Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Friday

Freitag ist Fischtag N°32



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]



Der Raum roch nach warmem Stroh und einem Hauch von Meer, als das Mädchen im roten Kleid den Marktplatz betrat. Ihr Haar fiel wie ein goldener Sturm über die Schultern, und in ihren Armen trug sie zwei Geschenke der Welt: einen frisch gefangenen Fisch und ein Bündel duftender Weizenähren.

Seit jeher hieß es im Dorf, sie könne hören, wie die Dinge miteinander sprechen. Nicht laut, nicht wie Menschen – eher wie ein leiser Gedanke, der sich in den Wind mischt. Und so erzählte der Fisch ihr noch von den Tiefen des Wassers, vom Glitzern der Strömung und den Schatten großer Schwärme. Die Weizenähren dagegen flüsterten von Sonne, trockenen Feldern und dem Tanz der Mohnblumen.

Die Leute sahen sie, nickten ehrfürchtig und machten ihr Platz, denn sie wussten: Wenn sie beides zusammenbrachte – das, was über dem Land wuchs, und das, was im Wasser lebte – dann würde der Winter milder werden. So war es jedes Jahr gewesen. Es war, als trüge sie eine alte Magie in sich, die niemand erklären konnte, aber jeder fühlte.

Sie stellte den Korb ab, hielt den Fisch ein wenig fester und lächelte sanft. Heute wollte sie das Gleichgewicht zwischen Erde und Wasser erneuern. Heute war der Tag, an dem die Elemente durch ihre Hände Frieden schlossen.

Und irgendwo zwischen Korn und Schuppen, zwischen Wind und Salz, begann die Welt ein kleines Stück heller zu leuchten.


© Anne Seltmann 






Anne Seltmann 05.12.2025, 08.00 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Freitag ist Fischtag N°31




[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]



Unter der Oberfläche des Wassers lebten zwei Fische, beinahe durchsichtig vor Reinheit. Sie bewegten sich, als wären sie nicht aus Schuppen und Fleisch, sondern aus Atemzügen und Erinnerung. Niemand wusste, wie alt sie waren oder woher sie kamen. Manche sagten, sie hätten einst im Meer der Wünsche geschwommen, andere behaupteten, sie seien Träume, die den Schlaf verlassen hatten.

Sie waren untrennbar. Nicht weil sie einander brauchten, sondern weil sie einander verstanden. Der eine war Mut, der andere Gelassenheit. Wenn einer aufstieg, folgte der andere, wenn einer versank, hielt ihn der andere an der Flosse und führte ihn zurück ins Licht.

Über ihnen glitten Luftblasen wie Gedanken, die nie ausgesprochen wurden. Und während die Welt an der Oberfläche lärmerfüllte Tage und unruhige Nächte zählte, schufen die beiden ihren eigenen Rhythmus, langsam und still.

Manchmal kamen Menschen an das Glas ihres Aquariums, fasziniert von dieser ungewöhnlichen Schönheit. Sie sahen zwei Fische. Sie sahen Harmonie. Doch keiner erkannte, dass es in Wahrheit ein Versprechen war, das sie da betrachteten:

Immer weiterzuschwimmen. Auch dann, wenn alles schwer wirkt, wenn die Welt verschwommen erscheint, wenn man den Grund nicht sieht.

Denn die Fische wussten etwas, das die Menschen oft vergessen: Wer nicht aufgibt, der treibt nicht. Hey bleibt in Bewegung!

Und so schwammen sie weiter – leicht, lautlos und unerschütterlich. Als Erinnerung daran, dass man auch im tiefsten Wasser niemals allein ist.



© Anne Seltmann



Anne Seltmann 28.11.2025, 06.10 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Floral Friday Fotos 2025 N° 32





[Aus dem Gartencenter meines Vertrauens]




Die Calla, die botanisch eigentlich Zantedeschia heißt, stammt ursprünglich aus dem südlichen Afrika, wo sie in feuchten Gebieten wächst. Ihre elegante Form ist kein Zufall: Eigentlich ist das, was wir als Blüte wahrnehmen, nur ein hochgewachsenes Hochblatt, das den eigentlichen Blütenkolben umschließt. Dieses reduzierte, fast skulpturale Erscheinungsbild hat sie zu einer der beliebtesten Blumen für besondere Anlässe gemacht – von Trauerfeiern bis zu Hochzeiten, ein Spannungsfeld, das kaum eine andere Blume so selbstverständlich trägt.

In der Symbolik steht die Calla oft für Reinheit, Eleganz, Wiedergeburt und Übergang. Vielleicht, weil ihre Form so ruhig wirkt, fast wie ein Zwischenraum: etwas, das beginnt oder endet, aber beides mit derselben Gelassenheit.

