Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Lyrik

Du bist gegangen







Nun ist es eine Woche schon her, dass meine Nachbarin von gegenüber verstorben ist. Rein zufällig sah ich, als viele Frauen im Schlafzimmer der alten Dame Sachen sortierten, Schränke öffneten usw. Zuerst dachte ich, dass die alte Dame jetzt wohl in ein Alterheim gezogen ist und man all ihre Sachen zusammen packt. Nun weiß ich es, dass sie still und leise und unerwartet gegangen ist. Nun schaue ich jeden Morgen und jeden Abend auf die Fenster dort drüben. Jetzt weiß ich, was mich so berührt und was ich nicht verstehen will. Immer noch sind da die offenen Schränke zu sehen. Für mich, obwohl ich die Verwandten nicht kenne, einfach respektlos...gedankenlos...achtlos? So nach dem Motto "SIE kommt ja eh nicht wieder und die Wohnung wird ja sowieso aufgelöst" Ich weiß nicht ob ich mich klar ausdrücke...ich weiß nur, dass ich so nicht handeln würde. Ich habe oft schon Sachen gepackt, wenn jemand aus meiner Familie gestorben ist. Aber niemals habe ich achtlos irgendwelche Schränke offen stehen oder andere Sachen rum liegen lassen.


Und gerade ist mir so nach meinem Gedicht, dass ich am

23.08.2006 schrieb, welche in ">der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte für die Anthologie-Ausgabe ausgewählt wurde.
">




Du bist gegangen


Wände flüstern
vergessene Worte
Die Leere
springt aus
vergilbten Tapeten
Einsam klappert
ein Fensterladen

 
 ~*~ 

© Anne Seltmann




Anne Seltmann 13.11.2013, 09.33 | (6/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Mein Herz ich will dich fragen









Mein Herz, ich will dich fragen,
Was ist denn Liebe, sag'? -
"Zwei Seelen und ein Gedanke,
Zwei Herzen und ein Schlag!"

Und sprich, woher kommt Liebe? -
"Sie kommt und sie ist da!"
Und sprich, wie schwindet Liebe? -
"Die war's nicht, der's geschah!"

Und was ist reine Liebe? -
"Die ihrer selbst vergißt!"
Und wann ist Lieb' am tiefsten? -
"Wenn sie am stillsten ist!"

Und wann ist Lieb' am reichsten? -
"Das ist sie, wenn sie gibt!"
Und sprich, wie redet Liebe? -
"Die redet nicht, sie liebt!"


~*~

Friedrich Halm


1806 bis 1871

 

Anne Seltmann 18.10.2013, 17.32 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Vom Hahn






Ich wünscht ich wär ein Gockelhahn,
Dann säß ich auf dem Zaune,
Und krähte meine Hühner an,
in aller bester Laune

Ich wünscht ich wär ein Kirchturmhahn,
dann säß ich auf dem Turme
Schaut’ mir die Welt von oben an
und drehte mich im Sturme

Und wenn ich gar ein Fasshahn wär,
und wär das Faß am laufen
würd’ ich ganz und schrecklich sehr
mich tag und nacht besaufen


~*~


Heinrich Seidel



Anne Seltmann 03.05.2013, 10.35 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Der Mond

the moon

 Foto © Anne Seltmann



Als Gott den lieben Mond erschuf,
gab er ihm folgenden Beruf:

Beim Zu- sowohl wie beim Abnehmen
sich deutschen Lesern zu bequemen,


ein A deutsch.png formierend und ein Z deutsch.png -
daß keiner groß zu denken hätt'.

Befolgend dies ward der Trabant
ein völlig deutscher Gegenstand.


~*~

Christian Morgenstern


Anne Seltmann 20.03.2013, 09.33 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Erinnerungen






Ich höre noch den sanften Klang

 

zärtlich geschriebener Worte

 

Und zwischen all den Zeilen

 

die längst auf dem Papier vergilbt sind

 

malt  mir jedes Wort  Erinnerungen

 

~*~


© Anne Seltmann



Anne Seltmann 06.01.2013, 09.49 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Meine Musik

Foto © Anne Seltmann






Die Musik lebt nicht mit mir
Ich lebe die Musik
Sie schafft es meine Seele zu berühren
Lässt meinen Kummer verfliegen
Sie ist um mich, in mir
Mit ihr fühle ich mich als Einheit
Sie beflügelt mich und
streichelt meine Seele

~*~

© Anne Seltmann


11.03.2005



Anne Seltmann 19.12.2012, 17.23 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Vor Weihnachten

wichtel





Die Kindlein sitzen im Zimmer
- Weihnachten ist nicht mehr weit -
bei traulichem Lampenschimmer
und jubeln: "Es schneit, es schneit!"

Das leichte Flockengewimmel,
es schwebt durch die dämmernde Nacht
herunter vom hohen Himmel
vorüber am Fenster so sacht.

Und wo ein Flöckchen im Tanze
den Scheiben vorüberschweift,
da flimmert's in silbernem Glanze,
vom Lichte der Lampe bestreift.

Die Kindlein sehn's mit Frohlocken,
sie drängen ans Fenster sich dicht,
sie verfolgen die silbernen Flocken,
die Mutter lächelt und spricht:

"Wißt, Kinder, die Engelein schneidern
im Himmel jetzt früh und spät;
an Puppenbettchen und Kleidern
wird auf Weihnachten genäht.

Da fällt von Säckchen und Röckchen
manch silberner Flitter beiseit,
von Bettchen manch Federflöckchen;
auf Erden sagt man: es schneit.

Und seid ihr lieb und vernünftig,
ist manches für euch auch bestellt;
wer weiß, was Schönes euch künftig
vom Tische der Engelein fällt!"

Die Mutter spricht's; - vor Entzücken
den Kleinen das Herz da lacht;
sie träumen mit seligen Blicken
hinaus in die zaubrische Nacht.


~*~


Karl Gerok

1866

Aus der Sammlung "Von Flur und Feld"


Anne Seltmann 09.12.2012, 07.29 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Jede Blume






Jede Blume hier auf Erden, hab ich schon gesehn
ihre Weise wirklich wunderschön.
Jede gab mir Zeit zum freuen,
war mir stets ein Licht.
Doch nur eine ließ mich träumen

-das Vergissmeinnicht-

~*~

Autor unbekannt


Anne Seltmann 27.10.2012, 10.41 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Fairness



Sei immer fair deinem Gegenüber,
egal in welcher Position du bist,
egal aus welchen Schichten Menschen dir begegnen.
Auch wenn du einen "Führerschein" hast,
heißt das noch lange nicht,
dass du jemanden überfahren kannst.


@ Anne Seltmann

Anne Seltmann 23.06.2012, 13.19 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Sehnsucht


Untitled




Die Zwischenräume des Tages hinter den Bäumen versteckt.
Auf einer Parkpank den Abend träumend verwirbelt.
Im Schatten berauschter Blätter lebt erwartungsvolles Sehnen


~*~

©Anne Seltmann


Anne Seltmann 23.05.2012, 06.55 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL