Tag: Samstag

Stell dir vor: Du kommst voller Vorfreude ins Bad, Kerzen sind angezündet, das Schaumbad duftet nach Lavendel, und die Wanne ist perfekt eingelassen. Doch anstatt eines entspannten Moments erwartete dich ein Anblick, der eher an eine skurrile Komödie erinnert: In der Wanne hocken schon 8 weiße Enten, schnattern vergnügt und haben das Schaumbad kurzerhand für sich beschlagnahmt.
Eine der Enten streckt die Flügel aus, als wollte sie sagen: "Ah, genau die richtige Temperatur." Eine andere taucht immer wieder den Kopf ins Wasser, bläst Blubberblasen und kichert gackernd. Die frechste Ente hat sich sogar einen Seifenbart gezaubert und stolziert nun stolz im Schaum herum, als sei sie der Kaiser höchstpersönlich.
Du stehst fassungslos in der Tür, während die Enten ausgelassen planschen, mit Schaumfontänen jonglieren und die Badeente, die du so liebevoll platziert hattest, als neuen Spielkameraden adoptieren. Statt meditativer Ruhe herrscht nun ein wildes Entenkonzert.
Am Ende bleibst du seufzend zurück, Handtuch über der Schulter, während die Enten dein Bad in eine Wellness-Oase für Wasservögel verwandeln. Immerhin, tröstest du dich, ist es ja irgendwie schön zu sehen, wie viel Spaß sie haben. Und vielleicht, ganz vielleicht, lassen sie dir beim nächsten Mal wenigstens ein bisschen Platz am Wannenrand.
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 20.09.2025, 05.24 | (0/0) Kommentare | TB | PL


Anne Seltmann 13.09.2025, 05.14 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL


Anne Seltmann 06.09.2025, 06.32 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL


Im SchlossHerrenhausen kann man vier prachtvolle Staatswagen des Welfenhauses bestaunen. Die Ausstellung "Vier Kutschen, ein Königreich. Hannover 1814–1866" bringt Glanz und Geschichte gleichermaßen zum Leuchten. Die Kutschen stammen aus der Zeit, als Hannover ein eigenständiges Königreich war, und sie erzählen von Macht, Repräsentation und feierlicher Inszenierung.
Besonders eindrucksvoll ist die "Goldene Kutsche", die einst König Georg IV. auf seinem einzigen Besuch in Hannover 1821 nutzte. Mit vergoldeten Ornamenten und üppigen Verzierungen ist sie nicht nur ein Meisterwerk handwerklicher Kunst, sondern auch ein Symbol für den Anspruch auf königliche Würde.

Doch die Ausstellung zeigt mehr als Prunk. Sie verknüpft die glänzenden Wagen mit Fragen nach Geschlechterrollen, politischer Teilhabe und kolonialen Zusammenhängen jener Zeit. Neben Gemälden und Dokumenten, die die Herrscher und ihre Ehefrauen porträtieren, laden Medienstationen dazu ein, die höfische Welt spielerisch zu erleben – bis hin zu einer virtuellen Parade, in der Besucher selbst in die Rolle eines Monarchen schlüpfen können.
Die Präsentation der Kutschen ist eine Dauerleihgabe von Ernst August von Hannover, dem Erben des Welfenhauses. Damit wird ein Stück Familiengeschichte für alle zugänglich, eingebettet in die barocke Atmosphäre der Herrenhäuser Gärten, die in diesem Jahr ihr 350-jähriges Bestehen feiern.
Wer das Museum betritt, taucht in eine Welt ein, in der Geschichte nicht stillsteht, sondern glänzend auf Rädern weiterrollt.
Dieser Beitrag dient ausschließlich zu privaten Zwecken.
Anne Seltmann 06.09.2025, 01.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Gesehen in Flensburg, als ich mit den Enkelbuben in der * Phänomenta war.
Das Phänomen, Schuhe über Seile, Stromleitungen oder gespannte Leinen zu werfen – oft "Shoefiti" genannt, ein Kofferwort aus Shoe und Graffiti – ist weltweit verbreitet, aber die Gründe dafür sind so vielfältig wie die Menschen, die sie werfen.
Eine eindeutige Antwort gibt es nicht auf die Frage, warum das Menschen tun, aber viele Deutungen und Theorien. Hier sind die wichtigsten:
Manche sagen: Es ist ein Abschiedsritual.
Andere behaupten: pure Rebellion.
Oder ein stilles Gedenken.
Wieder andere sehen Kunst darin – und vielleicht ist es genau das:
Ein Zeichen ohne Bedienungsanleitung.
In den USA sollen solche Schuh-Leinen früher als
Reviermarkierung oder geheimer Code gedient haben.
Heute aber scheint es mir eher ein Spiel geworden zu sein. Ein Bild.
Eines, das hängen bleibt – im Wortsinn.
Ich hatte übrigens schon einmal >> Teebeutelkunst << auf meinem Blog – auch das ein Alltagsgegenstand mit überraschendem Doppelleben. Jetzt also Schuhe in luftiger Höhe. Wer weiß, was als Nächstes auftaucht: Zahnbürsten im Baum? Taschenlampen im Blumentopf?
Was bleibt:
Ich mag solche Fundstücke.
Sie erzählen keine fertigen Geschichten – aber sie laden uns ein, selbst eine
zu erfinden.
Und vielleicht ist das die schönste Art, Kunst zu begegnen: mitten im Alltag,
ohne Eintrittskarte.
[*Namensnennung mit Verlinkung...unbeauftragt und unbezahlt]
Anne Seltmann 26.07.2025, 08.47 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]

die stille steht schon
im badezimmer und wartet
auf den ersten tropfen
ich ziehe mich aus
wie eine zwiebel,
blättrig, schlafwarm,
die woche klebt noch
zwischen meinen zehen
der schaum spricht in blasen
und nennt mich beim vornamen
ich nicke
am wannenrand lehnen blumen
aus dem vorgarten der erinnerung
sie schauen mich an
als wüssten sie
was ich vergessen will
alles ist erlaubt
unter wasser
auch das vergessen
auch das gurgeln von sorgen
durch den abfluss in die tiefe
wo niemand fragt,
ob ich fertig bin
ich wasche die tage ab
die an mir hingen
wie zu enge jacken
und finde darunter
einen körper
der einfach nur
sein will
die fliesen zählen meine atemzüge
eins zwei drei vier
einatmen
weiterleben
ausatmen
heute ist samstag
und ich gehöre mir
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 26.07.2025, 06.05 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL