Tag: Ich seh rot 2018

In katholischen Kirchen begegnet man oft einem kleinen metallenen Gefäß, das an einer Kette hängt – dem Weihwasserkessel. Er enthält das geweihte Wasser, das der Priester mit einem Aspergill, einer Art Sprengwedel, über Menschen oder Gegenstände verteilt.
Das Besprengen mit Weihwasser ist ein uraltes Symbol der Reinigung und des Segens. Wasser steht dabei für Leben, Erneuerung und Schutz. Wenn der Priester Weihwasser versprengt, soll es an die Taufe erinnern und zugleich die Gegenwart Gottes ins Alltägliche holen – ob zu Beginn eines Gottesdienstes, bei einer Haussegnung oder an hohen Feiertagen.
So verbindet dieser einfache Ritus das Sichtbare mit dem Geistigen: ein Tropfen Wasser, der segnet, schützt und erinnert.
Diesen habe ich im Kloster Ettal entdeckt.
Juttas...

Anne Seltmann 04.11.2025, 07.48 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Jüngst in unserem Urlaub in Murnau
Im Schlossmuseum Murnau gab es eine originelle Mitmach-Idee: Man konnte sich einen Hut aufsetzen und ein Selfie vor einem Gemälde machen. Leider kann ich das Bild im Hintergrund selbst nicht mehr genau zuordnen, da in der Ausstellung Werke von Gabriele Münter, Olga Meerson, Alexej von Jawlensky (ein mir völlig unbekannter Künstler), Marianne von Werefkin, Franz Marc, August Macke und vielen anderen zu sehen waren. Bilder von Wassily Kandinsky gab es ebenfalls in der Ausstellung: Kandinskys frühe Arbeiten haben mich überrascht – sie unterscheiden sich deutlich von seinem späteren, abstrakten Stil, der mir sehr gut gefällt!

Meine Vermutung geht allerdings dahin, dass das Bild von Gabriele Münter stammt, da es sehr ihrem Ausdruck und ihrer Farbgebung entsprach.
Das Schlossmuseum Murnau selbst ist ein Ort, an dem Geschichte lebendig wird. In den historischen Räumen begegnen sich regionale Tradition, die leuchtenden Farben des Blauen Landes und die visionäre Kunst des "Blauen Reiters". Es vereint Vergangenheit und Moderne auf ganz besondere Weise und spiegelt das unverwechselbare Lebensgefühl Murnaus wider – kunstvoll, authentisch und voller Atmosphäre.
Anne Seltmann 28.10.2025, 08.51 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL


licht kippt.
haut aus staub, mund aus echo
die bühne atmet – zögernd, dann zu viel
eine stimme fällt
zwischen zwei sätzen.
niemand hebt sie auf
im publikum: augen, die nicht wissen
wem sie gehören
textfetzen wie nägel im holz,
schmerzhaft ordentlich
wer spielt hier wen
licht wieder an.
alles bleibt gestellt
niemand geht
niemand bleibt
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 14.10.2025, 06.20 | (0/0) Kommentare | TB | PL


asphalt, noch warm vom tag.
linien ziehen ordnung in das atmen,
rechtecke, gezähmte flächen,
kein ort, nur funktion.
stille tropft aus den stoßstangen,
irgendwo blinkt ein rest von gestern.
hier steht alles still,
doch nichts bleibt.
zeit hält an,
in parkposition.
und irgendwo im lack
spiegelt sich das warten
wie ein versprechen,
das keiner einlöst.
Anne Seltmann 07.10.2025, 07.47 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Anne Seltmann 30.09.2025, 07.55 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL


theater
der vorhang zittert
als wüsste er mehr als wir
ein raum hält den atem an
stühle, augen, herzen
alles gespannt auf das erste wort
das erste licht
die erste geste
noch ist nichts geschehen
doch schon liegt es in der luft
wie ein versprechen
oder ein geheimnis,
das gleich seine form sucht
theater beginnt
lange bevor es beginnt
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 23.09.2025, 14.20 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL


Theater ist Maske und Wahrheit zugleich,
ein Fieber im Licht,
ein Traum, der den Augenblick verzehrt
und doch genährt wird vom Beifall.
Es ist das Lachen des Künstlers,
dass die Träne verschluckt,
der Held, der stark sein muss,
auch wenn ihm das Zittern die Knie nimmt.
Theater ist Beginn und Ende,
Sehnsucht und Rausch,
ein Leben, das gespielt wird,
und gerade darin
wirklicher ist als die Welt dahinter.
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 09.09.2025, 06.35 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL


Mohn am Feldrand
rot wie ein aufblitzen
in der stillen luft
die winde spielen
mit den köpfen
wie mit kleinen flammen
keine hand hält ihn
kein blick bewahrt
sein leuchten
und doch
für einen augenblick
steht alles still
nur der himmel
und das rot
und ein hauch von licht
~*~
© Anne Seltmann

Auch wenn der Mohn längst verblüht ist, muss ich ihn nochmal zeigen. Ich habe unglaublich viele noch nicht gezeigte Mohnbilder auf Halde!
Juttas...
Anne Seltmann 26.08.2025, 07.34 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL



Anne Seltmann 05.08.2025, 07.53 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Kiel mal anders – oben ohne durch die Fördestadt
Seit 46 Jahren lebe ich nun schon in Kiel – damals bin ich von Krefeld hierher gezogen. In all den Jahren habe ich die Stadt auf meine eigene Weise erkundet: zu Fuß, mit dem Rad, mal zielstrebig, mal verträumt. Immer allein, immer auf meine Art. Und doch gibt es einen Klassiker, den ich bisher nie ausprobiert habe: die Rundfahrt mit dem roten Doppeldeckerbus.
Cabrio-Feeling unter der Sonne, geschützt bei Regen – so lässt sich Kiel stilvoll entdecken. In rund 70 Minuten rollt der Bus mit 360-Grad-Panorama-Blick durch die Stadt und zeigt ihre touristischen Highlights aus luftiger Vier-Meter-Höhe. Per Audio-Kommentar gibt's dazu allerlei Wissenswertes direkt ins Ohr.
Vielleicht ist ja tatsächlich etwas dabei, das mir in all den Jahren noch nicht begegnet ist. An den Haltestellen kann man jedenfalls entspannt ein- und aussteigen – und vielleicht ist das ja genau die Gelegenheit, sich mal treiben zu lassen. Kiel mit neuen Augen sehen – auch nach 46 Jahren.
Anne Seltmann 29.07.2025, 06.34 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL