Tag: Midjourney
Anne Seltmann 18.07.2025, 05.22 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Es war einmal ein kleiner Junge namens Emil, der fand, dass Schmutz zum Spielen einfach dazugehört. Jeden Tag kletterte er auf Bäume, rannte durch Pfützen und rollte sich mit seinem Teddy Freddy durchs hohe Gras. Doch am Samstag – oh je, am Samstag war alles anders.
Denn Samstag war Badetag.
Kaum hatte Papa das Zinkbad befüllt und Mama die Seife bereitgelegt, wurde Emil mit einem fröhlichen "Es ist soweit!" ins Badezimmer (oder, wie heute, in den Garten) gelockt. Und da saß er nun, mitten im Blubberblubberschaum, mit großen Augen und wild abstehenden Haaren.
Freddy, der Teddy, wartete tapfer daneben. Sein wuscheliger Bruder hing sogar klatschnass an der Wäscheleine, neben einem Höschen und einem Waschlappen. "Du bist der Nächste", murmelte Emil zu Freddy. Der plüschige Freund schien ein wenig nervös.
Plötzlich stieg eine riesige Seifenblase auf und zerplatzte direkt auf Emils Nase. "Hatschi!" machte er – und fing an zu lachen. Und wie das kitzelte! Bald war das ganze Bad ein Seifenblasenparadies.
"Na gut", sagte Emil und tauchte die Hände unter. "Wenn schon Samstag ist, dann will ich wenigstens wie ein Pirat baden! Mit Schaumkanonen und Schaumbärten!"
Und so wurde aus dem Badetag ein großes Abenteuer.
Am Ende war Emil sauber, Freddy gebadet und beide rochen nach Lavendel. Und während sie nebeneinander auf der Decke in der Sonne trockneten, flüsterte Emil: "Aber morgen… morgen wird wieder gespielt. Ganz bestimmt!"
Anne Seltmann 12.07.2025, 09.55 | (3/3) Kommentare (RSS) | TB | PL
Es gibt Tage, da braucht es keine großen Worte. Da genügt ein stiller Blick, ein Lichtstreif am Boden, ein Windhauch im Haar –und etwas in uns öffnet sich.
Diese Sammlung nennt sich Fenster, weil sie den Blick freigibt auf das, was oft verborgen bleibt:die kleinen, zarten Momente im Alltag, die Schönheit am Wegesrand, die leisen Gedanken,
die niemand laut ausspricht – und doch in vielen wohnen.
Jedes Fenster ist ein Bild, ein Gedicht, ein Flüstern. Ein kurzer Halt zwischen gestern und morgen. Ein Stück Seele, das sich zeigt, ohne sich zu erklären. Vielleicht erkennst du dich wieder.
Vielleicht schaust du hinaus – und findest etwas, das du längst in dir trägst.
Diese Fenster öffnen sich für dich, für das Jetzt, für das, was bleibt.
12 Seelenfenster
1. Fenster: Mohn im KornfeldAnne Seltmann 11.07.2025, 16.36 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Die Silberfische der Träume
Tief unten in einem stillen Meer, das nie ein Sturm erreicht, lebten die Silberfische der Träume. Ihre Flossen waren aus hauchdünnem Licht gewebt, ihr Atem blubberte leise Wünsche ins Wasser. Man sagte, wer ihnen im Schlaf begegnete, würde am Morgen mit einem Lächeln erwachen – und manchmal auch mit einer Antwort auf eine Frage, die man sich nie zu stellen wagte.
Die Fische schwammen durch Korallen aus Zuckerwatte und ließen kleine Blasen aufsteigen, in denen sich winzige Träume drehten – von fliegenden Regenschirmen, tanzenden Waffeln oder geheimen Türen in alten Bäumen.
Eines Nachts näherte sich ein Kind, das sich verirrt hatte in einem seltsamen Zwischenschlaf, irgendwo zwischen Jetzt und Irgendwann. Es blickte die Fischchen an, und eines von ihnen – das mit dem rosigsten Schimmer – sprach in Gedanken:
"Manchmal musst du einfach treiben lassen, was zu schwer geworden ist. Träume schwimmen besser, wenn man ihnen nicht das Herz beschwert."
Das Kind nickte – oder träumte es das nur?
Am nächsten Morgen wachte es mit feuchten Haaren auf und einem Kristallbläschen in der Hand. Darin ein kleiner Fisch, der langsam verblasste.
Aber die Leichtigkeit blieb.
Anne Seltmann 11.07.2025, 05.19 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Im kleinen Ort Plätscherlingen, wo der Briefträger auch das Wetter vorhersagt und die Nachbarn durch Zuckerdosen verbunden sind, war eines unumstößlich: Freitag ist Fischtag.
Niemand wusste mehr genau, warum. Es wurde einfach so überliefert – von Generation zu Generation, von Forelle zu Hering.
Frau Schmitz vom Eckhaus legte jeden Freitag ihre "Fisch-Ohrringe" an – silberne Sardinen mit Glitzersteinchen. Herr Blume mähte donnerstags den Rasen, damit er freitags frisch geduscht seinen Backfisch genießen konnte. Und selbst die Katze im Supermarkt – sie hieß übrigens "Dorschy" – bekam freitags Thunfisch, obwohl sie sonst nur auf Mettbrötchen bestand.
Doch dann geschah das Unglaubliche:
An einem Freitag servierte die neue Köchin in der Kantine der Grundschule Nudeln mit Tomatensoße.
Es herrschte Schock.
Die Kinder starrten die Teller an, als hätten sich Spaghetti selbständig gemacht.
Ein kleiner Junge namens Emil hob langsam die Hand und fragte fassungslos:
"Ist… ist der Fisch püriert?!"
Am nächsten Tag hing ein Schild am Eingang:
"Entschuldigung für die fischlose Verwirrung. Wir hatten einen Lieferengpass. Ab nächstem Freitag wieder Flosse mit Soße!"
Seitdem wurde das Ritual sogar erweitert.
Im Dorf gab es plötzlich:
– Fisch-Flashmobs beim Bäcker (mit Makrelen-Maracas)
– Goldfisch-Casting im Seniorenheim
– und eine Kunstausstellung mit dem Titel: "Fische, die träumen."
Ach ja – und Emil?
Der isst freitags immer noch Tomatensoße.
Aber nur, wenn sie "Hai-mlich" serviert wird.
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 04.07.2025, 05.41 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Dort, wo die Felder flüstern und der Wind Geschichten sammelt, lebte ein kleines Mädchen mit wilden Haaren und einem Namen, den niemand kannte. Die Menschen im Dorf nannten sie nur Korngold – weil sie immer ein paar Ähren in den Taschen trug und in ihren Stiefeln manchmal auch Maiskolben steckten, als hätte sie dem Sommer das letzte Lächeln geklaut.
Korngold war nicht wie die anderen Kinder. Ihre Stiefel waren drei Nummern zu groß und klapperten bei jedem Schritt wie die Uhren der alten Zeit. Doch sie mochte sie so – denn sie glaubte, in ihnen liege ein Stück der Vergangenheit verborgen. Vielleicht sogar ein Stück ihres Traums.
An diesem Tag fiel das allererste Schneeflöckchen vom Himmel. Es tanzte leise, drehte sich einmal um sich selbst – und landete direkt auf ihrer Nase.
Korngold hielt den Atem an.
"Bist du der Anfang?" flüsterte sie.
Das Flöckchen antwortete nicht, aber die Maiskolben in ihren Stiefeln begannen leicht zu schimmern, als spürten sie den Zauber.
Ein leises Leuchten, warm wie Kindheit. Wie Hoffnung.
Korngold wusste: Auch wenn der Winter kam, würde das Korn in ihr nie ganz schlafen gehen. Und solange sie ging – mit ihren großen Stiefeln, ihrem stillen Mut und ihren leuchtenden Augen – würde der Sommer in ihr weiterflüstern.
So ging sie los.
Klein.
Zart.
Aber voller Wunder.
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 27.06.2025, 16.40 | (0/0) Kommentare | TB | PL
fröhlichkeit
eine zarte angelegenheit
keine gloriole
sondern das zittern
zwischen den takten
ein ewiger versuch
auf den eigenen füßen zu stehen
während das leben
unter ihnen schwankt
und die musik
mal flüstert
mal schreit
je mehr du willst
dass es richtig ist
desto härter
tritt dir der eigene fuß
in den schritt
und du stolperst
über das wort „soll“
glück
ein wort mit bedingung
braucht boden
licht
jemand
der die hand hält
wenn der raum sich leert
es ist schwer
leicht zu sein
wenn krankheit
an der tür lehnt
wenn angst
schon wieder im spiegel steht
wenn das wort "morgen"
zu groß ist für den mund
und doch tanzen manche
auf schutt
auf flucht
auf linoleum
manche tanzen allein
mit einem blick
der für zwei reicht
manche suchen noch
einen takt
der sie erkennt
einen körper
der mitgeht
ohne zu führen
Anne Seltmann 23.06.2025, 16.37 | (0/0) Kommentare | TB | PL
In Schweden ist Midsommar – gleich nach Weihnachten – das wohl bedeutendste Fest im Jahreslauf. Gefeiert wird es meist im Kreis von Familie, Freunden und Nachbarn. Der Mittsommerabend, auf Schwedisch midsommarafton, fällt immer auf einen Freitag zwischen dem 19. und 25. Juni – irgendwo zwischen Lichtfülle und Sommersehnsucht.
Irgendwann zwischen Tag und Nacht, wenn die Schatten noch weich sind und das Licht nicht weichen will, beginnt das, was man im Norden "Midsommar" nennt. Kein Datum, sondern ein Gefühl. Kein Feiertag, sondern ein leiser Tanz mit der Zeit.
Ich habe nie ein klassisches Mittsommerfest erlebt. Kein Maibaum, keine Erdbeertorte mit Sahne, kein Tanz ums Feuer. Und doch verstehe ich es – weil es in uns allen wohnt: dieses Bedürfnis, das Licht zu feiern, wenn es am längsten bleibt. So, als könnten wir für einen Moment die Dunkelheit überlisten.
Hier an der Ostsee wirkt Mittsommer anders. Der Wind riecht nach Salz und Heckenrose, und meine Möwen tragen Blumenkränzchen. Nicht in Wirklichkeit – aber auf meinen Bildern, die mit einem Augenzwinkern zeigen, dass auch das Meer das Feiern nicht verlernt hat. Möwen, die tanzen, statt zu kreischen. Sommerfantasien im Federkleid.
In meinem Kopf tanzen Mädchen barfuß über eine Wiese, Blumen im Haar, Lachen in der Luft. Die Glühwürmchen zögern nicht lange, und der Himmel macht keine Anstalten, zu verblassen. Vielleicht ist es das: ein kurzer Stillstand, mitten im Kreisen der Welt. Und wir, die wir zusehen oder mittanzen, wissen plötzlich wieder, wie sich Leichtigkeit anfühlt.
Mittsommer ist kein Fest der großen Gesten. Es reicht, sich auf eine Wiese zu setzen, die Stille zu hören, Möwen zuzulächeln und zu spüren, wie der Tag sich nicht entscheiden kann.
Ich glaube, es sind diese Momente, in denen wir uns wiederfinden – zwischen Tau und Himmel, zwischen Küstenlicht und innerem Gleichgewicht.
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 21.06.2025, 15.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Warum eigentlich Weißwein zum Fisch?
Ein kulinarischer Klischee-Klassiker, der uns allen so geläufig ist wie das Amen in der Küche: Zum Fisch trinkt man Weißwein. Punkt. Aber warum eigentlich? Wer hat das festgelegt? Und hat der Fisch da überhaupt mitgeredet?
Zugegeben, es steckt tatsächlich mehr dahinter als reines Traditionsgeplänkel. Weißwein, vor allem die frischen, säurebetonten Sorten, bringt das mit, was Fisch gerne hat: Leichtigkeit, Frische, Zurückhaltung. Kein schweres Rumsitzen im Magen, kein Tannin-Gewitter auf der Zunge. Stattdessen ein feiner, zitroniger Händedruck, der den Fisch nicht überlagert, sondern begleitet. Ein Tanzpartner, kein Rampensau-Solist.
Roter Wein? Der ist kräftiger, tanninreicher, manchmal sogar schwer wie ein dickes Sofa. Und so ein feines Zanderfilet kann darunter schon mal zerbröseln wie ein Butterkeks unter der Walze. Es geht also gar nicht um Snobismus, sondern um Balance. Um Harmonie auf dem Teller – und im Glas.
Natürlich gilt wie immer: Die Ausnahmen bestätigen die Regel. Ein gegrillter Thunfisch mit rauchiger Note? Der darf sich ruhig mal mit einem leichten Pinot Noir anfreunden. Und wer partout lieber Rot mag, sollte sich davon nicht abbringen lassen. Der Fisch schaut nicht beleidigt. Und der Wein ohnehin nicht.
Fazit: Weißwein zum Fisch – das ist wie ein Sommerwind an einem Küstentag. Dezent, frisch und genau richtig. Es sei denn, dein Gaumen ruft laut nach was anderem. Dann – bitte sehr. Hauptsache, es schmeckt.
20.06.2025, 05.59 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Es war einmal ein kleiner Marienkäfer namens Lina, der in einem üppigen Garten voller Blumen und Pflanzen lebte. Zwischen bunten Blüten, raschelnden Blättern und dem zarten Gesang des Windes fühlte sie sich geborgen. Eines Tages, als sie auf einem Blatt saß und die warmen Sonnenstrahlen genoss, bemerkte sie etwas Großes und Gelbes in der Ferne. Neugierig wackelte sie mit den Flügelchen, schüttelte den Morgentau ab und flog los, um das geheimnisvolle Leuchten zu erkunden.
Je näher sie kam, desto gewaltiger erschien das goldene Wunder vor ihr – eine riesige Sonnenblume, die majestätisch in den Himmel ragte, als wolle sie mit der Sonne selbst sprechen. Ihre Blütenblätter leuchteten wie die Strahlen eines Sommers, und ihr Duft war süß und sonnig wie Honiglicht.
Lina landete vorsichtig auf einem der großen Blütenblätter. Es fühlte sich weich an wie eine Wolke aus Licht, warm von der Sonne durchdrungen. Hier war alles größer als sie – die Blüte wie ein Tanzsaal, der Stängel wie ein Turm. Doch statt sich klein zu fühlen, spürte Lina ein Kribbeln vor Freude.
Neugierig kletterte sie weiter, bis sie das Herz der Blume erreichte. Dort traf sie auf eine Gruppe fleißiger Bienen, die summend Nektar sammelten. Sie trugen kleine Pollenhöschen und lachten freundlich, als sie Lina bemerkten.
"Willkommen auf unserer Sonneninsel!", summte eine dicke Biene namens Mathilde. "Hier sind alle willkommen, die mit Respekt und Neugier kommen." Die Bienen teilten ein wenig ihres köstlichen Nektars mit Lina, der nach Sommer, Wärme und Abenteuer schmeckte. Dann zeigten sie ihr ein ganz besonderes Spiel.
"Stell dir vor, du bist ein Blatt im Wind", sagte eine Biene, "und lass dich tragen." Gemeinsam stießen sie sich sanft vom Blütenherz ab, und die warme Brise hob sie empor. Lina flog mit ausgestreckten Flügeln durch den Duft und das Licht. Sie tanzte mit den Bienen zwischen den Sonnenstrahlen, drehte Pirouetten in der Luft und lachte vor Freude.
Als die Sonne langsam unterging und die Welt in ein sanftes Gold tauchte, setzten sich die Bienen nebeneinander auf die Blüte. Sie erzählten sich Geschichten von entfernten Wiesen, vom Regenbogenregen und von einer alten Libelle, die Musik mit ihren Flügeln machte.
Lina lauschte still und glücklich. Sie hatte etwas Wunderbares entdeckt: einen Ort, an dem Größe keine Rolle spielte, sondern Freundlichkeit, Neugier und das Teilen.
Als der Himmel rosa wurde und der Abendwind leise durch die Blätter strich, verabschiedete sich Lina mit einem herzlichen Flügelschlag. Sie flog zurück zu ihrem kleinen Blatt, das im Vergleich zur Sonnenblume winzig war – aber nun so besonders wie nie zuvor.
Und so endet die Geschichte von Lina, dem Marienkäfer, der eine Sonnenblume traf und lernte, dass in der Welt der kleinen Dinge große Wunder verborgen sind – wenn man sich traut, hinzufliegen.
Anne Seltmann 15.06.2025, 15.48 | (4/3) Kommentare (RSS) | TB | PL