Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Midjourney

Freitag ist Fischtag N° 17



[KI generiertes Bild]



Als Kind war Fisch für mich der Endgegner auf dem Teller.
Einmal hatte ich eine Gräte im Hals, so fest verankert, dass ich dachte: Das war's jetzt!
Und als wäre das nicht schon schlimm genug, gab's bei uns zu Hause immer diese merkwürdige, gelb-klumpige Senfsauce dazu – ein kulinarischer Albtraum!
Obwohl meine Mutter sonst wirklich gut kochen konnte, hatte sie beim Fisch eine Schwäche.
Erst viele Jahre später, als ich nach Kiel zog, änderte sich das. Freunde zeigten mir, wie man einen Fisch zerpflückt, ohne sich gleich eine Gräte in den Hals zu jagen.
Und plötzlich – zack! – mochte ich Fisch.
Heute sag ich ganz klar: Ich liebe ihn!
Na gut, ein paar Ausnahmen gibt's noch … Aal zum Beispiel oder Schillerlocken – die bleiben lieber in der Kühltheke. 





Anne Seltmann 18.07.2025, 05.22 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Samstag ist Badetag N° 07





[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]


Es war einmal ein kleiner Junge namens Emil, der fand, dass Schmutz zum Spielen einfach dazugehört. Jeden Tag kletterte er auf Bäume, rannte durch Pfützen und rollte sich mit seinem Teddy Freddy durchs hohe Gras. Doch am Samstag – oh je, am Samstag war alles anders.

Denn Samstag war Badetag.

Kaum hatte Papa das Zinkbad befüllt und Mama die Seife bereitgelegt, wurde Emil mit einem fröhlichen "Es ist soweit!" ins Badezimmer (oder, wie heute, in den Garten) gelockt. Und da saß er nun, mitten im Blubberblubberschaum, mit großen Augen und wild abstehenden Haaren.

Freddy, der Teddy, wartete tapfer daneben. Sein wuscheliger Bruder hing sogar klatschnass an der Wäscheleine, neben einem Höschen und einem Waschlappen. "Du bist der Nächste", murmelte Emil zu Freddy. Der plüschige Freund schien ein wenig nervös.

Plötzlich stieg eine riesige Seifenblase auf und zerplatzte direkt auf Emils Nase. "Hatschi!" machte er – und fing an zu lachen. Und wie das kitzelte! Bald war das ganze Bad ein Seifenblasenparadies.

"Na gut", sagte Emil und tauchte die Hände unter. "Wenn schon Samstag ist, dann will ich wenigstens wie ein Pirat baden! Mit Schaumkanonen und Schaumbärten!"

Und so wurde aus dem Badetag ein großes Abenteuer.

Am Ende war Emil sauber, Freddy gebadet und beide rochen nach Lavendel. Und während sie nebeneinander auf der Decke in der Sonne trockneten, flüsterte Emil: "Aber morgen… morgen wird wieder gespielt. Ganz bestimmt!"




© Anne Seltmann


Anne Seltmann 12.07.2025, 09.55 | (3/3) Kommentare (RSS) | TB | PL

12 Seelenfenster



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]




Es gibt Tage, da braucht es keine großen Worte. Da genügt ein stiller Blick, ein Lichtstreif am Boden, ein Windhauch im Haar –und etwas in uns öffnet sich.

Diese Sammlung nennt sich Fenster, weil sie den Blick freigibt auf das, was oft verborgen bleibt:die kleinen, zarten Momente im Alltag, die Schönheit am Wegesrand, die leisen Gedanken,
die niemand laut ausspricht – und doch in vielen wohnen.

Jedes Fenster ist ein Bild, ein Gedicht, ein Flüstern. Ein kurzer Halt zwischen gestern und morgen. Ein Stück Seele, das sich zeigt, ohne sich zu erklären. Vielleicht erkennst du dich wieder.
Vielleicht schaust du hinaus – und findest etwas, das du längst in dir trägst.

Diese Fenster öffnen sich für dich, für das Jetzt, für das, was bleibt.


 

12 Seelenfenster

1. Fenster: Mohn im Kornfeld

Du bleibst stehen.
Nicht, weil du musst.
Weil du siehst.
Ein einzelnes Rot im endlosen Gold
genügt dir
um an Schönheit zu glauben.

2. Fenster: Der Klang des Anfangs

Morgens, wenn die Welt noch leise ist,
hörst du dem Licht beim Aufwachen zu.
Manchmal schreibst du ihm ein Wort in den Tag.
Nicht laut.
Aber liebevoll.

3. Fenster: Die Katze auf dem Thron

Sie trägt eine Krone aus Selbstverständlichkeit
und du verneigst dich innerlich.
Denn wer so ruht,
hat die Welt verstanden.

4. Fenster: Der Atem der Erinnerung

Du öffnest eine Schublade
und du findest etwas,
dass du längst verloren glaubtest:
einen Geruch
ein Lachen
eine Gummibärchenspur
die dich heimführt.

5. Fenster: Zwischen den Zeilen

Du liest nicht nur Worte.
Du hörst, was sie verschweigen.
Und manchmal schreibst du weiter
was andere nicht zu sagen wagten.

6. Fenster: Wind im Haar, Sand unter den Füßen

Ein Tag am Meer
ist kein Tag.
Es ist ein Gefühl
das bleibt
auch wenn du längst zurück bist.

7. Fenster: Der Tanz der Ideen

Du siehst ein absurdes Wort
und es tanzt dir ein Lächeln ins Gesicht.
Manchmal trägt es Flossen.
Manchmal Flügel.
Immer Fantasie.

8. Fenster: Die kleine Geste

Ein voller Satz.
Ein "Guten Morgen" mit Herz.
Ein "Ich sehe dich."
Kleines Licht
große Wirkung
wieder und wieder.

9. Fenster: Der leise Trotz

Du weichst nicht dem, was still wird.
Du hälst inne
und du schreibst
statt zu schweigen.
Das ist deine Art
Widerstand.

10. Fenster: Papierflieger zum Mond

Du faltest Träume
und lässt sie steigen.
Nicht weil sie ankommen müssen.
Weil sie fliegen wollen.

11. Fenster: Der Duft von Blau

Manchmal riecht ein Bild nach Kindheit.
Oder ein Wort nach Flieder.
Du sammelst solche Augenblicke
wie andere Muscheln.

12. Fenster: Du

Zwischen all dem, was vergeht,
bist du
die, die sieht,
die, die bewahrt,
die, die weitergibt
was zart ist
und wichtig.






Anne Seltmann 11.07.2025, 16.36 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Freitag ist Fischtag N° 16



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]






Die Silberfische der Träume

Tief unten in einem stillen Meer, das nie ein Sturm erreicht, lebten die Silberfische der Träume. Ihre Flossen waren aus hauchdünnem Licht gewebt, ihr Atem blubberte leise Wünsche ins Wasser. Man sagte, wer ihnen im Schlaf begegnete, würde am Morgen mit einem Lächeln erwachen – und manchmal auch mit einer Antwort auf eine Frage, die man sich nie zu stellen wagte.

Die Fische schwammen durch Korallen aus Zuckerwatte und ließen kleine Blasen aufsteigen, in denen sich winzige Träume drehten – von fliegenden Regenschirmen, tanzenden Waffeln oder geheimen Türen in alten Bäumen.

Eines Nachts näherte sich ein Kind, das sich verirrt hatte in einem seltsamen Zwischenschlaf, irgendwo zwischen Jetzt und Irgendwann. Es blickte die Fischchen an, und eines von ihnen – das mit dem rosigsten Schimmer – sprach in Gedanken:

"Manchmal musst du einfach treiben lassen, was zu schwer geworden ist. Träume schwimmen besser, wenn man ihnen nicht das Herz beschwert."

Das Kind nickte – oder träumte es das nur?

Am nächsten Morgen wachte es mit feuchten Haaren auf und einem Kristallbläschen in der Hand. Darin ein kleiner Fisch, der langsam verblasste.

Aber die Leichtigkeit blieb.




Anne Seltmann 11.07.2025, 05.19 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Freitag ist Fischtag N° 15



 N° 15 

[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]



Im kleinen Ort Plätscherlingen, wo der Briefträger auch das Wetter vorhersagt und die Nachbarn durch Zuckerdosen verbunden sind, war eines unumstößlich: Freitag ist Fischtag.

Niemand wusste mehr genau, warum. Es wurde einfach so überliefert – von Generation zu Generation, von Forelle zu Hering.

Frau Schmitz vom Eckhaus legte jeden Freitag ihre "Fisch-Ohrringe" an – silberne Sardinen mit Glitzersteinchen. Herr Blume mähte donnerstags den Rasen, damit er freitags frisch geduscht seinen Backfisch genießen konnte. Und selbst die Katze im Supermarkt – sie hieß übrigens "Dorschy" – bekam freitags Thunfisch, obwohl sie sonst nur auf Mettbrötchen bestand.

Doch dann geschah das Unglaubliche:
An einem Freitag servierte die neue Köchin in der Kantine der Grundschule Nudeln mit Tomatensoße.

Es herrschte Schock.
Die Kinder starrten die Teller an, als hätten sich Spaghetti selbständig gemacht.
Ein kleiner Junge namens Emil hob langsam die Hand und fragte fassungslos:
"Ist… ist der Fisch püriert?!"

Am nächsten Tag hing ein Schild am Eingang:
"Entschuldigung für die fischlose Verwirrung. Wir hatten einen Lieferengpass. Ab nächstem Freitag wieder Flosse mit Soße!"

Seitdem wurde das Ritual sogar erweitert.
Im Dorf gab es plötzlich:

– Fisch-Flashmobs beim Bäcker (mit Makrelen-Maracas)
– Goldfisch-Casting im Seniorenheim
– und eine Kunstausstellung mit dem Titel: "Fische, die träumen."

Ach ja – und Emil?
Der isst freitags immer noch Tomatensoße.
Aber nur, wenn sie "Hai-mlich" serviert wird.



© Anne Seltmann




Anne Seltmann 04.07.2025, 05.41 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Korngold – das Mädchen mit den viel zu großen Stiefeln



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]



Dort, wo die Felder flüstern und der Wind Geschichten sammelt, lebte ein kleines Mädchen mit wilden Haaren und einem Namen, den niemand kannte. Die Menschen im Dorf nannten sie nur Korngold – weil sie immer ein paar Ähren in den Taschen trug und in ihren Stiefeln manchmal auch Maiskolben steckten, als hätte sie dem Sommer das letzte Lächeln geklaut.

Korngold war nicht wie die anderen Kinder. Ihre Stiefel waren drei Nummern zu groß und klapperten bei jedem Schritt wie die Uhren der alten Zeit. Doch sie mochte sie so – denn sie glaubte, in ihnen liege ein Stück der Vergangenheit verborgen. Vielleicht sogar ein Stück ihres Traums.

An diesem Tag fiel das allererste Schneeflöckchen vom Himmel. Es tanzte leise, drehte sich einmal um sich selbst – und landete direkt auf ihrer Nase.
Korngold hielt den Atem an.

"Bist du der Anfang?" flüsterte sie.
Das Flöckchen antwortete nicht, aber die Maiskolben in ihren Stiefeln begannen leicht zu schimmern, als spürten sie den Zauber.
Ein leises Leuchten, warm wie Kindheit. Wie Hoffnung.

Korngold wusste: Auch wenn der Winter kam, würde das Korn in ihr nie ganz schlafen gehen. Und solange sie ging – mit ihren großen Stiefeln, ihrem stillen Mut und ihren leuchtenden Augen – würde der Sommer in ihr weiterflüstern.

So ging sie los.
Klein.
Zart.
Aber voller Wunder.


© Anne Seltmann




Anne Seltmann 27.06.2025, 16.40 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Tanz im Leben




[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann] 





fröhlichkeit

eine zarte angelegenheit

keine gloriole

sondern das zittern

zwischen den takten

 

ein ewiger versuch

auf den eigenen füßen zu stehen

während das leben

unter ihnen schwankt

und die musik

mal flüstert

mal schreit

 

je mehr du willst

dass es richtig ist

desto härter

tritt dir der eigene fuß

in den schritt

und du stolperst

über das wort „soll“

 

glück

ein wort mit bedingung

braucht boden

licht

jemand

der die hand hält

wenn der raum sich leert

 

es ist schwer

leicht zu sein

wenn krankheit

an der tür lehnt

wenn angst

schon wieder im spiegel steht

wenn das wort "morgen"

zu groß ist für den mund

 

und doch tanzen manche

auf schutt

auf flucht

auf linoleum

 

manche tanzen allein

mit einem blick

der für zwei reicht

manche suchen noch

einen takt

der sie erkennt

einen körper

der mitgeht

ohne zu führen


~*~

© Anne Seltmann









Anne Seltmann 23.06.2025, 16.37 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Mittsommer – ein Fest aus Licht und Leichtigkeit






[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]


In Schweden ist Midsommar – gleich nach Weihnachten – das wohl bedeutendste Fest im Jahreslauf. Gefeiert wird es meist im Kreis von Familie, Freunden und Nachbarn. Der Mittsommerabend, auf Schwedisch midsommarafton, fällt immer auf einen Freitag zwischen dem 19. und 25. Juni – irgendwo zwischen Lichtfülle und Sommersehnsucht.

Irgendwann zwischen Tag und Nacht, wenn die Schatten noch weich sind und das Licht nicht weichen will, beginnt das, was man im Norden "Midsommar" nennt. Kein Datum, sondern ein Gefühl. Kein Feiertag, sondern ein leiser Tanz mit der Zeit.

Ich habe nie ein klassisches Mittsommerfest erlebt. Kein Maibaum, keine Erdbeertorte mit Sahne, kein Tanz ums Feuer. Und doch verstehe ich es – weil es in uns allen wohnt: dieses Bedürfnis, das Licht zu feiern, wenn es am längsten bleibt. So, als könnten wir für einen Moment die Dunkelheit überlisten.

Hier an der Ostsee wirkt Mittsommer anders. Der Wind riecht nach Salz und Heckenrose, und meine Möwen tragen Blumenkränzchen. Nicht in Wirklichkeit – aber auf meinen Bildern, die mit einem Augenzwinkern zeigen, dass auch das Meer das Feiern nicht verlernt hat. Möwen, die tanzen, statt zu kreischen. Sommerfantasien im Federkleid.

In meinem Kopf tanzen Mädchen barfuß über eine Wiese, Blumen im Haar, Lachen in der Luft. Die Glühwürmchen zögern nicht lange, und der Himmel macht keine Anstalten, zu verblassen. Vielleicht ist es das: ein kurzer Stillstand, mitten im Kreisen der Welt. Und wir, die wir zusehen oder mittanzen, wissen plötzlich wieder, wie sich Leichtigkeit anfühlt.

Mittsommer ist kein Fest der großen Gesten. Es reicht, sich auf eine Wiese zu setzen, die Stille zu hören, Möwen zuzulächeln und zu spüren, wie der Tag sich nicht entscheiden kann.

Ich glaube, es sind diese Momente, in denen wir uns wiederfinden – zwischen Tau und Himmel, zwischen Küstenlicht und innerem Gleichgewicht.


© Anne Seltmann




Anne Seltmann 21.06.2025, 15.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Freitag ist Fischtag N° 13



 N° 13


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Warum eigentlich Weißwein zum Fisch?


Ein kulinarischer Klischee-Klassiker, der uns allen so geläufig ist wie das Amen in der Küche: Zum Fisch trinkt man Weißwein. Punkt. Aber warum eigentlich? Wer hat das festgelegt? Und hat der Fisch da überhaupt mitgeredet?

Zugegeben, es steckt tatsächlich mehr dahinter als reines Traditionsgeplänkel. Weißwein, vor allem die frischen, säurebetonten Sorten, bringt das mit, was Fisch gerne hat: Leichtigkeit, Frische, Zurückhaltung. Kein schweres Rumsitzen im Magen, kein Tannin-Gewitter auf der Zunge. Stattdessen ein feiner, zitroniger Händedruck, der den Fisch nicht überlagert, sondern begleitet. Ein Tanzpartner, kein Rampensau-Solist.

Roter Wein? Der ist kräftiger, tanninreicher, manchmal sogar schwer wie ein dickes Sofa. Und so ein feines Zanderfilet kann darunter schon mal zerbröseln wie ein Butterkeks unter der Walze. Es geht also gar nicht um Snobismus, sondern um Balance. Um Harmonie auf dem Teller – und im Glas.

Natürlich gilt wie immer: Die Ausnahmen bestätigen die Regel. Ein gegrillter Thunfisch mit rauchiger Note? Der darf sich ruhig mal mit einem leichten Pinot Noir anfreunden. Und wer partout lieber Rot mag, sollte sich davon nicht abbringen lassen. Der Fisch schaut nicht beleidigt. Und der Wein ohnehin nicht.

Fazit: Weißwein zum Fisch – das ist wie ein Sommerwind an einem Küstentag. Dezent, frisch und genau richtig. Es sei denn, dein Gaumen ruft laut nach was anderem. Dann – bitte sehr. Hauptsache, es schmeckt.







Zum Fisch ein Weißwein, sagen die Weinkenner. Ich sag: Hauptsache, das Glas ist voll und der Fisch guckt nicht mehr!








20.06.2025, 05.59 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Der Marienkäfer namens Lina



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]




Es war einmal ein kleiner Marienkäfer namens Lina, der in einem üppigen Garten voller Blumen und Pflanzen lebte. Zwischen bunten Blüten, raschelnden Blättern und dem zarten Gesang des Windes fühlte sie sich geborgen. Eines Tages, als sie auf einem Blatt saß und die warmen Sonnenstrahlen genoss, bemerkte sie etwas Großes und Gelbes in der Ferne. Neugierig wackelte sie mit den Flügelchen, schüttelte den Morgentau ab und flog los, um das geheimnisvolle Leuchten zu erkunden.

Je näher sie kam, desto gewaltiger erschien das goldene Wunder vor ihr – eine riesige Sonnenblume, die majestätisch in den Himmel ragte, als wolle sie mit der Sonne selbst sprechen. Ihre Blütenblätter leuchteten wie die Strahlen eines Sommers, und ihr Duft war süß und sonnig wie Honiglicht.

Lina landete vorsichtig auf einem der großen Blütenblätter. Es fühlte sich weich an wie eine Wolke aus Licht, warm von der Sonne durchdrungen. Hier war alles größer als sie – die Blüte wie ein Tanzsaal, der Stängel wie ein Turm. Doch statt sich klein zu fühlen, spürte Lina ein Kribbeln vor Freude.

Neugierig kletterte sie weiter, bis sie das Herz der Blume erreichte. Dort traf sie auf eine Gruppe fleißiger Bienen, die summend Nektar sammelten. Sie trugen kleine Pollenhöschen und lachten freundlich, als sie Lina bemerkten.

"Willkommen auf unserer Sonneninsel!", summte eine dicke Biene namens Mathilde. "Hier sind alle willkommen, die mit Respekt und Neugier kommen." Die Bienen teilten ein wenig ihres köstlichen Nektars mit Lina, der nach Sommer, Wärme und Abenteuer schmeckte. Dann zeigten sie ihr ein ganz besonderes Spiel.

"Stell dir vor, du bist ein Blatt im Wind", sagte eine Biene, "und lass dich tragen." Gemeinsam stießen sie sich sanft vom Blütenherz ab, und die warme Brise hob sie empor. Lina flog mit ausgestreckten Flügeln durch den Duft und das Licht. Sie tanzte mit den Bienen zwischen den Sonnenstrahlen, drehte Pirouetten in der Luft und lachte vor Freude.

Als die Sonne langsam unterging und die Welt in ein sanftes Gold tauchte, setzten sich die Bienen nebeneinander auf die Blüte. Sie erzählten sich Geschichten von entfernten Wiesen, vom Regenbogenregen und von einer alten Libelle, die Musik mit ihren Flügeln machte.

Lina lauschte still und glücklich. Sie hatte etwas Wunderbares entdeckt: einen Ort, an dem Größe keine Rolle spielte, sondern Freundlichkeit, Neugier und das Teilen.

Als der Himmel rosa wurde und der Abendwind leise durch die Blätter strich, verabschiedete sich Lina mit einem herzlichen Flügelschlag. Sie flog zurück zu ihrem kleinen Blatt, das im Vergleich zur Sonnenblume winzig war – aber nun so besonders wie nie zuvor.

Und so endet die Geschichte von Lina, dem Marienkäfer, der eine Sonnenblume traf und lernte, dass in der Welt der kleinen Dinge große Wunder verborgen sind – wenn man sich traut, hinzufliegen.



© Anne Seltmann




Anne Seltmann 15.06.2025, 15.48 | (4/3) Kommentare (RSS) | TB | PL

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