Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: P

Drabble 2025 N° 23



[Bild KI generiert / Text ©  Anne Seltmann]



Wortvorgaben für das 100 Wörter-Drabble:

 

Lanze + erwidern + streng

Die Sonne sank blutrot hinter den Hügeln, als sie ihm gegenübertrat. In ihrer Hand glänzte die Lanze, nicht erhoben, nur bereit. "Sag etwas", flehte er, die Stimme bebend wie ein verletztes Tier. Doch sie schwieg, die Augen streng auf ihn gerichtet, als könnte ein falsches Wort die Welt zerreißen. Er wagte zu erwidern, dass er nicht zum Kampf gekommen sei, sondern um Frieden zu bitten, dass sein Herz schwerer sei als jede Rüstung. Für einen Atemzug stand alles still, selbst der Wind hielt den Atem an. Dann senkte sie langsam die Waffe, und der Abend atmete gemeinsam mit ihnen auf.









Anne Seltmann 29.07.2025, 16.06 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Die Löwenmäulchen meiner Mutter





Die Löwenmäulchen standen damals im Garten meiner Mutter, (es waren ihre Lieblingsblumen)  nicht laut, nicht prahlend, sondern wie stille Begleiterinnen eines sanften Lebens. Sie neigten ihre Köpfe, wenn der Wind vorbeizog, als wollten sie ein altes Geheimnis bewahren. Meine Mutter pflückte sie nicht oft, sie ließ sie lieber blühen, damit ihre Farben leise von der Zeit erzählen konnten—von Tagen voller Sonne und Nächten voller Sterne.

Manchmal, wenn die Welt zu laut wurde, ging sie hinaus, legte die Hand sanft auf die Blüten und spürte, wie eine leise Melodie ihr Herz füllte. Eine Melodie von Erinnerung und Liebe, die auch heute noch in den Löwenmäulchen weiterklingt—ein Flüstern, das mir zuflüstert, dass jene zarten Blüten mehr sind als nur Blumen. Sie sind die Seele eines stillen Morgens, eines unvergesslichen Moments, der niemals vergeht.


die löwenmäulchem meiner mutter
standen nie laut im raum
sie waren ein leises leuchten
eine sprache ohne biss
nur ein atemzug in rosa und weiß

 

ihre stängel hielten das licht
als wüssten sie wie zerbrechlich
zeit in händen wird
wie sehr man etwas festhalten möchte
das längst anfängt zu gehen

 

ein sommer lag darin
und eine stille die nicht schmerzte
nur den himmel bat
bleib noch
bleib noch ein bisschen länger

~*~

© Anne Seltmann

 




Anne Seltmann 29.07.2025, 14.24 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Weisheiten am Samstag N° 67




Gesehen in Flensburg, als ich mit den Enkelbuben in der * Phänomenta war.

Das Phänomen, Schuhe über Seile, Stromleitungen oder gespannte Leinen zu werfen – oft "Shoefiti" genannt, ein Kofferwort aus Shoe und Graffiti – ist weltweit verbreitet, aber die Gründe dafür sind so vielfältig wie die Menschen, die sie werfen.

Eine eindeutige Antwort gibt es nicht auf die Frage, warum das Menschen tun, aber viele Deutungen und Theorien. Hier sind die wichtigsten:


Manche sagen: Es ist ein Abschiedsritual.
Andere behaupten: pure Rebellion.
Oder ein stilles Gedenken.
Wieder andere sehen Kunst darin – und vielleicht ist es genau das:
Ein Zeichen ohne Bedienungsanleitung.

In den USA sollen solche Schuh-Leinen früher als Reviermarkierung oder geheimer Code gedient haben.
Heute aber scheint es mir eher ein Spiel geworden zu sein. Ein Bild.
Eines, das hängen bleibt – im Wortsinn.

Ich hatte übrigens schon einmal >> Teebeutelkunst << auf meinem Blog – auch das ein Alltagsgegenstand mit überraschendem Doppelleben. Jetzt also Schuhe in luftiger Höhe. Wer weiß, was als Nächstes auftaucht: Zahnbürsten im Baum? Taschenlampen im Blumentopf?

Was bleibt:
Ich mag solche Fundstücke.
Sie erzählen keine fertigen Geschichten – aber sie laden uns ein, selbst eine zu erfinden.
Und vielleicht ist das die schönste Art, Kunst zu begegnen: mitten im Alltag, ohne Eintrittskarte.




Juttas...


...pausiert



[*Namensnennung mit Verlinkung...unbeauftragt und unbezahlt]


Anne Seltmann 26.07.2025, 08.47 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Samstag ist Badetag N° 08




[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]




die stille steht schon
im badezimmer und wartet
auf den ersten tropfen

ich ziehe mich aus


wie eine zwiebel,
blättrig, schlafwarm,
die woche klebt noch
zwischen meinen zehen

 

der schaum spricht in blasen
und nennt mich beim vornamen
ich nicke

 

am wannenrand lehnen blumen
aus dem vorgarten der erinnerung
sie schauen mich an
als wüssten sie
was ich vergessen will

 

alles ist erlaubt
unter wasser
auch das vergessen
auch das gurgeln von sorgen
durch den abfluss in die tiefe
wo niemand fragt,
ob ich fertig bin

 

ich wasche die tage ab
die an mir hingen
wie zu enge jacken
und finde darunter
einen körper
der einfach nur
sein will

 

die fliesen zählen meine atemzüge
eins zwei drei vier
einatmen
weiterleben
ausatmen

 

heute ist samstag
und ich gehöre mir

~*~

© Anne Seltmann






Anne Seltmann 26.07.2025, 06.05 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Die drei Diven


[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]





Drei Möwen. Drei Blicke. Drei Meinungen.
Sie stehen da, dicht beieinander an einem Strand. Im Hintergrund kreischen Kinder, es riecht nach Sonnencreme und salzigem Wind – doch diese drei Möwen leben in ihrer ganz eigenen Welt.

Rechts: Karla.

Stolz trägt sie einen Fischburger im Flügel, wie ein Preis, der ihr zusteht. Ihre Brust ist geschwellt, der Blick in die Kamera selbstbewusst, fast herausfordernd.
Karla weiß: Hier gibt's keine Diskussion. Wer das Fischbrötchen hat, führt.

Links außen ist Frieda.

Sie hat Pommes ergattert – mehrere! Sie schielt zur Kamera, als wisse sie genau, wie lächerlich das aussieht – aber völlig egal: Die Pommes gehören ihr. Sie hat die Pappschale gestohlen, direkt vom Schoß eines ahnungslosen Touristen.
Frieda ist die Draufgängerin. Die, die nie fragt – nur nimmt.

Und in der Mitte: Emma.

Ohne alles. Kein Krümel, kein Troststück, nicht mal ein Tropfen Ketchup auf den Krallen.
Sie steht da, schnurgerade, mit eingeklappten Flügeln und einem Blick, der alle Worte überflüssig macht: beleidigt, bedröppelt, enttäuscht.
Nicht aus Hunger. Sondern aus Prinzip.
Dass Frieda und Karla nicht teilen, war klar. Aber dass sie dabei auch noch grinsen– das ist bitter.
Emma schaut in die Kamera wie eine Möwe, die sich das merkt.
Der Moment friert ein.

Ein Bild, drei Charaktere: Die Siegerin. Die Räuberin. Die Ungesehene.

Doch Emma denkt schon weiter.
Die nächste Pommes kommt bestimmt!





Anne Seltmann 24.07.2025, 10.09 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Montagsherz N° 638




N° 638







erdbeeren fallen
vom rand des sommers
lautlos in meinen mund 


~*~

© Anne Seltmann











Anne Seltmann 21.07.2025, 01.00 | (11/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Spiegelungen 2025 N° 07






Ein veregneter Tag in Paris
2013


Ich erinnere mich noch lebhaft an unsere Tage in Paris. Das Wetter? Eine Ode an den Dauerregen. Wir haben Museen durchkämmt wie Schatzsucher, doch der Wunsch, durch die Straßen zu schlendern, blieb – nun ja – ziemlich nass. Paris zeigte sich charmant wie immer, nur eben mit Regenschirm-Attitüde. Flanieren? Eher ein Pfützen-Slalom mit Kunstpause.









Anne Seltmann 20.07.2025, 08.04 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Floral Friday Fotos 2025 N° 22



N° 22 







nichts ist gelb
es ist nur eine art
zu leuchten

der stiel grün
von schwerkraft
als wüchse er immerzu
zu jemandem hin

eine mitte,
so groß
dass sich bienen verlieren
wie erinnerungen
im wendekreis

du nennst es
blühen
ich nenne es
sich zeigen
bis zur erschöpfung

manchmal
steht eine allein
am wegrand
und ist doch
eine ganze
sonne


~*~

© Anne Seltmann


Nicks...











Anne Seltmann 18.07.2025, 06.01 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Samstag ist Badetag N° 07





[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]


Es war einmal ein kleiner Junge namens Emil, der fand, dass Schmutz zum Spielen einfach dazugehört. Jeden Tag kletterte er auf Bäume, rannte durch Pfützen und rollte sich mit seinem Teddy Freddy durchs hohe Gras. Doch am Samstag – oh je, am Samstag war alles anders.

Denn Samstag war Badetag.

Kaum hatte Papa das Zinkbad befüllt und Mama die Seife bereitgelegt, wurde Emil mit einem fröhlichen "Es ist soweit!" ins Badezimmer (oder, wie heute, in den Garten) gelockt. Und da saß er nun, mitten im Blubberblubberschaum, mit großen Augen und wild abstehenden Haaren.

Freddy, der Teddy, wartete tapfer daneben. Sein wuscheliger Bruder hing sogar klatschnass an der Wäscheleine, neben einem Höschen und einem Waschlappen. "Du bist der Nächste", murmelte Emil zu Freddy. Der plüschige Freund schien ein wenig nervös.

Plötzlich stieg eine riesige Seifenblase auf und zerplatzte direkt auf Emils Nase. "Hatschi!" machte er – und fing an zu lachen. Und wie das kitzelte! Bald war das ganze Bad ein Seifenblasenparadies.

"Na gut", sagte Emil und tauchte die Hände unter. "Wenn schon Samstag ist, dann will ich wenigstens wie ein Pirat baden! Mit Schaumkanonen und Schaumbärten!"

Und so wurde aus dem Badetag ein großes Abenteuer.

Am Ende war Emil sauber, Freddy gebadet und beide rochen nach Lavendel. Und während sie nebeneinander auf der Decke in der Sonne trockneten, flüsterte Emil: "Aber morgen… morgen wird wieder gespielt. Ganz bestimmt!"




© Anne Seltmann


Anne Seltmann 12.07.2025, 09.55 | (3/3) Kommentare (RSS) | TB | PL

Drabble 2025 N° 22



[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]





Wortvorgaben für das 100 Wörter-Drabble:

Musiknarr + betreten + wenigstens.



Der Musiknarr zögerte, bevor er die Bühne betreten konnte. Wenigstens einmal im Leben wollte er vor anderen spielen. Nicht nur üben. Nicht nur träumen. Die ersten Schritte fühlten sich falsch an, seine Beine schwer, sein Magen flau. Was, wenn sie lachten? Was, wenn sie gar nicht reagierten? Doch er wusste: Wenn er heute nicht spielte, würde er es bereuen. Also atmete er ein, trat vor, sah in die Lichter, spürte das Gewicht des Instruments. Der erste Ton war zögerlich, der zweite sicherer. Und dann: Musik. Nichts weiter. Keine Angst mehr. Nur Klang. Und endlich wusste er: Er hatte es getan. 







Anne Seltmann 12.07.2025, 09.24 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

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