Thema: PerlenhafteProjekte
der goldfisch
träumt von flussläufen
aus porzellan
er kennt
nur den rand
als grenze
und spiegel
Anne Seltmann 16.05.2025, 05.46 | (0/0) Kommentare | TB | PL
die anderen
reden von kirschblüten,
vom weichen anfang in rosa
aber ihr,
stehst da
mit euren feinen
zersetzten rändern,
schneidend schön
chrysanthemen
im frühjahr –
wer hat euch eingeladen
in diese jahreszeit?
oder habt ihr sie einfach geöffnet,
wie eine tür
so unpassend
dass es schon wieder
stimmt
die luft ist noch kühl
vom alten schnee
aber ihr
tragt eureblüten
wie ein widerspruch
wie ein flüstern
aus dem falschen kalender
es ist frühling
und ihr
besteht darauf
zu bleiben
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 15.05.2025, 05.49 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Am Ufer
der fluss sagt nichts
und erzählt doch alles
was vergeht
hütten
ducken sich ins grün
als wollten sie
übersehen werden
der steg
ein satz ohne punkt
offen ins wasser geschrieben
auf der bank
der abdruck
von jemandem
der vielleicht du warst
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 14.05.2025, 07.24 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Welchen Job würdest du umsonst machen?
Diese Frage klingt wie ein Spiel. Fast zu leicht, um wahr zu sein. Und doch steckt so viel Wahrheit darin: Was würdest du tun, ohne Geld dafür zu bekommen? Einfach, weil dein Herz ruft?
Ich wüsste es sofort. Ich würde mit Kindern arbeiten. Ich habe es schließlich während meines Berufslebens (Erzieherin von Beruf) schon getan. Am liebsten mit Flüchtlingskindern:
Weil ich weiß, dass ihre Welt oft aus Bruchstücken besteht.
Weil sie zu früh verstehen mussten, was Verlust ist.
Weil ihre Augen schon viel gesehen haben – und trotzdem leuchten können.
Ich würde mit ihnen malen, spielen, Geschichten erfinden. Ich würde ihnen zuhören, auch zwischen den Worten. Ich würde mit ihnen lachen – und still werden, wenn sie es brauchen.
Ich glaube, Kinder brauchen keinen perfekten Ort. Sie brauchen offene Hände. Ein Lächeln, das nicht fragt, woher sie kommen. Eine Stimme, die sie beim Namen nennt, ohne Akzent.
Und manchmal reicht es schon, einfach da zu sein.
Nicht als Heldin. Nicht als Retterin. Sondern als jemand, die sieht.
Denn jedes Kind trägt eine Geschichte in sich – und manchmal beginnt Heilung dort, wo jemand zuhört.
Anne Seltmann 13.05.2025, 09.03 | (4/4) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 12.05.2025, 06.19 | (4/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Selbstgestrickter Teddy
noch riechst du
nach wolle und warten
deine ohren –
zwei kleine schalen
für geheimnisse
dein bauch
gefüllt mit stille,
die mich schon kennt
du kannst noch nichts,
aber du bist
schon alles
ein anfang
aus maschen
und mut
~*~
© Anne Seltmann
Nächster Termin:
26. Mai 2025
12.05.2025, 00.00 | (11/8) Kommentare (RSS) | TB | PL
wirsing
wirsing liegt
wie eine frage
im gemüsefach
grün wie ein versuch
den ich nicht zuende
gedacht habe
schichten aus
blättern, falten,
vermutungen
ich schneide ihn
als würde ich
eine erinnerung öffnen
die nicht meine ist
der topf dampft
der raum riecht
nach kindheit
oder nach etwas,
das ich nie gemocht habe
aber heute
würze ich
nicht nach rezept
sondern nach laune
und der wirsing
verliert sein gesicht
und bekommt
ein neues
zwischen
knoblauch
und ahnung
Anne Seltmann 11.05.2025, 07.16 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 10.05.2025, 06.41 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Wer sich auf einen Spaziergang rund um den Schrevenpark in Kiel begibt, taucht ein in eine Welt, die den Atem der Jahrhundertwende noch immer in ihren Mauern trägt. Die alten Fassaden entlang der Goethestraße, Schillerstraße und Kronshagener Straße erzählen – leise, aber eindringlich – von einer Zeit, in der Baukunst noch mit Sinn für Zierde, Würde und Großzügigkeit geschaffen wurde.
Verzierte Erker wölben sich aus den Fassaden wie steinerne Gedichte, Loggien öffnen sich wie kleine Bühnen zum Leben hin. Ornamente, Giebel, Balustraden – jedes Detail scheint ein eigenes Kapitel einer Geschichte zu sein, die längst vergangen ist und doch weiterlebt. Jugendstil und Gründerzeit reichen sich hier die Hand, verschmelzen zu einer Architektur, die nicht nur Raum schafft, sondern Haltung zeigt.
Einst wohnten hier Kapitäne, Kaufleute, Ingenieure. Heute zieht es jene in die sanierten Altbauten, die das Feine im Gewachsenen schätzen: hohe Decken, alte Terrazzoböden, geschwungene Treppenaufgänge, ein Hauch von Geschichte in jedem Raum.
09.05.2025, 16.30 | (4/2) Kommentare (RSS) | TB | PL