Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag:

Was, wenn sie bleibt




[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]





ich halte sie
nicht fest
nur so,
dass sie weiß: ich bin da

sie sieht durch
alles hindurch

mein atem still,
ihre bewegung ein zucken
gegen die welt

meine hand lernt
wie sich bleiben anfühlt
wenn man fliegen könnte

ich sage nichts

vielleicht
bleibt sie


 ~*~


© Anne Seltmann




Das Gedicht kann als Metapher gelesen werden für viele zwischenmenschliche Beziehungen oder für den Umgang mit etwas Kostbarem, das sich nicht einfangen lässt:
– ein Kind, das loslassen lernt
– ein geliebter Mensch, der gehen könnte
– ein kreativer Moment, der sich nicht erzwingen lässt
– Vertrauen, das nur wächst, wenn man nichts verlangt




Anne Seltmann 17.05.2025, 09.58 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Weisheiten am Samstag N° 59







Seit vielen Jahren nutzen wir regelmäßig die Gelegenheit, den Tag der offenen Tür im Theater zu besuchen. Dabei erhält man einen besonderen Einblick hinter die Kulissen – in Bereiche, die dem Publikum sonst verborgen bleiben. Ob Theaterproben, Kulissenbau, Technik oder Arbeitsräume: Vieles, was normalerweise im Verborgenen geschieht, wird an diesem Tag sichtbar. Es ist jedes Mal aufs Neue faszinierend, den Theaterbetrieb aus dieser Perspektive kennenzulernen – ein Blick hinter die Fassade des Bühnenzaubers, der den Besuch immer wieder lohnenswert macht.









Anne Seltmann 17.05.2025, 06.29 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Samstag ist Badetag N° 05


[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]




Das Schaf steht vor dem Spiegel, leicht zerzauselt, aber stolz. Der Föhn brummt, die Locken fliegen wild durcheinander. Mit halb geschlossenen Augen genießt es den warmen Luftstrom. "Flausch braucht Pflege!", blökt es zufrieden und pustet sich die Wolle in Form – bereit für den großen Auftritt auf der Weide. 










Anne Seltmann 17.05.2025, 00.00 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Hand aufs Herz







Welches Buch könntest du immer wieder lesen?





Ganz spontan fällt mir das Buch "*Steine auf dem Küchenbord" von *Astrid Lindgren ein. Obwohl ich natürlich noch andere Lieblinge habe!.

Es ist eines der leisen Bücher. Eines, das nicht ruft, sondern flüstert. Das nicht unterhält, sondern berührt.

Rezension:

"Steine auf dem Küchenbord" ist ein schmales Buch – und doch liegt darin ein ganzes Leben. Astrid Lindgren zeigt sich hier nicht als Geschichtenerzählerin im klassischen Sinne, sondern als Mensch, als Denkerin, als jemand, der zurückblickt, nachfühlt, sortiert.

Es ist ein Buch über Abschied und Erinnerung, über das Altwerden, über das, was war und bleibt. Die Texte – nachdenklich, manchmal traurig, oft zärtlich – zeigen eine andere Seite Lindgrens: die der Philosophin des Alltags.

Wie Steine auf einem Küchenbord liegen ihre Gedanken da, scheinbar zufällig – und doch voller Bedeutung. Man kann sie in die Hand nehmen, drehen, befühlen, und immer wieder etwas Neues darin entdecken.

Es ist ein Buch, das man nicht "durchliest", sondern mitnimmt – ins eigene Leben, in Tage, die nach innen führen. Und ja: Es ist ein Buch, das man immer wieder lesen kann. Weil es jedes Mal ein bisschen mit einem selbst mitwächst.



[* Namensnennung...unbeauftragt und unbezahlt!]

 




Anne Seltmann 16.05.2025, 10.56 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Freitag ist Fischtag N° 08



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]




der goldfisch
träumt von flussläufen
aus porzellan

er kennt
nur den rand
als grenze
und spiegel


~*~

© Anne Seltmann








Anne Seltmann 16.05.2025, 05.46 | (3/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Marius Nature Thursday N° 17/2025



 N° 17/2025 




die anderen
reden von kirschblüten,
vom weichen anfang in rosa

aber ihr,
stehst da
mit euren feinen
zersetzten rändern,
schneidend schön

 chrysanthemen
im frühjahr –
wer hat euch eingeladen
in diese jahreszeit?
oder habt ihr sie einfach geöffnet,
wie eine tür

so unpassend
dass es schon wieder
stimmt

die luft ist noch kühl
vom alten schnee
aber ihr
tragt eureblüten
wie ein widerspruch
wie ein flüstern
aus dem falschen kalender

es ist frühling
und ihr
besteht darauf
zu bleiben


~*~


© Anne Seltmann









Anne Seltmann 15.05.2025, 05.49 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Maritimer Mittwoch N° 228







Am Ufer

der fluss sagt nichts
und erzählt doch alles
was vergeht

hütten
ducken sich ins grün
als wollten sie
übersehen werden

der steg
ein satz ohne punkt
offen ins wasser geschrieben

auf der bank
der abdruck
von jemandem
der vielleicht du warst

~*~


© Anne Seltmann














Anne Seltmann 14.05.2025, 07.24 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Vom Fliegen



[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]




sie steht
inmitten der blumen,
die sich nicht entscheiden müssen

ein drachen
zittert in ihrer hand
wie ein gedanke ans fortsein

die schnur –
nicht fessel,
nicht versicherung

vielleicht ist freiheit
nicht im loslassen
nicht im festhalten

sondern
im wissen,
dass beides möglich ist


~*~


© Anne Seltmann



Anne Seltmann 13.05.2025, 17.06 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Hand aufs Herz



Welchen Job würdest du umsonst machen?

Diese Frage klingt wie ein Spiel. Fast zu leicht, um wahr zu sein. Und doch steckt so viel Wahrheit darin: Was würdest du tun, ohne Geld dafür zu bekommen? Einfach, weil dein Herz ruft?

Ich wüsste es sofort. Ich würde mit Kindern arbeiten. Ich habe es schließlich während meines Berufslebens (Erzieherin von Beruf) schon getan. Am liebsten mit Flüchtlingskindern:

Weil ich weiß, dass ihre Welt oft aus Bruchstücken besteht.
Weil sie zu früh verstehen mussten, was Verlust ist.
Weil ihre Augen schon viel gesehen haben – und trotzdem leuchten können.

Ich würde mit ihnen malen, spielen, Geschichten erfinden. Ich würde ihnen zuhören, auch zwischen den Worten. Ich würde mit ihnen lachen – und still werden, wenn sie es brauchen.

Ich glaube, Kinder brauchen keinen perfekten Ort. Sie brauchen offene Hände. Ein Lächeln, das nicht fragt, woher sie kommen. Eine Stimme, die sie beim Namen nennt, ohne Akzent.

Und manchmal reicht es schon, einfach da zu sein.
Nicht als Heldin. Nicht als Retterin. Sondern als jemand, die sieht.


Denn jedes Kind trägt eine Geschichte in sich – und manchmal beginnt Heilung dort, wo jemand zuhört.




Anne Seltmann 13.05.2025, 09.03 | (4/4) Kommentare (RSS) | TB | PL

Als die Sterne vom Himmel fielen



[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]





 

sie standen nicht

mehr fest,

diese himmelslichter –

zogen ihre bahnen

nicht aus ordnung,

sondern aus sehnsucht

 

ein mädchen

im schatten der gärten,

die finger voller nächte,

die augen offen

für das unbegreiflich kleine

 

und als das erste licht

ihren körper berührte,

dachte sie:

so muss es sein,

wenn die welt

zu flüstern beginnt


~*~


© Anne Seltmann






Anne Seltmann 12.05.2025, 16.21 | (0/0) Kommentare | TB | PL

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