Tag: Gedichte
Nur ein Schimmer noch
sie kommen
als wüssten sie
wie kurz das ist
was ihnen blüht
kaum da
schon lichtdurchlässig
in den rändern
das rot zu fein
um zu bleiben
das rot
eine erinnerung
an das, was vergeht
während es blüht
du siehst sie
und schon
sind sie
etwas anderes
ein wind
reicht
und sie lösen sich
aus der wiese
aus deinem bild
aus der zeit
du bleibst
einen moment
vor dieser lücke
wo sie waren
und nicht mehr sind
nur ein schimmer
noch
auf deinem blick
sie vergehen
wie alles
was sanft ist
aber manchmal
bleibt ein Hauch
der genügt
~*~
Anne Seltmann 17.06.2025, 06.24 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 14.06.2025, 08.48 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
ich gehe nicht
ich treibe
über Städte aus Atem
unter mir zerspringt die Zeit
in Spiegeln aus Glas
mein Fuß tastet
nach dem nächsten Gedanken
weich liegt er da
ein Polster aus Vielleicht
du sagst
der Himmel sei oben
doch ich sehe ihn
in deinem Blick
wenn du versuchst
mich zu halten
ich binde meine Träume
an Vögel mit Papierfedern
und schicke sie
durch Ritzen im Licht
zwischen Regennerv
und Windgesicht
ich bin keine
die landet
nur eine Spur
aus Wasser
über deinem Tag
~*~
© Seltmann
Anne Seltmann 10.06.2025, 15.34 | (0/0) Kommentare | TB | PL
und da liegt sie
weiß wie nicht gewollt
wie noch nicht gefunden
zwischen tintenatem und
dem zittern der hand
eine seite ist
nicht nichts
sie ist atemzug vor dem wort
das sich duckt
in den rändern der möglichkeit
du siehst sie
aber sie sieht dich auch
und fragt:
wer bist du
wenn ich dich noch nicht halte
vielleicht ist leere
nur eine andere form
von zuhören
vielleicht ist sie
die weichste form
von schreien
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 30.05.2025, 14.35 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Magnolienzeit
Die Luft trägt das Flüstern des Frühlings,
und plötzlich – ohne Eile –
entfalten sich Hände aus Licht
an knorrigen Zweigen.
Magnolien,
wie Gedanken aus Seide,
schweben sie zwischen Jetzt und Damals,
roséfarbenes Schweigen
im Atem des Morgens.
Ich bleibe stehen,
als hätte mich jemand gerufen
ohne ein Wort,
nur mit dem Duft
einer Erinnerung,
die nie ganz gegangen ist.
Und während sie blühen,
weiß ich:
Manche Schönheit
fragt nicht nach Dauer –
sie verweilt im Augenblick
und macht ihn ewig.
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 24.04.2025, 06.55 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Tausende Tropfen aus Licht
verhaken sich im Grau,
ziehen Spuren
über mein wachendes Herz.
Die Minuten fallen
ineinander,
ohne Laut,
ohne Richtung.
Ich atme sie ein,
ich lasse sie gehen,
und bleibe
ein Augenblick lang.
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 21.04.2025, 08.11 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Der Farn-
wie ein leises Flüstern aus vergangener Zeit.
Seine Blätter, kunstvoll gefiedert, entrollen sich mit der Geduld eines alten Liedes.
Er wächst im Halbschatten, wo das Licht gefiltert fällt –
nicht fordernd, nicht laut,
sondern voller stiller Präsenz.
Ein grüner Architekt der Stille,
der den Waldboden wie ein Geheimnis bedeckt.
Er braucht kein Aufsehen,
nur feuchte Erde und den Hauch des Morgens,
um sich in seiner ganzen Anmut zu zeigen.
Der Farn –
eine Pflanze wie ein Gedicht,
geschrieben in der Sprache der Schatten.
~*~
© Anne Seltmann
Die Art, wie sich der Farn langsam entrollt – Blatt für Blatt, Spirale um Spirale – ist zum Symbol für inneres Wachstum geworden. In der Maori-Kultur Neuseelands etwa steht der junge Farn (genannt koru) für Erneuerung, Harmonie und das sich ständig Entfaltende. Dieses Motiv findet sich auch in Kunst, Tattoos und Architektur wieder.
Weltweit gibt es etwa 10.000 bis 12.000 Farnarten – manche Quellen sprechen sogar von bis zu 15.000, je nachdem, wie fein die botanische Einteilung erfolgt. Damit gehören Farne zu den artenreichsten Pflanzengruppen, direkt nach den Blütenpflanzen. Sie kommen auf allen Kontinenten vor – von den Tropen bis zur Arktis – und wachsen in unterschiedlichsten Lebensräumen
Anne Seltmann 10.04.2025, 08.14 | (3/3) Kommentare (RSS) | TB | PL
Es war einmal ein Hase,
der hieß Augustin,
und weil er keine Ahnung
von guten Sitten hatte,
verließ er stets den Bau,
wo er von anderen Hasen
kein Vertrauen fand.
Augustin, der Hase,
schlug seine Hacken stets
und hüpfte von dannen
und über Zäune,
kein Hase ihm nach
und keiner wusste,
was er von seiner schnellen Flucht
eigentlich hatte.
Doch als er dann in ein Graben fiel,
verstand er, dass es mit dem Laufen
nicht immer gut getan ist.
Manch' schöner Weg führt nach der Höhe,
wo andere Hasen lachen
~*~
Wilhelm Busch
Anne Seltmann 07.04.2025, 09.22 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL
Nebel tastet über das Wasser,
ein Schleier aus Stille und Kühle.
Schilf flüstert mit dem Wind,
die kahlen Äste lauschen.
Das Ufer verliert sich im Dunst,
nur ein ferner Baum wacht am Rand.
Die Welt hält inne
und atmet langsam aus.
~*~
© Anne Seltmann
30.01.2025, 05.50 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Die Welt, das Leben – sie sind wie zwei Flüsse,
die sich mal sanft, mal wild ihren Weg bahnen.
In einem Moment scheint alles perfekt,
der Himmel klar, die Farben leuchten,
und du fühlst dich als Teil von etwas Größerem.
Aber dann, plötzlich, ist da diese Frage: "Ist es wirklich schön?"
Vielleicht ist es der ständige Wechsel zwischen Freude und Zweifel,
der uns diese Frage immer wieder stellen lässt.
Schönheit liegt nicht immer im Ungetrübten,
sondern oft in der Veränderung, im Wachsen, im Überwinden.
Vielleicht ist das Leben weniger ein statisches "schön" oder "nicht schön",
sondern ein ständiger Tanz aus beiden.
~*~
Anne Seltmann 24.01.2025, 10.29 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL