Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Poem

Der Naturdonnerstag N° 142



N° 142



Die Pilze

Euch unbesungen lassen,

die ihr mich fast ernährt.

Mir in den Wintertagen

so manche Lust gewährt!

 

Die ihr mir zu gefallen,

in mancherlei Gestalt

auf unserem Tisch erscheinet,

uns anlockt mit Gewalt.

 

Nie werd ich euch, o Pilze

mit Schweigen übergehen;

Wohl aber laut das Gute

das ihr mir that, gestehn.

 

Und wie ich freudig jauchze,

hab ich den Ort entdeckt,

wo zwischen Moos und Stümpfen

ihr listig euch versteckt.


 ~*~


Elisabeth Kulmann

1808-1825









Anne Seltmann 10.11.2022, 13.47 | (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

365 Tage Challenge – N° 304



  N° 304





Abschied vom Oktober


Im Wechsel mit den Farben

leuchten Bäume wie im Rausch

verabschiedet sich der Oktober

tanzen Blätter ihr letztes Menuett


~*~

© Anne Seltmann












Anne Seltmann 31.10.2022, 16.14 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

365 Tage Challenge – N° 292



 N° 292





Der Spatz

 

Ich bin ein armer Schreiber nur,

Hab' weder Haus noch Acker,

Doch freut mich jede Kreatur,

Sogar der Spatz, der Racker.

Er baut von Federn, Haar und Stroh

Sein Nest geschwind und flüchtig,

Er denkt, die Sache geht schon so,

Die Schönheit ist nicht wichtig.

 

Wenn man den Hühnern Futter streut,

Gleich mengt er sich dazwischen,

Um schlau und voller Rührigkeit

Sein Körnlein zu erwischen.

 

Maikäfer liebt er ungemein,

Er weiß sie zu behandeln;

Er hackt die Flügel, zwackt das Bein

Und knackt sie auf wie Mandeln.

 

Im Kirschenbaum frisst er verschmitzt

Das Fleisch der Beeren gerne;

Dann hat, wer diesen Baum besitzt,

Nachher die schönsten Kerne.

 

Es fällt ein Schuss. Der Spatz entfleucht

Und ordnet sein Gefieder.

Für heute bleibt er weg vielleicht,

Doch morgen kommt er wieder.

 

Und ist es Winterzeit und hat's

Geschneit auf alle Dächer,

Verhungern tut kein rechter Spatz,

Er kennt im Dach die Löcher.

 

Ich rief: "Spatz, komm, ich füttre dich!"

Er fasst mich scharf ins Auge.

Er scheint zu glauben, dass auch ich

Im Grunde nicht viel tauge.

 

 ~*~


Christian Morgenstern











Anne Seltmann 19.10.2022, 17.45 | (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Himmelsblick N° 29



 N° 29





Die einsame Wolke


Sonne warf den letzten Schein

Müd im Niedersinken,

Eine Wolke noch allein

Schien mir nachzuwinken.

 

Lange sie wie sehnend hing,

Ferne den Genossen.

Als die Sonne unterging,

War auch sie zerflossen.

 ~*~


Martin Greif

(eigentlich Friedrich Hermann Frey)










Anne Seltmann 15.10.2022, 18.52 | (4/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Der Naturdonnerstag N° 139



 N° 139





Farbkleckse rundherum

der Herbstmaler geht um.

Bemalt hier und dort Blatt um Blatt,

schau nur was er geschaffen hat.

Am Ende fädelt er Blätterketten,

ein letztes Blatt dreht Pirouetten,

bis es sanft zu Boden fällt

und von seinem Tanz erzählt.

 

~*~

 

© Anne Seltmann







Anne Seltmann 13.10.2022, 07.36 | (9/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

365 Tage Challenge – N° 280



N° 280





Nichts Aktuelles, nur die Skulptur hat in mir folgende Zeilen ausgelöst.




Nicht abwenden und ablehnen,
sondern zulassen und annehmen.

Nicht weigern und verwehren
sondern gewähren und akzeptieren.

~*~

© Anne Seltmann












Anne Seltmann 07.10.2022, 18.38 | (7/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Maritimer Mittwoch N° 134



 N° 134





Im stürmischen Ozean des Lebens 
bist du mein Anker.

~*~

© Anne Seltmann








Anne Seltmann 05.10.2022, 08.57 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Himmelsblick N° 24



N° 24







Taumelnd und tanzend

wiegen sich Wolken

zum Vergnügen des Windes.


 ~*~

© Anne Seltmann






Anne Seltmann 28.06.2022, 17.39 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

365 Tage Challenge – N° 114



N° 114





Eine Bank

in der Stille des Morgens-

warmer Frühlingswind


~*~

© Anne Seltmann














Anne Seltmann 24.04.2022, 09.55 | (6/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

365 Tage Challenge – N° 107




  N° 107




Da seht aufs neue dieses alte Wunder:
Der Osterhase kakelt wie ein Huhn
und fabriziert dort unter dem Holunder
ein Ei und noch ein Ei und hat zu tun.

Und auch der Mensch reckt frohbewegt die
Glieder – er zählt die Kinderchen: eins, zwei und drei ...
Ja, was errötet denn die Gattin wieder?
Ei, ei, ei
ei, ei
ei!

Der fleißige Kaufherr aber packt die Ware
ins pappne Ei zum besseren Konsum:
Ein seidnes Schnupftuch, Nadeln für die Haare,
die Glitzerbrosche und das Riechparfuhm.

Das junge Volk, so Mädchen wie die Knaben,
sucht die voll Sinn versteckte Leckerei.
Man ruft beglückt, wenn sies gefunden haben:
Ei, ei, ei
ei, ei
ei!

Und Hans und Lene Steckens in die Jacke,
das liebe Osterei – wen freut es nicht?
Glatt, wohlfeil, etwas süßlich im Geschmacke,
und ohne jedes innre Gleichgewicht.

Die deutsche Politik ... Was wollt ich sagen?
Bei uns zu Lande ist das einerlei –
und kurz und gut: Verderbt euch nicht den Magen!
Vergnügtes Fest! Vergnügtes Osterei!

~*~

Kurt Tucholsky





Bernhards...







Anne Seltmann 17.04.2022, 09.45 | (7/0) Kommentare (RSS) | TB | PL