Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: P

Der Mond



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]






silberne nebel
ziehen
wie vergessenes atmen

 

ein schleier vielleicht
nicht zum verbergen
sondern zum halten

 

darüber
flirren sternsplitter
nicht laut
aber hell

 

und der mond
kein auge
kein gesicht
nur: licht

 

auf einem tuch
samtblau
gefaltet
ins jetzt


~*~


© Anne Seltmann






Anne Seltmann 11.06.2025, 11.22 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Wolkenwanderin




[Flug über den Wolken / Text © Anne Seltmann]




ich gehe nicht
ich treibe
über Städte aus Atem
unter mir zerspringt die Zeit
in Spiegeln aus Glas

mein Fuß tastet
nach dem nächsten Gedanken
weich liegt er da
ein Polster aus Vielleicht

du sagst
der Himmel sei oben
doch ich sehe ihn
in deinem Blick
wenn du versuchst
mich zu halten

ich binde meine Träume
an Vögel mit Papierfedern
und schicke sie
durch Ritzen im Licht
zwischen Regennerv
und Windgesicht

ich bin keine
die landet
nur eine Spur
aus Wasser
über deinem Tag

~*~

© Seltmann






Anne Seltmann 10.06.2025, 15.34 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Ein poetischer Pfingstgruß




Manchmal brauchen Tage kein großes Feuerwerk, sondern nur einen stillen Moment, in dem sich das Wesentliche zeigt – 

im Flirren der Luft, im Spiel der Blätter, in der Ahnung, dass etwas Größeres über uns wacht. 

Pfingsten ist so ein Tag. Ein Tag des Innehaltens, des Aufatmens, des offenen Fensters zur Welt.



Ich wünsche euch allen frohe Pfingstage!









Anne Seltmann 07.06.2025, 06.44 | (4/4) Kommentare (RSS) | TB | PL

I see faces Juni 2025







Da guckt mich doch jemand an... 


Spacetoilette in einem Sanitärfachhandel  gesehen.








Anne Seltmann 07.06.2025, 06.00 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Drabble 2025 N° 18



[Foto / Text © Anne Seltmann]


Vorgaben: Strand + leuchten + ideal




Der Strand war leer. Nur das Meer sprach noch, flüsterte Wellen an den Rand der Welt.
Sie zog die Schuhe aus. Der Sand fühlte sich kühl an, als hätte er das Licht vergessen.

In ihrer Hand lag ein kleiner Stein, glatt und salzgezeichnet.
Sie hob ihn gegen den Himmel. Er fing das letzte Licht, begann zu leuchten – nicht grell, sondern wie eine Erinnerung.

Ein Moment ohne Müssen. Ohne Fragezeichen.

Vielleicht war das "ideal" nicht das Große, das Greifbare.
Vielleicht war es genau das:
Ein Schritt ins Nichts, das plötzlich still wurde
und alles enthielt.

Nur Sand. Nur Licht.
Nur jetzt. 







06.06.2025, 15.08 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Die kleine Biene und der Duft der Welt



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann] 





In einem bunten Garten, wo der Sommer wohnt und der Wind leise Geschichten erzählt, lebte eine kleine Biene namens Billa. Während ihre Schwestern summend Nektar sammelten und fleißig Pollen in die Waben trugen, hatte Billa eine ganz besondere Leidenschaft: Sie liebte es, an Blumen zu riechen.

Nicht irgendein flüchtiges Schnuppern—nein! Billa schwebte von Blüte zu Blüte, versenkte ihr winziges Näschen in jede einzelne und sog den Duft tief ein.

"Mohn riecht nach Morgenrot!", flüsterte sie selig.
"Lavendel riecht wie eine Umarmung."
"Und Flieder… Flieder duftet wie ein Traum, den man fast vergessen hätte."

Die anderen Bienen summten irritiert: "Billa! Der Honig macht sich nicht von allein!"
Doch Billa kicherte nur, tanzte eine kleine Pirouette auf einer Ringelblume und sagte:
"Aber wer riecht die Welt nicht, der lebt nur halb!"

Eines Tages, als ein Sommersturm aufzog, flüchteten alle Tiere unter Blätter, in Borkenritzen oder Bienenstöcke. Nur Billa zögerte. Denn im Wind lag ein Duft, so zart und neu, dass sie ihm folgen musste.

Und so fand sie—geschützt unter einem alten Rosenbusch—eine Blume, die noch nie jemand zuvor gesehen hatte: schimmernd, duftend, leise summend wie ein Lied.

Als der Sturm vorüberzog, führte Billa ihre Schwestern zu dieser Blume. Sie rochen. Sie staunten. Und plötzlich begriffen sie, was Billa gemeint hatte: Manchmal ist der süßeste Honig der, den die Nase zuerst findet.

