Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag:

Die Löwenmäulchen meiner Mutter





Die Löwenmäulchen standen damals im Garten meiner Mutter, (es waren ihre Lieblingsblumen)  nicht laut, nicht prahlend, sondern wie stille Begleiterinnen eines sanften Lebens. Sie neigten ihre Köpfe, wenn der Wind vorbeizog, als wollten sie ein altes Geheimnis bewahren. Meine Mutter pflückte sie nicht oft, sie ließ sie lieber blühen, damit ihre Farben leise von der Zeit erzählen konnten—von Tagen voller Sonne und Nächten voller Sterne.

Manchmal, wenn die Welt zu laut wurde, ging sie hinaus, legte die Hand sanft auf die Blüten und spürte, wie eine leise Melodie ihr Herz füllte. Eine Melodie von Erinnerung und Liebe, die auch heute noch in den Löwenmäulchen weiterklingt—ein Flüstern, das mir zuflüstert, dass jene zarten Blüten mehr sind als nur Blumen. Sie sind die Seele eines stillen Morgens, eines unvergesslichen Moments, der niemals vergeht.


die löwenmäulchem meiner mutter
standen nie laut im raum
sie waren ein leises leuchten
eine sprache ohne biss
nur ein atemzug in rosa und weiß

 

ihre stängel hielten das licht
als wüssten sie wie zerbrechlich
zeit in händen wird
wie sehr man etwas festhalten möchte
das längst anfängt zu gehen

 

ein sommer lag darin
und eine stille die nicht schmerzte
nur den himmel bat
bleib noch
bleib noch ein bisschen länger

~*~

© Anne Seltmann

 




Anne Seltmann 29.07.2025, 14.24 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Projekt: Ich seh rot 237/2025






Kiel mal anders – oben ohne durch die Fördestadt

Seit 46 Jahren lebe ich nun schon in Kiel – damals bin ich von Krefeld hierher gezogen. In all den Jahren habe ich die Stadt auf meine eigene Weise erkundet: zu Fuß, mit dem Rad, mal zielstrebig, mal verträumt. Immer allein, immer auf meine Art. Und doch gibt es einen Klassiker, den ich bisher nie ausprobiert habe: die Rundfahrt mit dem roten Doppeldeckerbus.

Cabrio-Feeling unter der Sonne, geschützt bei Regen – so lässt sich Kiel stilvoll entdecken. In rund 70 Minuten rollt der Bus mit 360-Grad-Panorama-Blick durch die Stadt und zeigt ihre touristischen Highlights aus luftiger Vier-Meter-Höhe. Per Audio-Kommentar gibt's dazu allerlei Wissenswertes direkt ins Ohr.

Vielleicht ist ja tatsächlich etwas dabei, das mir in all den Jahren noch nicht begegnet ist. An den Haltestellen kann man jedenfalls entspannt ein- und aussteigen – und vielleicht ist das ja genau die Gelegenheit, sich mal treiben zu lassen. Kiel mit neuen Augen sehen – auch nach 46 Jahren.








Anne Seltmann 29.07.2025, 06.34 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

MosaicMonday N° 76








Stein auf Stein – warum * LEGO mehr ist als nur Spielzeug

Es gibt Dinge, die altern nie – LEGO ist eines davon. Wer einmal mit diesen kleinen, bunten Steinen gebaut hat, weiß: Es ist kein bloßes Spiel, sondern ein Weltenschöpfen im Miniformat.

Ich erinnere mich noch gut an die stundenlangen Bauphasen meiner Kindheit – Türme, die wackelten, Raumschiffe, die keine Funktion, aber viel Fantasie hatten. Irgendwann sortierte man die Steine nach Farben, dann nach Formen, dann warf man alles wieder in eine große Kiste und fing von vorn an. Ordnung? Zwecklos. Aber glücklich? Oh ja.

Heute hat LEGO noch immer diesen Zauber – vielleicht sogar mehr denn je. Es ist ein kreativer Ausgleich, ein Rückzugsort aus der digitalen Welt, ein handfestes Basteln in einer Zeit, die oft nur noch wischt und tippt. Und seien wir ehrlich: Wer einmal einen LEGO-Bausatz für Erwachsene angefangen hat, weiß, dass Geduld, Konzentration und ein bisschen Tüftlergeist nötig sind – fast wie Meditation mit Klickgeräuschen.

Und was mich besonders fasziniert: LEGO ist längst Kunst geworden. Es gibt Skulpturen, Mosaike, ganze Städte aus Steinchen. Manche erschaffen ihr eigenes Miniaturmuseum oder bauen ikonische Szenen der Filmgeschichte nach – Stein für Stein. Wie wunderbar, wenn Kindheitsträume nicht alt werden, sondern einfach weiterwachsen.

Vielleicht ist LEGO deshalb so beliebt – weil es uns erlaubt, gleichzeitig Architekt, Geschichtenerzähler, Künstler und Kind zu sein.

Also: Warum nicht mal wieder die Kiste hervorkramen? Es muss ja kein Schloss werden. Manchmal reicht ein einziger Stein, der etwas in Bewegung setzt.


Übrigens: Der Name LEGO stammt aus dem Dänischen und ist eine Abkürzung von "leg godt", was so viel bedeutet wie "spiel gut".

Fun Fact:


Als der Name 1934 vom Gründer Ole Kirk Christiansen erfunden wurde, wusste er noch nicht, dass "lego" auf Latein auch "ich setze zusammen" bedeutet – ein perfekter Zufall, der zum Bausystem wie die Faust aufs Auge passt!




[*Namensnennung...unbeauftragt und unbezahlt!]







Anne Seltmann 28.07.2025, 10.02 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Weisheiten am Samstag N° 67




Gesehen in Flensburg, als ich mit den Enkelbuben in der * Phänomenta war.

Das Phänomen, Schuhe über Seile, Stromleitungen oder gespannte Leinen zu werfen – oft "Shoefiti" genannt, ein Kofferwort aus Shoe und Graffiti – ist weltweit verbreitet, aber die Gründe dafür sind so vielfältig wie die Menschen, die sie werfen.

Eine eindeutige Antwort gibt es nicht auf die Frage, warum das Menschen tun, aber viele Deutungen und Theorien. Hier sind die wichtigsten:


Manche sagen: Es ist ein Abschiedsritual.
Andere behaupten: pure Rebellion.
Oder ein stilles Gedenken.
Wieder andere sehen Kunst darin – und vielleicht ist es genau das:
Ein Zeichen ohne Bedienungsanleitung.

In den USA sollen solche Schuh-Leinen früher als Reviermarkierung oder geheimer Code gedient haben.
Heute aber scheint es mir eher ein Spiel geworden zu sein. Ein Bild.
Eines, das hängen bleibt – im Wortsinn.

Ich hatte übrigens schon einmal >> Teebeutelkunst << auf meinem Blog – auch das ein Alltagsgegenstand mit überraschendem Doppelleben. Jetzt also Schuhe in luftiger Höhe. Wer weiß, was als Nächstes auftaucht: Zahnbürsten im Baum? Taschenlampen im Blumentopf?

Was bleibt:
Ich mag solche Fundstücke.
Sie erzählen keine fertigen Geschichten – aber sie laden uns ein, selbst eine zu erfinden.
Und vielleicht ist das die schönste Art, Kunst zu begegnen: mitten im Alltag, ohne Eintrittskarte.




Juttas...


...pausiert



[*Namensnennung mit Verlinkung...unbeauftragt und unbezahlt]


Anne Seltmann 26.07.2025, 08.47 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Samstag ist Badetag N° 08




[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]




die stille steht schon
im badezimmer und wartet
auf den ersten tropfen

ich ziehe mich aus


wie eine zwiebel,
blättrig, schlafwarm,
die woche klebt noch
zwischen meinen zehen

 

der schaum spricht in blasen
und nennt mich beim vornamen
ich nicke

 

am wannenrand lehnen blumen
aus dem vorgarten der erinnerung
sie schauen mich an
als wüssten sie
was ich vergessen will

 

alles ist erlaubt
unter wasser
auch das vergessen
auch das gurgeln von sorgen
durch den abfluss in die tiefe
wo niemand fragt,
ob ich fertig bin

 

ich wasche die tage ab
die an mir hingen
wie zu enge jacken
und finde darunter
einen körper
der einfach nur
sein will

 

die fliesen zählen meine atemzüge
eins zwei drei vier
einatmen
weiterleben
ausatmen

 

heute ist samstag
und ich gehöre mir

~*~

© Anne Seltmann






Anne Seltmann 26.07.2025, 06.05 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Hand aufs Herz






Erinnerst du dich an das Leben vor dem Internet?


Ich erinnere mich an die Zeit, bevor alles begann zu rauschen – bevor Nachrichten auf Bildschirmen flimmerten und Worte in Eile verloren gingen.
Damals roch ein Tag nach frisch gedrucktem Papier, nach Bleistift und Pausenbrot. Gespräche hatten Pausen, Gedanken durften atmen.

Wenn meine Lieblingstante aus Trier kam, brachte sie Gummibärchen mit – jedes Mal. Selbst zu meiner Hochzeit. Diese kleinen bunten Wesen waren mehr als nur Süßigkeiten. Sie waren ein Versprechen: dass sich manche Dinge nicht ändern, solange man daran glaubt.

Ich schrieb Briefe, keine Mails. Schlug Wörter im Duden nach, nicht in einer Suchmaschine. Und wenn ich jemandem etwas sagen wollte, ging ich hin – mit klopfendem Herzen. Kein Tippen, kein "Online-Status". Nur der Mut, einander wirklich zu begegnen.

Die Welt war langsamer, ja – aber sie hatte Tiefe. Ich konnte stundenlang durch einen Buchladen streifen, Zeilen lesen, mich verlieren in der Stille zwischen den Seiten. Worte hatten Gewicht. Und Grußformeln waren keine Abkürzungen.

Kinder bauten Höhlen aus Decken, keine Avatare. Ich beobachtete sie oft – wie sie mit staubigen Knien den Himmel eroberten, in Pfützen sprangen und Geschichten erfanden, ohne dass jemand sie ihnen vorsetzte.

Am Meer – meinem stillen Zufluchtsort – war nichts digital. Der Wind spielte mit meinem Haar, der Sand war weich, und jedes Muschelsammeln eine kleine Expedition. Ich sprach mit den Wellen, als wären sie alte Bekannte.

Heute rauscht es überall. Doch manchmal, wenn ich still werde, spüre ich dieses Früher noch – wie eine Melodie, die nur erklingt, wenn man ihr wirklich zuhört.




Anne Seltmann 25.07.2025, 17.42 | (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Eilmeldung! Der Journalismus hat geklingelt – aber keiner hat aufgemacht.



[Foto mit der Nikon Z50]


Ich wollte informiert sein. Also abonnierte ich Newsletter. *Kieler Nachrichten, *Rheinische Post, *ZEIT. Seriosität in der Hosentasche, dachte ich. Was ich bekam: den Feuilleton gewordenen Alarmknopf.

Vor allem die *Rheinische Post scheint im Dauerstress zu leben. Jede zweite Pushnachricht beginnt mit **EILMELDUNG** – ein Begriff, der einst für Anschläge, Naturkatastrophen oder Staatskrisen reserviert war.


**EILMELDUNG!**

*Ozzy Osbourne ist tot!
Sekunden später das Update: die Menschheit trauert.
Ja…und?

Oder:   


**EILMELDUNG!**

Der Wrestling-Star *Hulk Hogan ist tot. Mit seinem markanten "Hulkmania"-Look usw. und seinem energieaufgeladenen Auftreten wurde er in den 1980er und 1990er Jahren zur Legende.

Was für eine legendäre Nachricht!!!

Wer solche Meldungen ins Eilmeldungsformat packt, sollte dringend seinen journalistischen Kompass neu kalibrieren. Oder ihn wenigstens entstauben.

Das wahre Drama ist nicht die Schlagzeile – es ist die Abstumpfung. Wenn alles wichtig ist, ist nichts mehr wichtig. Und wenn Hulk Hogan die Republik in Atem hielt, während echte Themen auf Seite 37 verschwinden, dann wird nicht nur der Leser für dumm verkauft – sondern die Idee von Journalismus gleich mit.

Abspann gefällig?
Wenn das die Zukunft der Nachricht ist, dann wünsche ich mir Brieftauben zurück. Die hatten wenigstens Stil. Und Wichtigeres zu berichten.




[*Namensnennung...unbeuaftragt und unbezahlt]


Anne Seltmann 25.07.2025, 16.29 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Freitag ist Fischtag N° 18



[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]





Kunst aus Knöpfen – kleine Kreise mit großer Wirkung

Es gibt Materialien, die im Alltag leise nebenherlaufen. Sie halten Hemden zusammen, sitzen auf Kissenhüllen oder klackern in der Nähkiste unserer Großmütter: Knöpfe. Kleine Kreise mit Löchern, oft übersehen – und doch voller Geschichten.

In der Kunst haben sie sich ihren Platz eher heimlich erobert. Nicht laut, nicht vordergründig – aber doch mit Nachdruck. Wer genau hinsieht, entdeckt in den Werken mancher Künstlerinnen ein ganzes Universum aus Farben, Formen und Erinnerungen – zusammengesetzt aus Knöpfen.

Eine, die diese Sprache meisterlich spricht, ist * Jane Perkins aus Großbritannien. Sie nimmt das, was andere wegwerfen – Plastikteile, Perlen, Spielzeugreste – und macht daraus Porträts. Bekannte Gesichter wie Mandela, Einstein oder die Queen erscheinen bei ihr wie aus Kindheitsschubladen zusammengesetzt. Und mittendrin: Knöpfe. Sie glänzen, sie leuchten, sie verbinden.

Auch die amerikanische Künstlerin * Lisa Kokin arbeitet mit Knöpfen – allerdings auf ganz andere Weise. Ihre Werke wirken stiller, nachdenklicher. Oft näht sie sie auf Papier oder Stoff, kombiniert sie mit Textfragmenten und lässt so zarte Gedankenbilder entstehen. Ihre Kunst fragt: Wer sind wir, wenn wir erzählen? Und was bleibt, wenn alles gesagt ist?

Natürlich gibt es noch viele andere – teils namenlos, teils verwurzelt in der DIY- oder Textilkunstszene. Knopfkunst ist oft auch eine Geste des Erinnerns. Wie ein leises"Ich war da", festgenäht in Stoff, verwoben mit Geduld und Zeit.

Mich erinnert das an meine eigene Knopfkiste. Vielleicht hast du auch so eine – irgendwo ganz unten in einer Schublade. Wer weiß, was sich daraus noch machen lässt?




[*Namensnennung... unbeauftragt und unbezahlt!]




Anne Seltmann 25.07.2025, 05.45 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Die drei Diven


[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]





Drei Möwen. Drei Blicke. Drei Meinungen.
Sie stehen da, dicht beieinander an einem Strand. Im Hintergrund kreischen Kinder, es riecht nach Sonnencreme und salzigem Wind – doch diese drei Möwen leben in ihrer ganz eigenen Welt.

Rechts: Karla.

Stolz trägt sie einen Fischburger im Flügel, wie ein Preis, der ihr zusteht. Ihre Brust ist geschwellt, der Blick in die Kamera selbstbewusst, fast herausfordernd.
Karla weiß: Hier gibt's keine Diskussion. Wer das Fischbrötchen hat, führt.

