Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Lyrik

Wortlos anwesend





[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]




vielleicht
beginnt empathie
nicht mit worten
sondern mit dem schweigen
zwischen zwei atemzügen

du hörst nicht nur
was gesagt wird
du spürst
was verschwiegen bleibt
und bleibst trotzdem

kein ratschlag
kein ausweg
nur
du

da


 ~*~

© Anne Seltmann






Anne Seltmann 11.07.2025, 18.20 | (0/0) Kommentare | TB | PL

12 Seelenfenster



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]




Es gibt Tage, da braucht es keine großen Worte. Da genügt ein stiller Blick, ein Lichtstreif am Boden, ein Windhauch im Haar –und etwas in uns öffnet sich.

Diese Sammlung nennt sich Fenster, weil sie den Blick freigibt auf das, was oft verborgen bleibt:die kleinen, zarten Momente im Alltag, die Schönheit am Wegesrand, die leisen Gedanken,
die niemand laut ausspricht – und doch in vielen wohnen.

Jedes Fenster ist ein Bild, ein Gedicht, ein Flüstern. Ein kurzer Halt zwischen gestern und morgen. Ein Stück Seele, das sich zeigt, ohne sich zu erklären. Vielleicht erkennst du dich wieder.
Vielleicht schaust du hinaus – und findest etwas, das du längst in dir trägst.

Diese Fenster öffnen sich für dich, für das Jetzt, für das, was bleibt.


 

12 Seelenfenster

1. Fenster: Mohn im Kornfeld

Du bleibst stehen.
Nicht, weil du musst.
Weil du siehst.
Ein einzelnes Rot im endlosen Gold
genügt dir
um an Schönheit zu glauben.

2. Fenster: Der Klang des Anfangs

Morgens, wenn die Welt noch leise ist,
hörst du dem Licht beim Aufwachen zu.
Manchmal schreibst du ihm ein Wort in den Tag.
Nicht laut.
Aber liebevoll.

3. Fenster: Die Katze auf dem Thron

Sie trägt eine Krone aus Selbstverständlichkeit
und du verneigst dich innerlich.
Denn wer so ruht,
hat die Welt verstanden.

4. Fenster: Der Atem der Erinnerung

Du öffnest eine Schublade
und du findest etwas,
dass du längst verloren glaubtest:
einen Geruch
ein Lachen
eine Gummibärchenspur
die dich heimführt.

5. Fenster: Zwischen den Zeilen

Du liest nicht nur Worte.
Du hörst, was sie verschweigen.
Und manchmal schreibst du weiter
was andere nicht zu sagen wagten.

6. Fenster: Wind im Haar, Sand unter den Füßen

Ein Tag am Meer
ist kein Tag.
Es ist ein Gefühl
das bleibt
auch wenn du längst zurück bist.

7. Fenster: Der Tanz der Ideen

Du siehst ein absurdes Wort
und es tanzt dir ein Lächeln ins Gesicht.
Manchmal trägt es Flossen.
Manchmal Flügel.
Immer Fantasie.

8. Fenster: Die kleine Geste

Ein voller Satz.
Ein "Guten Morgen" mit Herz.
Ein "Ich sehe dich."
Kleines Licht
große Wirkung
wieder und wieder.

9. Fenster: Der leise Trotz

Du weichst nicht dem, was still wird.
Du hälst inne
und du schreibst
statt zu schweigen.
Das ist deine Art
Widerstand.

10. Fenster: Papierflieger zum Mond

Du faltest Träume
und lässt sie steigen.
Nicht weil sie ankommen müssen.
Weil sie fliegen wollen.

11. Fenster: Der Duft von Blau

Manchmal riecht ein Bild nach Kindheit.
Oder ein Wort nach Flieder.
Du sammelst solche Augenblicke
wie andere Muscheln.

12. Fenster: Du

Zwischen all dem, was vergeht,
bist du
die, die sieht,
die, die bewahrt,
die, die weitergibt
was zart ist
und wichtig.






Anne Seltmann 11.07.2025, 16.36 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Floral Friday Fotos 2025 N° 21









mohn

eine mohnblume
im grün

kein ort für rot
und doch

sie steht
als wüsste sie nichts
vom auffallen

der wind
streicht vorbei
wie ein vergessenes wort

vielleicht
war sie nie gedacht
vielleicht
ist sie deshalb geblieben


~*~

© Anne Seltmann














Für die Zweifler:





Anne Seltmann 11.07.2025, 08.10 | (3/3) Kommentare (RSS) | TB | PL

Freitag ist Fischtag N° 16



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]






Die Silberfische der Träume

Tief unten in einem stillen Meer, das nie ein Sturm erreicht, lebten die Silberfische der Träume. Ihre Flossen waren aus hauchdünnem Licht gewebt, ihr Atem blubberte leise Wünsche ins Wasser. Man sagte, wer ihnen im Schlaf begegnete, würde am Morgen mit einem Lächeln erwachen – und manchmal auch mit einer Antwort auf eine Frage, die man sich nie zu stellen wagte.

Die Fische schwammen durch Korallen aus Zuckerwatte und ließen kleine Blasen aufsteigen, in denen sich winzige Träume drehten – von fliegenden Regenschirmen, tanzenden Waffeln oder geheimen Türen in alten Bäumen.

Eines Nachts näherte sich ein Kind, das sich verirrt hatte in einem seltsamen Zwischenschlaf, irgendwo zwischen Jetzt und Irgendwann. Es blickte die Fischchen an, und eines von ihnen – das mit dem rosigsten Schimmer – sprach in Gedanken:

"Manchmal musst du einfach treiben lassen, was zu schwer geworden ist. Träume schwimmen besser, wenn man ihnen nicht das Herz beschwert."

Das Kind nickte – oder träumte es das nur?

Am nächsten Morgen wachte es mit feuchten Haaren auf und einem Kristallbläschen in der Hand. Darin ein kleiner Fisch, der langsam verblasste.

Aber die Leichtigkeit blieb.




Anne Seltmann 11.07.2025, 05.19 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Die Geschichte von Elandra




[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]





Teil I

In einem verborgenen Tal, das nur bei Schnee zu finden war, lebte ein Mädchen namens Elandra. Ihre Haare hatten die Farbe von Morgendämmerung, ihr Lächeln das Gewicht von Federn. Niemand wusste, woher sie kam – sie war einfach da, seit die Blumen im Winter blühen konnten.

An ihrer Seite: ein Drache aus Licht und Nebel, Lior, sanft wie der erste Schnee. Seine Augen leuchteten wie der Horizont vor dem Sonnenaufgang. Die beiden waren unzertrennlich – nicht durch Worte, sondern durch Herzschläge verbunden.

Elandra verstand, was niemand sonst verstand: Drachen brauchen keine Ketten, nur Nähe. Keine Befehle, nur Vertrauen. Jeden Morgen flüsterten sie einander Geschichten, die kein Buch jemals fassen könnte – Geschichten von Windgesängen, von tanzenden Sternen und von der Kunst, Stille zu hören.

Im Tal von Weißhain gab es keine Kämpfe, keine Kriege. Dort heilten Drachen ihre Herzen. Und Elandra? Sie war ihre Stille. Ihr Trost. Ihre Freundin.

Wenn du eines Tages durch den Schnee wanderst und eine leise Melodie hörst, wie gesungen von Wind und Hoffnung – dann warst du vielleicht ganz nah bei Elandra. Vielleicht hat Lior dich sogar gesehen.

Aber keine Sorge: Wer reinen Herzens ist, wird nie verloren gehen.


Teil II

Wenn der erste Schnee fiel, sang der Wind das alte Lied. Die Bäume neigten sich ein wenig tiefer, als wollten sie lauschen. Dann wussten die Bewohner des Hains: Die Zeit der Drachenflüsterin war gekommen.

Elandra ging barfuß durch den weißen Wald. Unter ihren Schritten knackte kein Ast, denn sie wog weniger als ein Gedanke. Ihr Drache Lior folgte ihr lautlos – seine Schuppen glitzerten wie gefrorenes Licht. Gemeinsam sammelten sie Lichtkörner, kleine leuchtende Tropfen aus Nebel, die sich nur zeigten, wenn man mit offenem Herzen suchte.

Diese Körner waren wichtig, denn weit hinter dem Nebelgebirge, wo der Himmel schwärzer war als Tinte, lag das Land der vergessenen Drachen. Dort hausten jene, die die Welt nicht mehr wollte: Drachen mit verbrannten Flügeln, mit gebrochenen Augen, mit Herzen aus Asche. Die Menschen nannten sie Monster.

Aber Elandra wusste es besser. Sie nannte sie die Stummen. Nicht, weil sie nicht sprechen konnten – sondern weil niemand mehr zuhören wollte.

An diesem Wintermorgen war einer der Stummen zu ihr gekommen. Er war in Träumen erschienen, groß wie ein Turm, mit glühenden Augen, die Trauer trugen. Sein Name war Marvorn, und sein Herz war voller Rauch.

Elandra verstand: Es war Zeit, aufzubrechen. Zeit, die Lichtkörner dorthin zu tragen, wo Finsternis wohnte. Lior legte seinen Kopf an ihre Stirn – sie sprachen nicht, sie waren längst eins.

Und so flogen sie los.

Die Reise war lang. Die Wolken wurden schwer. Die Farben schwanden. Doch Elandras Licht blieb. Denn es war nicht nur ihres – es war das Vertrauen aller Drachen, die je ihren Namen geflüstert hatten.

Am fünften Tag fanden sie Marvorn. Er lag im Schnee wie ein gefallener Schatten. Rauch stieg aus seinen Flügeln, aber seine Augen – sie spiegelten Hoffnung.

Elandra trat zu ihm, hielt ihm eine Handvoll Lichtkörner hin.

»Niemand hat je für mich Licht getragen,« flüsterte Marvorn.
»Du hast es selbst in dir,« sagte sie. »Ich bin nur gekommen, um dich daran zu erinnern.«

Da hob der große Drache den Kopf. Und mit einem Ruck stieß er den Rauch aus seiner Brust. Es war kein Feuer, sondern ein leiser, warmer Hauch – wie der erste Sonnenstrahl im Frühling.

Seither sagen die Drachen: Wer von Elandra berührt wurde, vergisst nie, wer er ist.

Und wenn über Weißhain ein dunkler Schatten zieht, aber keine Angst im Wind liegt – dann ist es Marvorn. Er fliegt wieder. Nicht um zu kämpfen, sondern um zu träumen.

Denn die Drachenflüsterin hat ihn heimgeholt.




© Anne Seltmann


Anne Seltmann 08.07.2025, 10.08 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Projekt: Ich seh rot 236/2025








Mohnblumen

 

sie kamen wieder
die roten schatten
an den rändern der felder

 

ich wollte sie zählen
aber der wind
war schneller als ich

 

blüten
so dünn wie sehnsucht
so lautlos wie absagen

 

sie gingen auf
in dem moment
wo ich noch dachte
sie könnten bleiben

~*~


© Anne Seltmann




Juttas ehemaliges...






Anne Seltmann 08.07.2025, 05.44 | (0/0) Kommentare | TB | PL

I see faces Juni 2025



[Das ist ein reales Bild!]


Waldausflug

Ich war in den letzten Tagen wieder im Wald. Eigentlich wollte ich nur spazieren, tief durchatmen, dem Alltag entfliehen. Doch kaum fünf Minuten drin, hatte ich das Gefühl... beobachtet zu werden.

Nicht von Menschen – nein, von Bäumen!

Da war eine alte Eiche, die sah mich an, als wüsste sie alles. Zwei Astknubbel als Augen, ein Rindenspalt als skeptisch hochgezogene Braue. Ich blieb kurz stehen, sagte höflich "Guten Tag"

Man will ja nicht unhöflich sein, wenn man schon Paranoia hat.

Weiter hinten, eine Birke – ganz eindeutig am Kichern. Ich bin mir sicher, sie flüsterte der Buche neben sich etwas zu. Und dann dieses schmatzende Geräusch aus dem Laub. Ein geheimer Gruß? Ein Morsecode aus Moos?

Ich weiß nicht, ob ich verrückt bin – oder nur besonders empfänglich für Baumkommunikation. Jedenfalls: Ich liebe es. Der Wald hat Humor. Und ziemlich viele Gesichter.

Morgen geh ich wieder hin. Vielleicht antwortet einer endlich.









Anne Seltmann 06.07.2025, 08.21 | (9/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Korngold – das Mädchen mit den viel zu großen Stiefeln



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]



Dort, wo die Felder flüstern und der Wind Geschichten sammelt, lebte ein kleines Mädchen mit wilden Haaren und einem Namen, den niemand kannte. Die Menschen im Dorf nannten sie nur Korngold – weil sie immer ein paar Ähren in den Taschen trug und in ihren Stiefeln manchmal auch Maiskolben steckten, als hätte sie dem Sommer das letzte Lächeln geklaut.

Korngold war nicht wie die anderen Kinder. Ihre Stiefel waren drei Nummern zu groß und klapperten bei jedem Schritt wie die Uhren der alten Zeit. Doch sie mochte sie so – denn sie glaubte, in ihnen liege ein Stück der Vergangenheit verborgen. Vielleicht sogar ein Stück ihres Traums.

An diesem Tag fiel das allererste Schneeflöckchen vom Himmel. Es tanzte leise, drehte sich einmal um sich selbst – und landete direkt auf ihrer Nase.
Korngold hielt den Atem an.

"Bist du der Anfang?" flüsterte sie.
Das Flöckchen antwortete nicht, aber die Maiskolben in ihren Stiefeln begannen leicht zu schimmern, als spürten sie den Zauber.
Ein leises Leuchten, warm wie Kindheit. Wie Hoffnung.

Korngold wusste: Auch wenn der Winter kam, würde das Korn in ihr nie ganz schlafen gehen. Und solange sie ging – mit ihren großen Stiefeln, ihrem stillen Mut und ihren leuchtenden Augen – würde der Sommer in ihr weiterflüstern.

So ging sie los.
Klein.
Zart.
Aber voller Wunder.


© Anne Seltmann




Anne Seltmann 27.06.2025, 16.40 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Marius Nature Thursday N° 23/2025





[Archivbilder]






Marienkäferprotokolle


es war ein punkt
ein roter, bewegter punkt auf der haut des morgens
eine falte im blattlicht,
eine verirrung zwischen ahnung und wind

du zähltest die punkte
als sei zählen ein schutz
gegen das ungefähre, das sich auf deine hand setzte
leicht wie eine möglichkeit

marienkäfer –
keine käfer, keine heiligen
nur schalen aus rot und versprechen
mit flügeln aus flucht

du sagtest: sie bringen glück
ich sah: sie trugen nichts außer flug
und ein winziges zittern

sie blieben nie lang
aber lange genug
um uns etwas zu zeigen
was wir nicht benennen konnten
nur befühlen


~*~

© Anne Seltmann










Anne Seltmann 26.06.2025, 00.00 | (4/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Projekt: Ich seh rot 233/2025



233/2025 





Nur ein Schimmer noch

 

sie kommen
als wüssten sie
wie kurz das ist
was ihnen blüht

 

kaum da
schon lichtdurchlässig
in den rändern
das rot zu fein
um zu bleiben
das rot
eine erinnerung
an das, was vergeht
während es blüht

 

du siehst sie
und schon
sind sie
etwas anderes

 

ein wind
reicht
und sie lösen sich
aus der wiese
aus deinem bild
aus der zeit

 

du bleibst
einen moment
vor dieser lücke
wo sie waren
und nicht mehr sind
nur ein schimmer
noch
auf deinem blick

 

sie vergehen
wie alles
was sanft ist

 

aber manchmal
bleibt ein Hauch
der genügt

 

~*~

© Anne Seltmann











Anne Seltmann 17.06.2025, 06.24 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

2025
<<< Dezember >>>
Mo Di Mi Do Fr Sa So
01020304050607
08091011121314
15161718192021
22232425262728
293031    




















_______________________________
RSS 2.0 RDF 1.0 Atom 0.3