Tag: Herz
Teebeutel deluxe – oder: Haute Cuisine trifft Haute Couture
Ich hätte es ja wissen müssen:
Geht man einfach mal so in eine Kunstausstellung, kann es passieren, dass man von einem Kleid angeblinzelt wird.
Nicht irgendein Kleid.
Ein Kleid aus Teebeuteln. Jawohl.
Schwarztee, Früchtetee, Kamille, alles dabei. Und das nicht in der Tasse, sondern drapiert, gefaltet und mit Fadenkunst veredelt – auf einem Kleid, das irgendwo zwischen britischem Fünf-Uhr-Tee, upcycling-Wahn und textiler Offenbarung schwebte.
Ich stand also da, mit leicht geöffnetem Mund (vor Ehrfurcht oder Irritation, das weiß ich bis heute nicht), und fragte mich:
Wer trägt so etwas?
Und noch wichtiger:
Was passiert bei Regen?
Teebeutelkunst hatte ich ja tatsächlich schon einmal auf >> meinem Blog << vorgestellt – damals ging es um filigrane Motive, die auf gebrauchten Teebeuteln gemalt waren. Schon das war beeindruckend. Aber das hier?
Das war: Konzeptkunst zum Anziehen.
Und ehrlich gesagt: auch zum Abgewöhnen.
Mit jedem Schritt, den man imaginär in diesem Kleid geht, raschelte es bestimmt leise nach Zitronenmelisse, Hibiskus und einem Hauch von "Ich hab mein Outfit selbst gezogen".
Ein Kleid, das sich bei längerem Tragen vermutlich selbst aufbrüht.
Modische Teeinheit deluxe.
Was ich mitnehme aus der Ausstellung?
Ein Lächeln.
Und die Gewissheit, dass Teebeutel mehr können als nur ziehen.
Falls also jemand demnächst auf eine Gala eingeladen ist und noch kein Kleid hat:
Einfach mal den Vorratsschrank aufreißen.
Mode ist, was man draus macht.
"Was war euer skurrilstes Modeerlebnis?"
Anne Seltmann 04.08.2025, 01.00 | (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Erinnerst du dich an das Leben vor dem Internet?
Ich erinnere mich an die Zeit, bevor alles begann zu rauschen – bevor Nachrichten auf Bildschirmen flimmerten und Worte in Eile verloren gingen.
Damals roch ein Tag nach frisch gedrucktem Papier, nach Bleistift und Pausenbrot. Gespräche hatten Pausen, Gedanken durften atmen.
Wenn meine Lieblingstante aus Trier kam, brachte sie Gummibärchen mit – jedes Mal. Selbst zu meiner Hochzeit. Diese kleinen bunten Wesen waren mehr als nur Süßigkeiten. Sie waren ein Versprechen: dass sich manche Dinge nicht ändern, solange man daran glaubt.
Ich schrieb Briefe, keine Mails. Schlug Wörter im Duden nach, nicht in einer Suchmaschine. Und wenn ich jemandem etwas sagen wollte, ging ich hin – mit klopfendem Herzen. Kein Tippen, kein "Online-Status". Nur der Mut, einander wirklich zu begegnen.
Die Welt war langsamer, ja – aber sie hatte Tiefe. Ich konnte stundenlang durch einen Buchladen streifen, Zeilen lesen, mich verlieren in der Stille zwischen den Seiten. Worte hatten Gewicht. Und Grußformeln waren keine Abkürzungen.
Kinder bauten Höhlen aus Decken, keine Avatare. Ich beobachtete sie oft – wie sie mit staubigen Knien den Himmel eroberten, in Pfützen sprangen und Geschichten erfanden, ohne dass jemand sie ihnen vorsetzte.
Am Meer – meinem stillen Zufluchtsort – war nichts digital. Der Wind spielte mit meinem Haar, der Sand war weich, und jedes Muschelsammeln eine kleine Expedition. Ich sprach mit den Wellen, als wären sie alte Bekannte.
Heute rauscht es überall. Doch manchmal, wenn ich still werde, spüre ich dieses Früher noch – wie eine Melodie, die nur erklingt, wenn man ihr wirklich zuhört.
Anne Seltmann 25.07.2025, 17.42 | (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Liste deine fünf Lieblingsfrüchte auf.
– weil: Hallo? Kleine süße Glücklichmacher!!!
Aber gut, ich gebe zu, auch andere Früchtchen dürfen ab und zu mitspielen. Also, hier die ernstgemeinte (aber schwer erkämpfte) Top 5:
1. Erdbeeren (natürlich!)
2. Ananas (für den tropischen Zungenurlaub)
3. Nektarinen (Saftige Sommerliebe)
4. Mango (die Diva unter den Früchten)
5. Aprikosen (klein, frech, sonnig)
Erdbeeren bleiben trotzdem Königin. Punkt.
Wer braucht schon Abwechslung, wenn es Liebe auf den ersten Biss gibt?
Anne Seltmann 18.07.2025, 10.24 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Anne Seltmann 07.07.2025, 00.00 | (8/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
morgens der mund
noch ohne erinnerung
schluckt wärme
kaffee
als könne man
sich aufwecken
von innen
Anne Seltmann 23.06.2025, 01.00 | (8/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Ungefähr gleich
herzen auf rechts
scheine auf links
es wankt nicht
nicht einmal
ein hauch
vielleicht
weil sich wert
weigert
messbar zu sein
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 09.06.2025, 01.00 | (9/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Ein Geschenk, das von Herzen kam: Mein Lieblingsmensch hatet mir zu Weihnachten einen Silberring geschenkt – schlicht, wunderschön, und darauf ein kleines herzförmiges Kupferwunder. Mehr brauchte es nicht, um mich sprachlos zu machen. Leider geht die kupferfarbene Schicht an dem Innenring und Herz langsam weg.
Nächster Termin:
09. Juni 2025
Anne Seltmann 26.05.2025, 00.00 | (8/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Welches Buch könntest du immer wieder lesen?
Ganz spontan fällt mir das Buch "*Steine auf dem Küchenbord" von *Astrid Lindgren ein. Obwohl ich natürlich noch andere Lieblinge habe!.
Es ist eines der leisen Bücher. Eines, das nicht ruft, sondern flüstert. Das nicht unterhält, sondern berührt.
Rezension:
"Steine auf dem Küchenbord" ist ein schmales Buch – und doch liegt darin ein ganzes Leben. Astrid Lindgren zeigt sich hier nicht als Geschichtenerzählerin im klassischen Sinne, sondern als Mensch, als Denkerin, als jemand, der zurückblickt, nachfühlt, sortiert.
Es ist ein Buch über Abschied und Erinnerung, über das Altwerden, über das, was war und bleibt. Die Texte – nachdenklich, manchmal traurig, oft zärtlich – zeigen eine andere Seite Lindgrens: die der Philosophin des Alltags.
Wie Steine auf einem Küchenbord liegen ihre Gedanken da, scheinbar zufällig – und doch voller Bedeutung. Man kann sie in die Hand nehmen, drehen, befühlen, und immer wieder etwas Neues darin entdecken.
Es ist ein Buch, das man nicht "durchliest", sondern mitnimmt – ins eigene Leben, in Tage, die nach innen führen. Und ja: Es ist ein Buch, das man immer wieder lesen kann. Weil es jedes Mal ein bisschen mit einem selbst mitwächst.
[* Namensnennung...unbeauftragt und unbezahlt!]
Anne Seltmann 16.05.2025, 10.56 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL
Welchen Job würdest du umsonst machen?
Diese Frage klingt wie ein Spiel. Fast zu leicht, um wahr zu sein. Und doch steckt so viel Wahrheit darin: Was würdest du tun, ohne Geld dafür zu bekommen? Einfach, weil dein Herz ruft?
Ich wüsste es sofort. Ich würde mit Kindern arbeiten. Ich habe es schließlich während meines Berufslebens (Erzieherin von Beruf) schon getan. Am liebsten mit Flüchtlingskindern:
Weil ich weiß, dass ihre Welt oft aus Bruchstücken besteht.
Weil sie zu früh verstehen mussten, was Verlust ist.
Weil ihre Augen schon viel gesehen haben – und trotzdem leuchten können.
Ich würde mit ihnen malen, spielen, Geschichten erfinden. Ich würde ihnen zuhören, auch zwischen den Worten. Ich würde mit ihnen lachen – und still werden, wenn sie es brauchen.
Ich glaube, Kinder brauchen keinen perfekten Ort. Sie brauchen offene Hände. Ein Lächeln, das nicht fragt, woher sie kommen. Eine Stimme, die sie beim Namen nennt, ohne Akzent.
Und manchmal reicht es schon, einfach da zu sein.
Nicht als Heldin. Nicht als Retterin. Sondern als jemand, die sieht.
Denn jedes Kind trägt eine Geschichte in sich – und manchmal beginnt Heilung dort, wo jemand zuhört.
Anne Seltmann 13.05.2025, 09.03 | (4/4) Kommentare (RSS) | TB | PL