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Seit März 2023 läuft hier offiziell eine Sanierung. Inoffiziell könnte man meinen, wir wohnen in einer endlosen Realsatire, die den Arbeitstitel "Baustelle ohne Ende" trägt. Ganze neun Wochen lang passierte schlichtweg nichts – kein Hämmern, kein Bohren, nicht mal ein verlorener Nagel, der Hoffnung auf Aktivität gemacht hätte.
Dann, wie aus dem Nichts, große Bewegung: Der Boden vor den Häusern wurde weggeschaufelt. Vermutlich, um eine wassergebundene Decke einzubauen – oder vielleicht nur, um die Maulwürfe zu ärgern. Auf der Balkonsseite wurden Formkästen in die Erde gesetzt, vermutlich für Beton, vermutlich für Stabilität, vermutlich für etwas, das auf keiner Bauzeichnung existiert. Doch kaum war alles getan, wurden die gleichen Stellen wieder aufgerissen, diesmal für Abflussrohre. Effizienz scheint hier eher ein theoretisches Konzept zu sein.
Und dennoch gibt es einen Meilenstein, von dem künftige Generationen noch hören werden: Seit Januar 2025 haben wir endlich eine Badezimmertür...man höre und staune... das seit 3 Jahre langem Warten! Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein gigantischer für uns Bewohner.
Bis dahin bleibt der Alltag ein absurdes Schauspiel: Morgens, kurz vor sieben, dieses verheißungsvolle Geklapper – ein Sound, der so tut, als würde wirklich etwas vorangehen. Fast schon ein Hörspiel, nur ohne Happy End in Sicht?
Anne Seltmann 06.08.2025, 16.33 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Es war ein See, wie ihn nur Träume kennen: weich wie Seide, so still, dass jeder Laut verschluckt wurde, bevor er geboren war. Darauf schwamm ein kleines Boot, gefaltet aus Papier, zart und doch unerschütterlich. Darin saß ein Junge, barfuß, das Gesicht zum Himmel gewandt, als würde er auf ein Geheimnis warten, das nur für ihn bestimmt war.
Und dann kamen sie. Kraniche, Hunderte von ihnen, gefaltet aus den feinsten Geschichten der Welt. Sie flatterten herab wie lebendige Gedanken, trugen ein Flüstern in den Flügeln, das klang wie Hoffnung, wie ein Versprechen, das man nicht greifen konnte, aber spürte. Einer landete fast auf seiner Schulter, zögerte, und flog dann weiter, als hätte er nur prüfen wollen, ob der Junge wirklich da war.
Das Boot glitt weiter, ohne Ruder, ohne Kurs, getragen von etwas, das größer war als Wasser und Wind.
Anne Seltmann 06.08.2025, 11.11 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Anne Seltmann 06.08.2025, 06.58 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

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Anne Seltmann 05.08.2025, 09.14 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL



Anne Seltmann 05.08.2025, 07.53 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Teebeutel deluxe – oder: Haute Cuisine trifft Haute Couture
Ich hätte es ja wissen müssen:
Geht man einfach mal so in eine Kunstausstellung, kann es passieren, dass man von einem Kleid angeblinzelt wird.
Nicht irgendein Kleid.
Ein Kleid aus Teebeuteln. Jawohl.
Schwarztee, Früchtetee, Kamille, alles dabei. Und das nicht in der Tasse, sondern drapiert, gefaltet und mit Fadenkunst veredelt – auf einem Kleid, das irgendwo zwischen britischem Fünf-Uhr-Tee, upcycling-Wahn und textiler Offenbarung schwebte.
Ich stand also da, mit leicht geöffnetem Mund (vor Ehrfurcht oder Irritation, das weiß ich bis heute nicht), und fragte mich:
Wer trägt so etwas?
Und noch wichtiger:
Was passiert bei Regen?
Teebeutelkunst hatte ich ja tatsächlich schon einmal auf >> meinem Blog << vorgestellt – damals ging es um filigrane Motive, die auf gebrauchten Teebeuteln gemalt waren. Schon das war beeindruckend. Aber das hier?
Das war: Konzeptkunst zum Anziehen.
Und ehrlich gesagt: auch zum Abgewöhnen.
Mit jedem Schritt, den man imaginär in diesem Kleid geht, raschelte es bestimmt leise nach Zitronenmelisse, Hibiskus und einem Hauch von "Ich hab mein Outfit selbst gezogen".
Ein Kleid, das sich bei längerem Tragen vermutlich selbst aufbrüht.
Modische Teeinheit deluxe.
Was ich mitnehme aus der Ausstellung?
Ein Lächeln.
Und die Gewissheit, dass Teebeutel mehr können als nur ziehen.
Falls also jemand demnächst auf eine Gala eingeladen ist und noch kein Kleid hat:
Einfach mal den Vorratsschrank aufreißen.
Mode ist, was man draus macht.
"Was war euer skurrilstes Modeerlebnis?"
Anne Seltmann 04.08.2025, 01.00 | (7/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Mein Weg zum CI
Ich erinnere mich noch genau an den Anfang. Ein einziger Moment – ein Hörsturz – und plötzlich war da nur noch Stille. Nicht gedämpft, nicht leise, sondern vollkommen. So absolut, dass ich das Gefühl hatte, ein Stück von mir sei einfach verschwunden.
Mein Arzt bestätigte schließlich das, was ich innerlich schon ahnte: Das Gehör auf diesem Ohr würde nicht zurückkommen. Als er zum ersten Mal ein Cochlea-Implantat erwähnte, war ich innerlich zerrissen. Hoffnung und Angst lagen dicht beieinander – Hoffnung darauf, wieder hören zu können, und Angst davor, was auf mich zukommt und ob es überhaupt funktioniert.
Gemeinsam entschieden wir, zunächst eine Reha speziell für Hörgeschädigte zu beantragen. Schon kurze Zeit später konnte ich nach Bad Nauheim fahren – in eine Klinik, die genau auf meine Situation zugeschnitten war. Dieser Aufenthalt dort hat mir schließlich die Entscheidung abgenommen und mir den Mut gegeben, den nächsten Schritt zu gehen.
Die Operation und vor allem die Aktivierung waren ein emotionaler Sturm. Als ich das CI zum ersten Mal eingeschaltet bekam, hörte ich alles – aber anders. Stimmen klangen wie Roboter, jedes Geräusch war fremd und grell. Ich dachte nur: Das soll die Lösung sein?
Doch mit jedem Tag lernte mein Gehirn dazu. Zuerst waren es nur kleine Fortschritte – ein neues Geräusch, das ich plötzlich erkannte, eine Stimme, die klarer wurde. Ich erinnere mich an den Moment, als ich wieder das Zwitschern eines Vogels hörte. Da standen mir Tränen in den Augen. Etwas, das ich verloren geglaubt hatte, war zurück – nicht genauso wie früher, aber lebendig, echt, ein Teil von mir.
Heute ist Hören mit CI manchmal noch anstrengend, es ist nicht dasselbe wie vorher. Aber es gibt mir so viel zurück: Gespräche, Sicherheit, Nähe zu den Menschen, die mir wichtig sind. Dieser Schritt war nicht leicht, aber er war richtig.
Wenn ich eins gelernt habe, dann das: Ein Hörsturz kann dir das Hören nehmen – aber ein CI kann dir das Leben zurückgeben.
Anne Seltmann 03.08.2025, 17.32 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

571. Mit wem stöberst du am liebsten in Erinnerungen?
Mit meinem Lieblingsmenschen.
572. Wie viele Stunden am Tag verbringst du vor dem Computer?
Das bleibt mein Geheimnis!
573. Verschweigst du deinem Partner manchmal Sachen, die du gekauft hast?
Nein, warum auch?
574. Wen oder was benutzt du als Ausrede, um etwas nicht machen zu müssen?
Die Zeiten solcher Ausreden sind längst vorbei.
575. Gehst du gern ins Kino?
Nicht mehr, seitdem ich ein CI trage.
576. Wie großzügig bist du?
Das kommt immer drauf an, um wen es geht. Bei meinen Enkelkindern auf alle Fälle!
577. Was versucht du zu vermeiden, weil du Angst hast?
Nicht an die Situation zu denken, die mir Angst macht
578. Was ist deine neueste harmlose Leidenschaft?
KI -Bilder kreieren.
579. Was würdest du auf dem roten Teppich tragen?
Ein langes Seidenkleid in tiefblau
580. Wie geht es dir wirklich?
Hm, bis auf die wenigen Zipperlein recht gut!
Anne Seltmann 03.08.2025, 16.27 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL


Sommer ist
die Haut, die Sonne trinkt,
ein Atemzug von warmem Wind,
der Geruch von reifem Gras
und Geschichten,
die barfuß durch die Tage laufen.
Sommer ist
ein langer, goldener Faden,
der den Himmel an die Erde näht,
ein Versprechen aus Licht,
das uns den Winter vergessen lässt.
Und Sommer ist auch
das Lächeln im Briefkasten,
wunderschöne, selbst kreierte Post,
die zwischen den Fingern
wie ein kleines Stück Sonne
weiterglüht.
~*~
© Anne Seltmann

Darüber habe ich mich sehr gefreut!

Anne Seltmann 02.08.2025, 14.12 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL