Tag: P


Tulpen Zeit
am rand der vase
ein zittern.
nicht blüte, nicht ganz stiel.
ein übergang.
sie standen in grellem rot
gestern noch
ein ausruf im raum
heute:
eine silbe zu viel,
ein neigen.

zwischen tischkante und licht
verbeugt sich der rest.
kein fallen, eher
ein lassen.
was ist schön
am aufhören?
das papier raschelt
am fenster.
jemand sagt:
es riecht nach vergangenem
und meint den frühling
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 06.05.2025, 18.11 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

"Nicht jeder Augenblick braucht Nähe –
manchmal genügt ein stiller Blick durch die Linse, um das Verborgene zu erkennen."

© Anne Seltmann
Mit ruhiger Hand und geübtem Blick nutzt mein Mann sein kürzlich erworbenes Spektiv nicht nur zur Beobachtung, sondern auch zur fotografischen Dokumentation besonderer Naturmomente. Dabei setzt er gezielt sein *iPhone vor das Okular, um die Details der Ferne festzuhalten – sei es ein entfernter Greifvogel am Himmel oder ein scheues Reh am Waldrand.
Diese Kombination aus klassischer Optik und moderner Technik erlaubt es ihm, flüchtige Szenen mit erstaunlicher Klarheit einzufangen. Es ist eine stille Leidenschaft, die Präzision, Geduld und ein gutes Auge für den richtigen Moment verlangt – und dabei eindrucksvolle Bilder hervorbringt, die weit über das bloße Beobachten hinausgehen.
Ein Spektiv ist ein Fernrohr mit starker Vergrößerung, das vor allem für Naturbeobachtungen wie Vogelbeobachtung oder Landschaftsstudien genutzt wird. Es hat meist ein Stativ, einen geraden oder schrägen Einblick und liefert ein klares, detailreiches Bild – ähnlich wie ein Teleskop, aber für den Tag gemacht.


Anne Seltmann 05.05.2025, 08.49 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Spiegelungen entstehen durch Reflexion von Licht an glatten Oberflächen.
Hier ist eine einfache Erklärung:
Physikalischer Vorgang:
Wenn Lichtstrahlen auf eine glatte Fläche treffen (z.B. Wasser, Glas oder Metall), werden sie nicht gestreut, sondern in eine bestimmte Richtung zurückgeworfen. Das nennt man gerichtete Reflexion.
Dabei gilt:
Einfallswinkel = Ausfallswinkel – das Licht wird also im gleichen Winkel reflektiert, wie es eingetroffen ist.
Beispiel: Pfütze
Eine ruhige Pfütze hat eine glatte Oberfläche. Trifft Licht – etwa vom Himmel, Bäumen oder Häusern – darauf, wird es wie an einem Spiegel reflektiert.
Das Bild erscheint oft verkehrt herum, weil unser Gehirn das Licht so interpretiert, als käme es von „hinter“ der Wasserfläche.
Voraussetzungen für klare Spiegelungen:
Glatte Oberfläche
Wenig Bewegung (z.B. kein Wind)
Dunkler Hintergrund oder Kontrast (z.B. Asphalt um eine Pfütze)
Genügend Licht
Die
Klarheit einer Spiegelung hängt davon ab, wie geordnet das reflektierte Licht
zurückgeworfen wird – und das wiederum hängt von Oberfläche, Bewegung,
Blickwinkel und Lichtverhältnissen ab
Anne Seltmann 05.05.2025, 00.00 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL


ich trat
in ein grün,
das nicht wusste,
wie viele namen es hatte
über mir
ein summen,
als hätte jemand vergessen,
die welt auszuschalten
blüten
platzten auf
in farben,
die nicht verabredet waren
ich hielt still
mit der hand
im licht
zwischen zwei halmen
und dachte:
so fühlt sich nichts an,
das wichtig sein will
eine ameise lief
über meinen fuß
wie eine kurze erinnerung
an bewegung
es roch nach
zu viel leben
um es zu zählen
ich sammelte
keine blumen
nur augenblicke
die sich später
nicht erklären lassen

Anne Seltmann 04.05.2025, 10.41 | (0/0) Kommentare | TB | PL


ich saß
nicht wirklich –
eher lag die zeit
auf mir
wie wasser
das nicht
fragt, wohin
eine tasse war da
oder
der abdruck einer tasse
noch warm vielleicht
der tag faltete sich
langsam
wie ein gesicht
das vergessen hatte zu sprechen
ich wusste nicht
ob du kommst
oder
wer du sein würdest
vielleicht warst du schon
da
nur nicht anfassbar
die tür blieb still
wie ein auge,
das nicht mehr blinzelt
alles war
ein atem zu lang
ein satz zu wenig
ich sammelte
staubige lichtflecken
und dachte:
so sieht es wohl aus
wenn nichts passiert
aber alles wartet.
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 04.05.2025, 07.23 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Gruppe, ankündigen, langsam

Anne Seltmann 03.05.2025, 17.03 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL


(und was blieb)
sie kamen ohne namen
durch eine falte im licht
das über den teppich rann
der staub hielt kurz inne
als ob er sie hören könnte
beim atmen
die erste –
sprach nicht,
ließ eine feder zurück
und eine erinnerung
an das wort "vielleicht"
die zweite –
berührte den rand des glases,
das du nie ganz leer trinkst
und das trotzdem immer
zu voll war für träume
die dritte –
sah dich an
nicht mit augen
sondern
mit allem anderen
du fragtest nicht,
sie antworteten
trotzdem
zwischen zwei uhren
und einem lied
im radio
dann gingen sie
nicht weit,
nur ein bisschen
aus der sicht
und du –
du dachtest plötzlich
an moos
und an dinge,
die sich nicht erklären lassen
aber bleiben.
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 03.05.2025, 14.25 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL


die welt hat zu viele stimmen
zu viele finger, die rufen
zu viele rufe, die nichts mehr
bedeuten – außer: ich.
ich.
ich.
zwischen zwei pushnachrichten
verliert sich ein vogelruf
im betonhimmel.
jemand tippt
jemand hupt
jemand schreit
jemand meint es gut.
ich höre
nichts.
ich höre
alles auf einmal.
in meinem kopf
scrollen gedanken
über bilder,
die ich nie berührt habe.
alles will gehört werden
und ich –
will nur einmal
nicht antworten.
stille ist
kein zustand
sondern widerstand.
sie wächst
hinterm lärm,
leise wie moos,
sanft wie schatten
auf einer handfläche
die nichts hält
außer atmung.
ich wünsche mir
eine stille
die nicht erklärt
eine pause
ohne versprechen
ein wort
das bleibt
ohne zu schreien.
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 03.05.2025, 08.38 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Im Badezimmer war es still.
Nur zwei Füße ragten über den Wannenrand hinaus, als hätten sie den Aufstieg gewagt –
aber der Rest der Expedition sei in warmem Wasser verschollen.
"Sie lebt noch", murmelte der Ehemann, als er vorsichtig anklopfte und eines der Füße mit dem Finger anstupste.
Es zuckte.
Ein gutes Zeichen.
"Ich denke nach", rief eine Stimme aus dem Schaum.
"Über das Leben. Und ob ich heute überhaupt noch aufstehen soll."
Der linke Fuß wackelte philosophisch.
Der rechte schwieg.
Neben der Wanne lag ein feuchtes Buch,
auf dem Badewannenrand eine Teetasse,
und auf dem Radio spielte Chopin, als ob das hier ein Abschied wäre –
nicht vom Leben, sondern vom Müssen.
Sie warf kurz einen Blick aus dem Schaum:
"Wenn mich jemand sucht – ich bin auf Tauchstation. Mit Verstand und Waschgel."
Und wieder verschwanden die Füße ein Stück tiefer.
Und während sie sanken, winkten sie noch.
Ganz kurz.
Dann war wieder Ruhe.
~*~
© Anne Seltmann
03.05.2025, 00.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL