Tag: Midjourney
sie steht
inmitten der blumen,
die sich nicht entscheiden müssen
ein drachen
zittert in ihrer hand
wie ein gedanke ans fortsein
die schnur –
nicht fessel,
nicht versicherung
vielleicht ist freiheit
nicht im loslassen
nicht im festhalten
sondern
im wissen,
dass beides möglich ist
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 13.05.2025, 17.06 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Anne Seltmann 12.05.2025, 06.19 | (4/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
ich liebe das meer
sagst du, als wäre es
eine richtung.
ich liebe die weite,
die zwischen zwei wellen passt
wie atem zwischen zwei sätzen.
ich liebe die welle,
die ankommt,
auch wenn sie nur bricht.
das meer kennt keine uhrzeit
kein ende,
keinen grund,
nur dich,
wenn du hineinsiehst
und nicht zurückblickst.
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 10.05.2025, 11.37 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Anne Seltmann 10.05.2025, 06.41 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Der deutsche Zoologe Christian Benedict Ebbinghaus war im 19. Jahrhundert von der Wanderung der Aale fasziniert. Niemand wusste damals, woher sie wirklich kamen oder wohin sie verschwanden.
Ebbinghaus hatte ein Aal-Aquarium, doch eines Tages waren alle Tiere verschwunden.
Er war fassungslos – das Becken war geschlossen, kein Wasser ausgetreten, kein Einbruch. Nur: keine Aale mehr.
Tage später fand man die Ausreißer im Nachbargarten, unter feuchtem Laub.
Sie hatten sich offenbar nachts aus dem Aquarium gewunden, waren durch ein gekipptes Fenster entkommen, und sich auf ihre natürliche Wanderung begeben wollen – in Richtung Wasser, wie es ihrer Natur entsprach.
Ebbinghaus schrieb dazu in seinem Tagebuch:
"Wenn ein Fisch mit solcher Entschlossenheit flieht, kann man ihm die Freiheit kaum verwehren."
Diese Episode war eine der ersten, die belegten, wie wanderlustig und überlebensfähig Aale sind – und dass sie sogar an Land größere Strecken zurücklegen können, solange es feucht genug ist.
Anne Seltmann 09.05.2025, 05.20 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Neulich in meinem Garten
stand eine Blume, die sprach,
mit einem Hauch von Geheimnissen,
in den Farben des Morgens.
Sie sprach von verborgenen Wegen,
von den Schattierungen der Stille,
von einem Moment, der zwischen den Blättern hing.
Ich lauschte – wie ein Flüstern
aus einer längst vergessenen Zeit.
Die Vögel, sie sangen,
doch ihre Lieder klangen anders,
nicht wie das übliche Summen
des Alltags,
sondern wie ein Echo aus der Ferne,
wie ein Versprechen.
Der Wind strich sanft durch das Gras,
und es war, als würde auch er sich erinnern
an etwas, das nie wirklich vergangen ist,
an die Zartheit, die die Erde birgt,
und an das Leben, das weiterfließt
wie ein Fluss aus Licht und Schatten.
Neulich in meinem Garten,
da war der Moment – er blühte auf,
verblasste wieder, aber ich fühlte ihn
in jedem Atemzug,
im sanften Beben des Bodens,
in der Stille, die zwischen den Zweigen stand.
Es war kein großes Ereignis.
Ein leises, kaum merkliches Zwiegespräch.
Doch es war genug,
genug, um die Zeit in einem einzigen Atemzug zu spüren,
genug, um für einen Augenblick zu wissen:
Auch das Unausgesprochene ist ein Teil
des großen Ganzen.
Anne Seltmann 08.05.2025, 08.27 | (0/0) Kommentare | TB | PL
[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]
Feen, sagst du, sind Kinderdinge
aber ich sah sie
zwischen den brombeerblättern
mit händen wie schmetterlingsflügeln
und stimmen, die nicht sprachen
sondern pflanzen bewegten
sie standen auf pilzen,
balancierten auf grashalmen
als wäre schwerkraft
nur ein märchen für uns
ihre augen trugen wald
kein spiegel, nur tiefe
aus der etwas zu mir sah
was nicht fragte
sie nähten den regen
mit spinnfäden an die luft,
zogen den duft des abends
wie einen schleier
über offene felder
sie kannten namen
die wir vergessen haben
und wussten, wann eine ameise trauert
nur wenn wir ganz still sind
vielleicht
legen sie uns ein mooswort
ins ohr
und verschwinden wieder
bevor wir es
aussprechen können
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 08.05.2025, 07.50 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Still war das Meer
Jemand hatte das Papierboot gefaltet und aufs Wasser gesetzt –
ganz leise, fast so, als wolle man es nicht wecken.
Es war ein schlichtes Boot. Weiß. Ohne Namen. Ohne Flagge.
Nur kleine Farbtupfer an der Seite,
wie Blätter im Wind
je nachdem, wie man es betrachtete.
Das Wasser trug es fort.
Erst durch Pfützen, dann durch Bäche,
dann kam der Fluss,
und irgendwann kam das Meer.
Niemand hatte es darauf vorbereitet.
Das Plätschern war zu Brandung geworden,
der Himmel zu einem großen, atmenden Tier.
Das Papierboot trieb.
Es hatte kein Ziel.
Aber es hatte Zeit.
Es lauschte den Stimmen der Wellen,
die Geschichten von Schiffen erzählten,
die kamen und gingen,
von Menschen,
die zu viel wollten
und am Ende doch nur das Meer in sich trugen.
Manchmal regnete es.
Manchmal kam eine Wolke zu tief.
Manchmal sang eine Qualle ein Lied,
das niemand verstand,
aber alle fühlten.
Das Papierboot wurde blasser.
Weicher.
Durchsichtiger.
Aber es trieb weiter.
Und als der Morgen kam,
und das Licht wie ein Versprechen über die See strich,
war es verschwunden.
Nicht gesunken.
Nicht zerrissen.
Einfach fort.
Als hätte es sich
endlich selbst entfaltet.
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 07.05.2025, 09.33 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Wecker meckert. Kaffee zickt. Socke verschwunden. Montag.
Aber nicht bei uns!
Denn ab jetzt gilt:
Montag ist Schon-tag – der Tag, an dem wir uns selbst nicht so ernst nehmen,
uns mindestens eine Sache gönnen (Keks zählt!)
und jeder To-do-Liste frech ein "Vielleicht morgen" anhängen.
Ob mit Schlafanzughut oder Schokoreste im Mundwinkel:
Wir starten die Woche auf unsere Weise –
mit einem Lächeln, das zu groß ist für den Kalender.
Anne Seltmann 05.05.2025, 04.31 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL