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Einträge vom: 25.07.2025

Hand aufs Herz






Erinnerst du dich an das Leben vor dem Internet?


Ich erinnere mich an die Zeit, bevor alles begann zu rauschen – bevor Nachrichten auf Bildschirmen flimmerten und Worte in Eile verloren gingen.
Damals roch ein Tag nach frisch gedrucktem Papier, nach Bleistift und Pausenbrot. Gespräche hatten Pausen, Gedanken durften atmen.

Wenn meine Lieblingstante aus Trier kam, brachte sie Gummibärchen mit – jedes Mal. Selbst zu meiner Hochzeit. Diese kleinen bunten Wesen waren mehr als nur Süßigkeiten. Sie waren ein Versprechen: dass sich manche Dinge nicht ändern, solange man daran glaubt.

Ich schrieb Briefe, keine Mails. Schlug Wörter im Duden nach, nicht in einer Suchmaschine. Und wenn ich jemandem etwas sagen wollte, ging ich hin – mit klopfendem Herzen. Kein Tippen, kein "Online-Status". Nur der Mut, einander wirklich zu begegnen.

Die Welt war langsamer, ja – aber sie hatte Tiefe. Ich konnte stundenlang durch einen Buchladen streifen, Zeilen lesen, mich verlieren in der Stille zwischen den Seiten. Worte hatten Gewicht. Und Grußformeln waren keine Abkürzungen.

Kinder bauten Höhlen aus Decken, keine Avatare. Ich beobachtete sie oft – wie sie mit staubigen Knien den Himmel eroberten, in Pfützen sprangen und Geschichten erfanden, ohne dass jemand sie ihnen vorsetzte.

Am Meer – meinem stillen Zufluchtsort – war nichts digital. Der Wind spielte mit meinem Haar, der Sand war weich, und jedes Muschelsammeln eine kleine Expedition. Ich sprach mit den Wellen, als wären sie alte Bekannte.

Heute rauscht es überall. Doch manchmal, wenn ich still werde, spüre ich dieses Früher noch – wie eine Melodie, die nur erklingt, wenn man ihr wirklich zuhört.




Anne Seltmann 25.07.2025, 17.42| (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte | Tags: Hand aufs Herz, Mitmachaktion, aequitasetveritas, ,

Eilmeldung! Der Journalismus hat geklingelt – aber keiner hat aufgemacht.



[Foto mit der Nikon Z50]


Ich wollte informiert sein. Also abonnierte ich Newsletter. *Kieler Nachrichten, *Rheinische Post, *ZEIT. Seriosität in der Hosentasche, dachte ich. Was ich bekam: den Feuilleton gewordenen Alarmknopf.

Vor allem die *Rheinische Post scheint im Dauerstress zu leben. Jede zweite Pushnachricht beginnt mit **EILMELDUNG** – ein Begriff, der einst für Anschläge, Naturkatastrophen oder Staatskrisen reserviert war.


**EILMELDUNG!**

*Ozzy Osbourne ist tot!
Sekunden später das Update: die Menschheit trauert.
Ja…und?

Oder:   


**EILMELDUNG!**

Der Wrestling-Star *Hulk Hogan ist tot. Mit seinem markanten "Hulkmania"-Look usw. und seinem energieaufgeladenen Auftreten wurde er in den 1980er und 1990er Jahren zur Legende.

Was für eine legendäre Nachricht!!!

Wer solche Meldungen ins Eilmeldungsformat packt, sollte dringend seinen journalistischen Kompass neu kalibrieren. Oder ihn wenigstens entstauben.

Das wahre Drama ist nicht die Schlagzeile – es ist die Abstumpfung. Wenn alles wichtig ist, ist nichts mehr wichtig. Und wenn Hulk Hogan die Republik in Atem hielt, während echte Themen auf Seite 37 verschwinden, dann wird nicht nur der Leser für dumm verkauft – sondern die Idee von Journalismus gleich mit.

Abspann gefällig?
Wenn das die Zukunft der Nachricht ist, dann wünsche ich mir Brieftauben zurück. Die hatten wenigstens Stil. Und Wichtigeres zu berichten.




[*Namensnennung...unbeuaftragt und unbezahlt]


Anne Seltmann 25.07.2025, 16.29| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: PrivatePerlen | Tags: Eilmeldung, Sature, Zeitungen,

Freitag ist Fischtag N° 18



[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]





Kunst aus Knöpfen – kleine Kreise mit großer Wirkung

Es gibt Materialien, die im Alltag leise nebenherlaufen. Sie halten Hemden zusammen, sitzen auf Kissenhüllen oder klackern in der Nähkiste unserer Großmütter: Knöpfe. Kleine Kreise mit Löchern, oft übersehen – und doch voller Geschichten.

In der Kunst haben sie sich ihren Platz eher heimlich erobert. Nicht laut, nicht vordergründig – aber doch mit Nachdruck. Wer genau hinsieht, entdeckt in den Werken mancher Künstlerinnen ein ganzes Universum aus Farben, Formen und Erinnerungen – zusammengesetzt aus Knöpfen.

Eine, die diese Sprache meisterlich spricht, ist * Jane Perkins aus Großbritannien. Sie nimmt das, was andere wegwerfen – Plastikteile, Perlen, Spielzeugreste – und macht daraus Porträts. Bekannte Gesichter wie Mandela, Einstein oder die Queen erscheinen bei ihr wie aus Kindheitsschubladen zusammengesetzt. Und mittendrin: Knöpfe. Sie glänzen, sie leuchten, sie verbinden.

Auch die amerikanische Künstlerin * Lisa Kokin arbeitet mit Knöpfen – allerdings auf ganz andere Weise. Ihre Werke wirken stiller, nachdenklicher. Oft näht sie sie auf Papier oder Stoff, kombiniert sie mit Textfragmenten und lässt so zarte Gedankenbilder entstehen. Ihre Kunst fragt: Wer sind wir, wenn wir erzählen? Und was bleibt, wenn alles gesagt ist?

Natürlich gibt es noch viele andere – teils namenlos, teils verwurzelt in der DIY- oder Textilkunstszene. Knopfkunst ist oft auch eine Geste des Erinnerns. Wie ein leises"Ich war da", festgenäht in Stoff, verwoben mit Geduld und Zeit.

Mich erinnert das an meine eigene Knopfkiste. Vielleicht hast du auch so eine – irgendwo ganz unten in einer Schublade. Wer weiß, was sich daraus noch machen lässt?




[*Namensnennung... unbeauftragt und unbezahlt!]




Anne Seltmann 25.07.2025, 05.45| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte | Tags: Freitag, Fischtag, Friday, Fish, KI, Midjourney, Geschichte, Knöpfe,

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