Thema: PerlenhafteProjekte

Herzklopfen auf dem stillen Örtchen – warum WC-Türen ein Herz haben
Man kennt sie – diese alten Holztüren "an den stillen Örtchen", Gartenhäuschen oder Campingplätzen. Und fast immer ziert sie ein kleines Herz. Eine charmante Geste? Ein Relikt der Romantik? Oder einfach nur dekorativer Zufall?
Mitnichten!
Die Wahrheit ist eine Mischung aus Praktikabilität und Poesie.
Denn das Herz hatte früher ganz bodenständige Aufgaben: Es ließ Licht hinein, wenn Strom noch ein ferner Traum war, und sorgte für ein kleines Lüftchen an einem Ort, wo man es sich sehnlichst wünschte. Außerdem konnte man durch das Herz vorsichtig spähen – um herauszufinden, ob schon jemand mit hochroten Wangen darinsaß.
Doch warum ausgerechnet ein Herz?
Weil es mit einem Klappschnitt leicht ins Holz zu bringen war. Und weil man dem eher nüchternen Bedürfnisort damit eine Prise Menschlichkeit, Wärme – ja fast schon Zärtlichkeit – verlieh.
Ein kleines Herz an der Tür, das sagte:
"Hier darfst du sein, ganz du selbst – mit allem, was
dazugehört." 

14.04.2025, 13.00 | (7/1) Kommentare (RSS) | TB | PL


Am Samstag roch die Küche nach Seife und Dampf,
der Herd glühte leise, das Wasser schwappte schwer in die Zinkwanne.
Ein kleines Meer mitten im Alltag,
in dem die Woche von den Schultern glitt.
Die Mutter prüfte die Temperatur mit der Hand,
der erste durfte rein, das Wasser war klar wie ein Versprechen.
Der Letzte tauchte in Geschichten,
die schon vom Seifenschaum erzählt wurden.
Die Haare dufteten nach Kernseife,
die Haut nach Wärme und Geborgenheit.
Und wenn draußen der Abend sank,
wartete der Sonntag – mit frisch geföhnten Träumen.
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 12.04.2025, 06.37 | (3/3) Kommentare (RSS) | TB | PL
Wenn du für einen Tag jemand anderes sein könntest, wer wärst du und warum?
Ich möchte heute poetisch auf diese Frage antworten
Ich wäre jemand, den ich nie ganz verstanden habe –
nur für einen Tag.
Nicht, um ihn zu beurteilen,
sondern um ihn zu fühlen.
Ich würde seine Schatten durchschreiten,
die Worte hören,
die er nie laut sagte.
Ich würde in seinem Licht stehen,
das er vor der Welt verbarg.
Ich würde mit seinen Augen sehen,
mit seinen Ängsten atmen,
mit seiner Hoffnung hoffen –
auch wenn sie still geworden ist.
Vielleicht beginnt echtes Verstehen
nicht im Reden,
sondern im stillen Gehen
auf einem fremden Weg.
Vielleicht beginnt Mitgefühl
genau dort,
wo wir unsere eigene Sicht
loslassen
– für einen Tag.
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 11.04.2025, 16.20 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL


Gänseblumen
Sie wachsen dort,
wo niemand sie erwartet.
Zwischen Kies,
unter den Füßen der Gedanken,
unbeirrt.
Ein weißer Blick zum Himmel,
ein gelbes Flüstern aus der Mitte.
Sie kennt kein Groß,
kein Laut.
Nur das Dasein –
klar,
still,
leicht.
Manche nennen sie unscheinbar,
doch sie trägt den Sommer
auf der Zunge.
~*~
© Anne Seltmann



Anne Seltmann 11.04.2025, 07.27 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL


Der Farn-
wie ein leises Flüstern aus vergangener Zeit.
Seine Blätter, kunstvoll gefiedert, entrollen sich mit der Geduld eines alten Liedes.
Er wächst im Halbschatten, wo das Licht gefiltert fällt –
nicht fordernd, nicht laut,
sondern voller stiller Präsenz.
Ein grüner Architekt der Stille,
der den Waldboden wie ein Geheimnis bedeckt.
Er braucht kein Aufsehen,
nur feuchte Erde und den Hauch des Morgens,
um sich in seiner ganzen Anmut zu zeigen.
Der Farn –
eine Pflanze wie ein Gedicht,
geschrieben in der Sprache der Schatten.
~*~
© Anne Seltmann


Die Art, wie sich der Farn langsam entrollt – Blatt für Blatt, Spirale um Spirale – ist zum Symbol für inneres Wachstum geworden. In der Maori-Kultur Neuseelands etwa steht der junge Farn (genannt koru) für Erneuerung, Harmonie und das sich ständig Entfaltende. Dieses Motiv findet sich auch in Kunst, Tattoos und Architektur wieder.
Weltweit gibt es etwa 10.000 bis 12.000 Farnarten – manche Quellen sprechen sogar von bis zu 15.000, je nachdem, wie fein die botanische Einteilung erfolgt. Damit gehören Farne zu den artenreichsten Pflanzengruppen, direkt nach den Blütenpflanzen. Sie kommen auf allen Kontinenten vor – von den Tropen bis zur Arktis – und wachsen in unterschiedlichsten Lebensräumen
Anne Seltmann 10.04.2025, 08.14 | (3/3) Kommentare (RSS) | TB | PL



Anne Seltmann 09.04.2025, 07.18 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Anne Seltmann 09.04.2025, 06.27 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL


Sie tritt ein, als gehöre ihr der Raum,
ihr Blick schweift, suchend,
nicht nach etwas Bestimmtem,
sondern nach dem Unerwarteten.
Ein Schatten zuckt an der Wand,
sie verharrt –
ein leises Zucken der Schnurrhaare,
ein Zucken in der Luft.
Ihr Körper ist Spannung,
Federkraft,
Bereitschaft.
Die Welt ist für sie kein Ort der Gewohnheit,
sondern ein endloser Strom von Möglichkeiten.
Ein fallendes Blatt vor dem Fenster,
ein unerklärliches Geräusch im Flur,
eine Schublade,
nicht ganz geschlossen –
sie weiß,
dass dahinter Geschichten wohnen.
Sie schnuppert an Büchern,
stupst mit der Pfote an deine Gedanken,
schaut dich an,
als wüsste sie etwas,
das du vergessen hast.
Und wenn du denkst, sie sei längst woanders,
sitzt sie plötzlich hinter dir,
und blickt durch dich hindurch,
als wäre dort etwas,
was nur sie sehen kann.
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 08.04.2025, 05.00 | (5/3) Kommentare (RSS) | TB | PL
Morgens öffne ich das Fenster und höre schon ein unglaubliches Gezwitscher. Herrlich!
Mit großen Schritten gehe ich durch Erinnerungen und neue Pläne zugleich.
Höftlichkeit, Achtsamkeit uvm. habe ich in der Schule fürs Leben gelernt.
Diese 3 Dinge – Vertrauen, Neugier sowie das Zuhören – lassen mich heute achtsam und mit offenem Herzen durchs Leben gehen.
Heute in zehn Jahren werde ich hoffentlich auf viele kleine Wunder zurückblicken, die ich unterwegs gesammelt habe.
Ich
bräuchte noch mehr
Zeit für all das, was ich noch schaffen will. Der Tag hat einfach zu wenig Stunden. 
Diese Woche habe ich ein Treffen mit lieben Menschen im Kalender stehen und ich freue mich auf die Gespräche, das Lachen und die Nähe.
Anne Seltmann 07.04.2025, 16.08 | (0/0) Kommentare | TB | PL