Tag: Lyrik
Anne Seltmann 22.05.2025, 09.09 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
sie wachsen
als hätten sie nie
etwas anderes getan
mit dem mut
den dornen machen
wenn man sich trotzdem
öffnet
ihre farbe
keine festlegung –
nur ein vorschlag
an das licht
sie duften
wie erinnerung
an etwas
das man noch erleben wird
ich beuge mich zu ihnen
nicht aus ehrfurcht
sondern weil
sie einlädt
nicht zu blühen
für mich
sondern mit mir
Anne Seltmann 20.05.2025, 14.23 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
deine hand auf meiner
ist kein versprechen
sondern ein hauch von möglichkeit
wie ein vogel,
der kurz landet
um dann weiterzufliegen
ich atme dich ein
nicht, um dich festzuhalten
sondern um dich zu spüren
in jedem flügelschlag
du bist das leise lachen
in meinem morgen
das licht, das sanft
durch die vorhänge fällt
ich liebe dich
nicht als ziel
sondern als weg
der sich öffnet
mit jedem schritt
~*~
© Anne Seltmann
1997
Anne Seltmann 18.05.2025, 08.49 | (0/0) Kommentare | TB | PL
ich halte sie
nicht fest
nur so,
dass sie weiß: ich bin da
sie sieht durch
alles hindurch
mein atem still,
ihre bewegung ein zucken
gegen die welt
meine hand lernt
wie sich bleiben anfühlt
wenn man fliegen könnte
ich sage nichts
vielleicht
bleibt sie
~*~
© Anne Seltmann
Das Gedicht kann als Metapher gelesen werden für viele zwischenmenschliche Beziehungen oder für den Umgang mit etwas Kostbarem, das sich nicht einfangen lässt:
– ein Kind, das loslassen lernt
– ein geliebter Mensch, der gehen könnte
– ein kreativer Moment, der sich nicht erzwingen lässt
– Vertrauen, das nur wächst, wenn man nichts verlangt
Anne Seltmann 17.05.2025, 09.58 | (0/0) Kommentare | TB | PL
der goldfisch
träumt von flussläufen
aus porzellan
er kennt
nur den rand
als grenze
und spiegel
Anne Seltmann 16.05.2025, 05.46 | (3/2) Kommentare (RSS) | TB | PL
Am Ufer
der fluss sagt nichts
und erzählt doch alles
was vergeht
hütten
ducken sich ins grün
als wollten sie
übersehen werden
der steg
ein satz ohne punkt
offen ins wasser geschrieben
auf der bank
der abdruck
von jemandem
der vielleicht du warst
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 14.05.2025, 07.24 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
sie steht
inmitten der blumen,
die sich nicht entscheiden müssen
ein drachen
zittert in ihrer hand
wie ein gedanke ans fortsein
die schnur –
nicht fessel,
nicht versicherung
vielleicht ist freiheit
nicht im loslassen
nicht im festhalten
sondern
im wissen,
dass beides möglich ist
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 13.05.2025, 17.06 | (0/0) Kommentare | TB | PL
sie standen nicht
mehr fest,
diese himmelslichter –
zogen ihre bahnen
nicht aus ordnung,
sondern aus sehnsucht
ein mädchen
im schatten der gärten,
die finger voller nächte,
die augen offen
für das unbegreiflich kleine
und als das erste licht
ihren körper berührte,
dachte sie:
so muss es sein,
wenn die welt
zu flüstern beginnt
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 12.05.2025, 16.21 | (0/0) Kommentare | TB | PL
wirsing
wirsing liegt
wie eine frage
im gemüsefach
grün wie ein versuch
den ich nicht zuende
gedacht habe
schichten aus
blättern, falten,
vermutungen
ich schneide ihn
als würde ich
eine erinnerung öffnen
die nicht meine ist
der topf dampft
der raum riecht
nach kindheit
oder nach etwas,
das ich nie gemocht habe
aber heute
würze ich
nicht nach rezept
sondern nach laune
und der wirsing
verliert sein gesicht
und bekommt
ein neues
zwischen
knoblauch
und ahnung
Anne Seltmann 11.05.2025, 07.16 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
ich liebe das meer
sagst du, als wäre es
eine richtung.
ich liebe die weite,
die zwischen zwei wellen passt
wie atem zwischen zwei sätzen.
ich liebe die welle,
die ankommt,
auch wenn sie nur bricht.
das meer kennt keine uhrzeit
kein ende,
keinen grund,
nur dich,
wenn du hineinsiehst
und nicht zurückblickst.
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 10.05.2025, 11.37 | (0/0) Kommentare | TB | PL