Von diesem Tag an wurde Billa nicht mehr belächelt.
Sie war: die Duftfinderin des Gartens.
Und jedes Mal, wenn jemand tief einatmet und lächelt—vielleicht hat Billa genau dort vorher geschnuppert.


© Anne Seltmann




Anne Seltmann 05.06.2025, 08.09 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Drabble 2025 N° 17


[Bild KI generiert / Text ©  Anne Seltmann]





Vorgaben für das Drabble:

Erleichterung + klettern + neugierig.



Neugierig hatte sie ihrer Katze zugesehen, wie sie elegant aufs Garagendach sprang - und nicht mehr herunterkam. Und jämmerlich maunzte. Also sie: Leiter. Helm. Gartenschuhe. Abenteuerlust.
"Ich komm ja schon, du Drama-Queen" murmelte sie. Beim Klettern rutschte ihr die Lesebrille ab, landete zwischen Gießkanne und Gartenzwerg. Oben angekommen: die Katze schnurrte. Und sprang… einfach… selbstständig… hinunter.
Sie starrte ihr hinterher. Dann auf ihre Füße. Dann auf den weiten, wackeligen Weg nach unten.
"Fein gemacht, Barbara", sagte sie zu sich.
Als sie endlich festen Boden erreichte, mit schlotternden Knien und zerzauster Frisur, überkam sie nur ein Gefühl: grenzenlose Erleichterung.
Und auch Mordlust. 



Das Drabble:

Ein Drabble ist eine kurze Geschichte, die genau 100 Wörter umfasst. Sie ist in der Regel prägnant und auf das Wesentliche konzentriert, ohne unnötige Details. Das Ziel ist, in dieser knappen Wortzahl eine vollständige und oft überraschende Handlung oder Idee zu vermitteln. 








Anne Seltmann 03.06.2025, 06.51 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Touristenfutter





[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann] 






Es war ein sonniger Mittag am Hafen von Eckernförde. Die Möwen kreisten wie immer über den Buden, wo Pommes, Fischbrötchen und Menschen in Flipflops in etwa gleicher Menge vorkamen.
Ein Tourist – nennen wir ihn Karl-Heinz – hatte sich ein Mittagstrio gegönnt: eine Cola, einen Fischburger und einen klassischen Hamburger, weil er sich "nicht entscheiden konnte".
Er setzte sich auf eine Bank, mit Blick aufs Meer und voller Vorfreude. Kaum hatte er den ersten Bissen vom Hamburger genommen, passierte es.
Zisch! Zack! Flatter!

Eine riesige Möwe – nennen wir sie Frau Möwilla – stürzte sich aus dem Himmel wie ein gefiederter Blitz.
Mit chirurgischer Präzision schnappte sie sich zuerst den Fischburger aus der linken Hand, drehte eine Pirouette in der Luft und... kam direkt zurück!
Zweiter Anflug. Zweite Beute.

Bevor Karl-Heinz überhaupt "Möwe!" schreien konnte, war auch der Hamburger weg.
Was blieb, war ein halbleerer Cola-Becher, ein geschockter Tourist –
und eine Möwe auf dem Dach der Fischbude,
die zufrieden beide Burger zwischen den Krallen hielt und rief:
"Wenn schon Touristenfutter dann richtig, Digger!" 


© Anne Seltmann



Anne Seltmann 03.06.2025, 05.35 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Sie sagt nichts – und alles fliegt





[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]





zwischen zwei atemzügen
kommt ein flieger
aus falten gemacht
aus dem, was man
nicht mehr sagen konnte

sie schaut ihm nach
mit diesen augen
die alles verstehen
was nie geschrieben wird

eine botschaft landet
auf ihrem kleid
„liebe“ steht da
nur das wort –
keine erklärung

der wind nimmt
was bleibt
und sie
bleibt auch

~*~

© Anne Seltmann






Anne Seltmann 31.05.2025, 05.42 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Im Zwischenraum



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]




Von >> piri <<   inspiriert 




und da liegt sie
weiß wie nicht gewollt
wie noch nicht gefunden
zwischen tintenatem und
dem zittern der hand

 

eine seite ist
nicht nichts
sie ist atemzug vor dem wort
das sich duckt
in den rändern der möglichkeit

 

du siehst sie
aber sie sieht dich auch
und fragt:
wer bist du
wenn ich dich noch nicht halte

 

vielleicht ist leere
nur eine andere form
von zuhören
vielleicht ist sie
die weichste form
von schreien

~*~


© Anne Seltmann






Anne Seltmann 30.05.2025, 14.35 | (0/0) Kommentare | TB | PL

2025
<<< Dezember >>>
Mo Di Mi Do Fr Sa So
01020304050607
08091011121314
15161718192021
22232425262728
293031    












_______________________________
RSS 2.0 RDF 1.0 Atom 0.3