Tag: P
ich gehe nicht
ich treibe
über Städte aus Atem
unter mir zerspringt die Zeit
in Spiegeln aus Glas
mein Fuß tastet
nach dem nächsten Gedanken
weich liegt er da
ein Polster aus Vielleicht
du sagst
der Himmel sei oben
doch ich sehe ihn
in deinem Blick
wenn du versuchst
mich zu halten
ich binde meine Träume
an Vögel mit Papierfedern
und schicke sie
durch Ritzen im Licht
zwischen Regennerv
und Windgesicht
ich bin keine
die landet
nur eine Spur
aus Wasser
über deinem Tag
~*~
© Seltmann
Anne Seltmann 10.06.2025, 15.34 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Manchmal brauchen Tage kein großes Feuerwerk, sondern nur einen stillen Moment, in dem sich das Wesentliche zeigt –
im Flirren der Luft, im Spiel der Blätter, in der Ahnung, dass etwas Größeres über uns wacht.
Pfingsten ist so ein Tag. Ein Tag des Innehaltens, des Aufatmens, des offenen Fensters zur Welt.
Ich wünsche euch allen frohe Pfingstage!
Anne Seltmann 07.06.2025, 06.44 | (4/4) Kommentare (RSS) | TB | PL
Vorgaben: Strand + leuchten + ideal
06.06.2025, 15.08 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
In einem bunten Garten, wo der Sommer wohnt und der Wind leise Geschichten erzählt, lebte eine kleine Biene namens Billa. Während ihre Schwestern summend Nektar sammelten und fleißig Pollen in die Waben trugen, hatte Billa eine ganz besondere Leidenschaft: Sie liebte es, an Blumen zu riechen.
Nicht irgendein flüchtiges Schnuppern—nein! Billa schwebte von Blüte zu Blüte, versenkte ihr winziges Näschen in jede einzelne und sog den Duft tief ein.
"Mohn riecht nach Morgenrot!", flüsterte sie selig.
"Lavendel riecht wie eine Umarmung."
"Und Flieder… Flieder duftet wie ein Traum, den man fast vergessen hätte."
Die anderen Bienen summten irritiert: "Billa! Der Honig macht sich nicht von allein!"
Doch Billa kicherte nur, tanzte eine kleine Pirouette auf einer Ringelblume und sagte:
"Aber wer riecht die Welt nicht, der lebt nur halb!"
Eines Tages, als ein Sommersturm aufzog, flüchteten alle Tiere unter Blätter, in Borkenritzen oder Bienenstöcke. Nur Billa zögerte. Denn im Wind lag ein Duft, so zart und neu, dass sie ihm folgen musste.
Und so fand sie—geschützt unter einem alten Rosenbusch—eine Blume, die noch nie jemand zuvor gesehen hatte: schimmernd, duftend, leise summend wie ein Lied.
Als der Sturm vorüberzog, führte Billa ihre Schwestern zu dieser Blume. Sie rochen. Sie staunten. Und plötzlich begriffen sie, was Billa gemeint hatte: Manchmal ist der süßeste Honig der, den die Nase zuerst findet.
Von diesem Tag an wurde Billa nicht mehr belächelt.
Sie war: die Duftfinderin des Gartens.
Und jedes Mal, wenn jemand tief einatmet und lächelt—vielleicht hat Billa genau dort vorher geschnuppert.
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 05.06.2025, 08.09 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Erleichterung + klettern + neugierig.
Anne Seltmann 03.06.2025, 06.51 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 03.06.2025, 05.35 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
zwischen zwei atemzügen
kommt ein flieger
aus falten gemacht
aus dem, was man
nicht mehr sagen konnte
sie schaut ihm nach
mit diesen augen
die alles verstehen
was nie geschrieben wird
eine botschaft landet
auf ihrem kleid
„liebe“ steht da
nur das wort –
keine erklärung
der wind nimmt
was bleibt
und sie
bleibt auch
Anne Seltmann 31.05.2025, 05.42 | (0/0) Kommentare | TB | PL
und da liegt sie
weiß wie nicht gewollt
wie noch nicht gefunden
zwischen tintenatem und
dem zittern der hand
eine seite ist
nicht nichts
sie ist atemzug vor dem wort
das sich duckt
in den rändern der möglichkeit
du siehst sie
aber sie sieht dich auch
und fragt:
wer bist du
wenn ich dich noch nicht halte
vielleicht ist leere
nur eine andere form
von zuhören
vielleicht ist sie
die weichste form
von schreien
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 30.05.2025, 14.35 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Es war einmal ein Königreich, in dem nicht nur Bälle und Krönungen wichtig waren, sondern auch Recycling. Und genau dort lebte Aschenputtel – die längst keine Putzlappen mehr schwang, sondern sich mit dem königlichen Umweltamt verbündet hatte.
Nach dem berühmten Ball, bei dem sie ihren gläsernen Schuh verloren hatte und der Prinz sie auf diese Weise fand (eine etwas seltsame Methode des Kennenlernens, wenn man ehrlich ist), wurde Aschenputtel zur Königin – aber nicht irgendeiner. Sie wurde zur Königin der Nachhaltigkeit.
Eines Tages, beim Frühjahrsputz im Schloss, stolperte sie über den verbliebenen Glasschuh. Der andere war längst zerbrochen, weil der königliche Hund dachte, es sei ein besonders glitzerndes Kauspielzeug.
"Was mach ich denn jetzt mit nur einem Schuh?", murmelte Aschenputtel.
Wegwerfen? Niemals! Also setzte sie sich mit einem Becher
Minz-Tee an ihren Schreibtisch, kritzelte ein paar Skizzen, und plötzlich hatte
sie eine Eingebung:
Ein Designer-Aquarium!
Noch am selben Tag ließ sie den Schuh fachgerecht mit Wasser befüllen, einen Miniaturfilter einsetzen und kleine Goldfische hineinsetzen. Die royalen Gäste waren begeistert. Der Prinz hingegen war leicht irritiert. "Du schwimmst jetzt mit Goldfischen im Schuh durch den Palast?"
"Nicht ich – aber der Schuh! Der ist jetzt Kunst", erklärte Aschenputtel mit königlicher Miene.
Der Glasschuh stand fortan auf einem Ehrenplatz im Schlossgarten – direkt neben dem solarbetriebenen Kürbiskompost.
Kinder kamen aus allen Teilen des Reiches, um "Aschenputtels Fischschuh" zu sehen. Manche behaupteten sogar, die Fische könnten tanzen, wenn man Walzermusik spielte.
Und wenn sie nicht gestorben sind, schwimmen sie noch heute im ökologisch geprüften Cinderella-Aquarium – stilvoll, royal und absolut nachhaltig.
Anne Seltmann 30.05.2025, 00.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL