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Anne Seltmann 05.08.2025, 07.53 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL


Sommer ist
die Haut, die Sonne trinkt,
ein Atemzug von warmem Wind,
der Geruch von reifem Gras
und Geschichten,
die barfuß durch die Tage laufen.
Sommer ist
ein langer, goldener Faden,
der den Himmel an die Erde näht,
ein Versprechen aus Licht,
das uns den Winter vergessen lässt.
Und Sommer ist auch
das Lächeln im Briefkasten,
wunderschöne, selbst kreierte Post,
die zwischen den Fingern
wie ein kleines Stück Sonne
weiterglüht.
~*~
© Anne Seltmann

Darüber habe ich mich sehr gefreut!

Anne Seltmann 02.08.2025, 14.12 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL


Heute schenke ich mir Löwenmäulchen
weil etwas in mir
nach sanfter Farbe ruft
die Stiele tragen
ein Gewicht aus nichts
nur Atem und Regenreste
ein paar Blüten
sehen mich an
als wüssten sie mehr
von all den Stunden
die ich nicht benennen kann
ich stelle sie ins Fenster
und warte
bis das Licht
ihnen und mir
denselben Frieden schenkt



Anne Seltmann 01.08.2025, 10.28 | (0/0) Kommentare | TB | PL


die pfütze ist wie ein geheimnis
versteckt unter grauem himmel
gummistiefel tauchen ein
in ein meer aus spiegeln und träumen
jeder sprung ein kleines gedicht
ein tanz zwischen himmel und erde
wasserflüstern trägt das lachen fort
und bleibt doch immer bei mir
kleine welten öffnen sich
unter den schritten der neugier
pfützen werden zu ozeanen
und ich bin ein abenteurer ganz ohne schiff
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 01.08.2025, 00.00 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Marius "unperfektes" Bild hat mich zu diesem Gedicht inspiriert

Wenn alles immer glatt und makellos wäre
gäbe es keine Ecken keine Kanten die erzählen
keine Narben die leise von Mut und Wandel singen
kein Flüstern der Zeit die uns hält und trägt
keine Schatten die das Licht erst lebendig machen
Im Unvollkommenen wohnt die Seele des Moments
ein Tanz aus Fehlern und Hoffnungen
aus zerbrochenem Glas das in der Sonne funkelt
Hier finden wir die echten Geschichten
die uns berühren und wachsen lassen
Denn erst wenn nicht alles perfekt ist
öffnet sich Raum für Wunder und echtes Leben
für das raue und zarte zugleich
für das, was wirklich zählt und bleibt
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 31.07.2025, 07.04 | (0/0) Kommentare | TB | PL




Anne Seltmann 31.07.2025, 05.56 | (3/3) Kommentare (RSS) | TB | PL

Wortvorgaben für das 100 Wörter-Drabble:
Lanze + erwidern + streng
Die Sonne sank blutrot hinter den Hügeln, als sie ihm gegenübertrat. In ihrer Hand glänzte die Lanze, nicht erhoben, nur bereit. "Sag etwas", flehte er, die Stimme bebend wie ein verletztes Tier. Doch sie schwieg, die Augen streng auf ihn gerichtet, als könnte ein falsches Wort die Welt zerreißen. Er wagte zu erwidern, dass er nicht zum Kampf gekommen sei, sondern um Frieden zu bitten, dass sein Herz schwerer sei als jede Rüstung. Für einen Atemzug stand alles still, selbst der Wind hielt den Atem an. Dann senkte sie langsam die Waffe, und der Abend atmete gemeinsam mit ihnen auf.

Anne Seltmann 29.07.2025, 16.06 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Die Löwenmäulchen standen damals im Garten meiner Mutter, (es waren ihre Lieblingsblumen) nicht laut, nicht prahlend, sondern wie stille Begleiterinnen eines sanften Lebens. Sie neigten ihre Köpfe, wenn der Wind vorbeizog, als wollten sie ein altes Geheimnis bewahren. Meine Mutter pflückte sie nicht oft, sie ließ sie lieber blühen, damit ihre Farben leise von der Zeit erzählen konnten—von Tagen voller Sonne und Nächten voller Sterne.
Manchmal, wenn die Welt zu laut wurde, ging sie hinaus, legte die Hand sanft auf die Blüten und spürte, wie eine leise Melodie ihr Herz füllte. Eine Melodie von Erinnerung und Liebe, die auch heute noch in den Löwenmäulchen weiterklingt—ein Flüstern, das mir zuflüstert, dass jene zarten Blüten mehr sind als nur Blumen. Sie sind die Seele eines stillen Morgens, eines unvergesslichen Moments, der niemals vergeht.
die löwenmäulchem meiner mutter
standen nie laut im raum
sie waren ein leises leuchten
eine sprache ohne biss
nur ein atemzug in rosa und weiß
ihre stängel hielten das licht
als wüssten sie wie zerbrechlich
zeit in händen wird
wie sehr man etwas festhalten möchte
das längst anfängt zu gehen
ein sommer lag darin
und eine stille die nicht schmerzte
nur den himmel bat
bleib noch
bleib noch ein bisschen länger
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 29.07.2025, 14.24 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Gesehen in Flensburg, als ich mit den Enkelbuben in der * Phänomenta war.
Das Phänomen, Schuhe über Seile, Stromleitungen oder gespannte Leinen zu werfen – oft "Shoefiti" genannt, ein Kofferwort aus Shoe und Graffiti – ist weltweit verbreitet, aber die Gründe dafür sind so vielfältig wie die Menschen, die sie werfen.
Eine eindeutige Antwort gibt es nicht auf die Frage, warum das Menschen tun, aber viele Deutungen und Theorien. Hier sind die wichtigsten:
Manche sagen: Es ist ein Abschiedsritual.
Andere behaupten: pure Rebellion.
Oder ein stilles Gedenken.
Wieder andere sehen Kunst darin – und vielleicht ist es genau das:
Ein Zeichen ohne Bedienungsanleitung.
In den USA sollen solche Schuh-Leinen früher als
Reviermarkierung oder geheimer Code gedient haben.
Heute aber scheint es mir eher ein Spiel geworden zu sein. Ein Bild.
Eines, das hängen bleibt – im Wortsinn.
Ich hatte übrigens schon einmal >> Teebeutelkunst << auf meinem Blog – auch das ein Alltagsgegenstand mit überraschendem Doppelleben. Jetzt also Schuhe in luftiger Höhe. Wer weiß, was als Nächstes auftaucht: Zahnbürsten im Baum? Taschenlampen im Blumentopf?
Was bleibt:
Ich mag solche Fundstücke.
Sie erzählen keine fertigen Geschichten – aber sie laden uns ein, selbst eine
zu erfinden.
Und vielleicht ist das die schönste Art, Kunst zu begegnen: mitten im Alltag,
ohne Eintrittskarte.
[*Namensnennung mit Verlinkung...unbeauftragt und unbezahlt]
Anne Seltmann 26.07.2025, 08.47 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]

die stille steht schon
im badezimmer und wartet
auf den ersten tropfen
ich ziehe mich aus
wie eine zwiebel,
blättrig, schlafwarm,
die woche klebt noch
zwischen meinen zehen
der schaum spricht in blasen
und nennt mich beim vornamen
ich nicke
am wannenrand lehnen blumen
aus dem vorgarten der erinnerung
sie schauen mich an
als wüssten sie
was ich vergessen will
alles ist erlaubt
unter wasser
auch das vergessen
auch das gurgeln von sorgen
durch den abfluss in die tiefe
wo niemand fragt,
ob ich fertig bin
ich wasche die tage ab
die an mir hingen
wie zu enge jacken
und finde darunter
einen körper
der einfach nur
sein will
die fliesen zählen meine atemzüge
eins zwei drei vier
einatmen
weiterleben
ausatmen
heute ist samstag
und ich gehöre mir
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 26.07.2025, 06.05 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL