwischen Kies,
unter den Füßen der Gedanken,
unbeirrt.

Ein weißer Blick zum Himmel,
ein gelbes Flüstern aus der Mitte.

Sie kennt kein Groß,
kein Laut.
Nur das Dasein –
klar,
still,
leicht.

Manche nennen sie unscheinbar,
doch sie trägt den Sommer
auf der Zunge.


~*~


© Anne Seltmann





Wolfgangs & Lorettas... 


Nicks...




Anne Seltmann 11.04.2025, 07.27 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Ich schreibe...


[Bild & Text © Anne Seltmann]






Ich schreibe –
ein Wort,
noch eins –
es klingt,
verhallt,
verfliegt.

Die Zeile kippt,
der Sinn verrutscht,
ein Komma fällt
aus dem Gedanken.

Ich streiche durch,
lösche aus,
verwerfe,
was eben noch
wie Wahrheit schien.

Doch etwas bleibt –
ein Hauch,
ein Flimmern,
ein stiller Widerhall
im Weiß des Papiers.

Ich beginne neu,
nicht besser,
nicht schlechter –
nur ehrlicher.

Denn Schreiben ist
ein ständiges Verlassen,
ein Finden zwischen
Zeilen,
Zweifeln
und
Zwischentönen.


~*~


© Anne Seltmann




inpieriert durch << piri <<





Anne Seltmann 10.04.2025, 10.11 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Marius Nature Thursday N° 13/2025


N° 13/2025






Der Farn-


wie ein leises Flüstern aus vergangener Zeit.
Seine Blätter, kunstvoll gefiedert, entrollen sich mit der Geduld eines alten Liedes.
Er wächst im Halbschatten, wo das Licht gefiltert fällt –
nicht fordernd, nicht laut,
sondern voller stiller Präsenz.

Ein grüner Architekt der Stille,
der den Waldboden wie ein Geheimnis bedeckt.
Er braucht kein Aufsehen,
nur feuchte Erde und den Hauch des Morgens,
um sich in seiner ganzen Anmut zu zeigen.

Der Farn –
eine Pflanze wie ein Gedicht,
geschrieben in der Sprache der Schatten.


~*~


©  Anne Seltmann






Der Farn hat seit jeher etwas Geheimnisvolles, denn er gehört zu den ältesten Pflanzen der Erde – schon vor Millionen Jahren spross er aus dem Boden, als noch keine Blumen blühten.
In vielen Kulturen gilt der Farn deshalb als Symbol des Verborgenen. In alten Mythen hieß es, dass Farnblüten unsichtbar seien – oder nur in der Johannisnacht
kurz aufleuchten. Wer sie fände, würde Glück, Reichtum oder sogar die Gabe erhalten, sich selbst unsichtbar zu machen.

Die Art, wie sich der Farn langsam entrollt – Blatt für Blatt, Spirale um Spirale – ist zum Symbol für inneres Wachstum geworden. In der Maori-Kultur Neuseelands etwa steht der junge Farn (genannt koru) für Erneuerung, Harmonie und das sich ständig Entfaltende. Dieses Motiv findet sich auch in Kunst, Tattoos und Architektur wieder.

Weltweit gibt es etwa 10.000 bis 12.000 Farnarten – manche Quellen sprechen sogar von bis zu 15.000, je nachdem, wie fein die botanische Einteilung erfolgt. Damit gehören Farne zu den artenreichsten Pflanzengruppen, direkt nach den Blütenpflanzen. Sie kommen auf allen Kontinenten vor – von den Tropen bis zur Arktis – und wachsen in unterschiedlichsten Lebensräumen











Anne Seltmann 10.04.2025, 08.14 | (3/3) Kommentare (RSS) | TB | PL