Links außen ist Frieda.

Sie hat Pommes ergattert – mehrere! Sie schielt zur Kamera, als wisse sie genau, wie lächerlich das aussieht – aber völlig egal: Die Pommes gehören ihr. Sie hat die Pappschale gestohlen, direkt vom Schoß eines ahnungslosen Touristen.
Frieda ist die Draufgängerin. Die, die nie fragt – nur nimmt.

Und in der Mitte: Emma.

Ohne alles. Kein Krümel, kein Troststück, nicht mal ein Tropfen Ketchup auf den Krallen.
Sie steht da, schnurgerade, mit eingeklappten Flügeln und einem Blick, der alle Worte überflüssig macht: beleidigt, bedröppelt, enttäuscht.
Nicht aus Hunger. Sondern aus Prinzip.
Dass Frieda und Karla nicht teilen, war klar. Aber dass sie dabei auch noch grinsen– das ist bitter.
Emma schaut in die Kamera wie eine Möwe, die sich das merkt.
Der Moment friert ein.

Ein Bild, drei Charaktere: Die Siegerin. Die Räuberin. Die Ungesehene.

Doch Emma denkt schon weiter.
Die nächste Pommes kommt bestimmt!





Anne Seltmann 24.07.2025, 10.09 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Marius Nature Thursday N° 27/2025





Marlene, die Strandaufsicht

Sie hieß Marlene. Zumindest nannten die Einheimischen sie so. Eine große Möwe mit schiefer Haltung, einer angeknacksten Kralle und dem Blick einer alten Bibliothekarin, die jedes Flüstern hört. Marlene war jeden Tag da. Frühmorgens, wenn der Strand noch schlief, saß sie auf der dritten Holzpfahlreihe, direkt bei der roten Boje, und beobachtete.

Sie sah das Paar, das sich seit Wochen zum Schweigen traf. Immer dieselbe Decke, immer derselbe Abstand zwischen den Kaffeebechern. Sie sah die Kinder, die Burgen bauten und dabei das Meer vergaßen. Sie sah den alten Herrn mit dem Strohhut, der nie badete, aber stundenlang aufs Wasser starrte, als warte er auf ein Zeichen. Marlene sah auch die Touristin mit dem Sonnenbrand auf den Schultern, die sich jeden Tag aufs Neue wunderte, dass Wind kein Schatten ist.

Aber Marlene war keine Möwe, die bloß beobachtete. Sie griff ein. Heimlich. Strategisch.

Wenn jemand sein Brötchen auf dem Handtuch vergaß, pickte sie nicht hinein, sondern stupste es leicht an, als wolle sie sagen: "Denk nach, Mensch." Wenn ein Kind zu nah an die Wellen geriet, flog sie laut kreischend über den Sand, bis die Mutter sich erschrocken umsah. Und wenn zwei Liebende sich zu lange schwiegen, setzte sie sich dazwischen. Nicht aus Bosheit. Sondern weil sie wusste: Manchmal braucht Nähe einen Störenfried, um sich neu zu spüren.

Die Menschen am Strand hielten sie für eine freche Möwe. Eine von vielen. Niemand ahnte, dass Marlene die heimliche Aufsicht war. Nicht offiziell, nicht mit Schild oder Trillerpfeife. Aber mit Blick. Mit Instinkt. Mit einem Herzen, das für jedes verlorene Handtuch flatterte und jeden stillen Kummer im Wind hörte.

Abends, wenn das Licht flacher wurde und der Sand sich kühl anfühlte, flog Marlene auf ihren Lieblingspfahl. Und zählte. Die Schatten, die Geschichten, das Ungesagte. Dann schloss sie die Augen, als müsse auch sie irgendwann zur Ruhe kommen.

Doch nur für einen Moment. Denn Marlene – das wusste der Strand längst – hatte alles im Auge. Immer.




Marius...





Anne Seltmann 24.07.2025, 06.28 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

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