Außerdem ist die Calla nicht nur schön, sondern auch robust. Sie wächst im Garten, in Vasen und sogar in Töpfen erstaunlich zuverlässig. Wichtig ist nur, dass sie genügend Feuchtigkeit bekommt – ein Echo ihrer Herkunft aus sumpfigen Regionen.

Und noch ein kleiner Fun-Fact: Trotz ihres eleganten Rufes ist sie giftig. Alle Pflanzenteile enthalten Stoffe, die Haut und Schleimhäute reizen können. Schönheit mit klarer Grenze also – sie zeigt deutlich, wie nah Anmut und Vorsicht manchmal beieinander liegen.






Anne Seltmann 21.11.2025, 05.54 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Freitag ist Fischtag N°30



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]




Hanne wollte am Freitag einfach nur einen Apfel essen. Mehr nicht. Kein Abenteuer, keine Überraschungen, nichts mit Spannungskurve. Nur Apfel.

Sie nahm also einen Biss, kaute zwei Mal und hielt inne. Irgendwas war… ungewöhnlich. Irgendwas bewegte sich.

Sie starrte in den angebissenen Apfel, und da war er:
Ein Goldfisch.
Lebendig.
Planschend.
Mit der Selbstverständlichkeit eines Mieters, der seit Jahren seine Ruhe hat und jetzt plötzlich von der Vermieterin erwischt wird.

Der Fisch sah sie an, als wolle er sagen: „Und du bist… wer?“

Hanne blinzelte. „Soso“, sagte sie trocken. „Freitag. Natürlich.“

Der Fisch drehte eine Runde im Kerngehäuse, als wäre es ein Whirlpool. Vielleicht war es das für ihn sogar. Hanne war sich nicht sicher, ob sie schockiert, irritiert oder einfach nur zu müde war, um irgendwas davon zu fühlen.

"Weißt du", sagte sie nach einer Weile streng, "ich hatte mich auf Vitamine gefreut. Und jetzt bin ich Besitzerin eines Obst-Aquariums."

Der Fisch schaute unbeeindruckt, was Fische wohl immer tun. Fische sehen grundsätzlich aus, als hätten sie alles schon gesehen.

"Und dann auch noch im Apfel", murmelte Hanne. "Hättest ja wenigstens 'ne Birne nehmen können. Da hätt ich Witze gehabt."

Der Fisch schwamm eine elegante Acht. Showoff.

Hanne seufzte. "Na gut. Heute ist Fischtag. Da will ich mich mal nicht beschweren."

Sie stellte den Apfel mit dem Fisch vorsichtig ins Spülbecken, goss sich einen Tee ein und setzte sich wieder. "So", sagte sie zum Apfel, "und was mach ich jetzt mit dir? Dich essen wär unhöflich, dich baden lassen geht nicht und dich aussetzen… naja, Kiel hat schon genug Überraschungen im Wasser."

Der Fisch schaute weiter wie ein Beamter kurz vor Dienstschluss.

"Fein", sagte Hanne und nahm einen Schluck Tee. "Dann sitzen wir eben so rum. Ein Goldfisch im Apfel und ich am Küchentisch. Normaler Freitag."

Und da saßen sie.
Hanne.
Der Fisch.
Und ein Apfel, der ganz offensichtlich mehr erlebt hatte als die meisten Norddeutschen in einem ganzen Jahr Urlaub.

 


© Anne Seltmann


Anne Seltmann 14.11.2025, 06.15 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Freitag ist Fischtag N° 29




[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]




In den stillen Tiefen eines geheimnisvollen Sees lebte ein Fisch, so groß und alt, dass selbst die Wassergeister ehrfürchtig flüsterten, wenn er sich bewegte. Seine Schuppen schimmerten in Rosé und Silber, als hätte das Licht selbst beschlossen, auf seiner Haut zu wohnen. Man nannte ihn "den Wächter der Wünsche".

Eines Tages trat ein Mädchen an den Rand des Wassers. Sie trug ein Kleid aus Nebel und eine Krone aus Blumen, die aussahen, als hätten sie den Tau des Morgens eingefangen. Sie war nicht wie andere Kinder – sie konnte die Sprache des Wassers hören.

Als sie den Blick in die Tiefe senkte, erhob sich der riesige Fisch aus dem Dunkel, lautlos, majestätisch, seine Augen voller uralter Weisheit. Das Mädchen lächelte und neigte den Kopf, als würde sie einen alten Freund begrüßen.

"Warum bist du gekommen?", fragte der Fisch mit einer Stimme, die klang wie das Gluckern der Quellen.

"Ich habe einen Traum verloren", antwortete sie leise. "Er fiel in den See, und seitdem kann ich ihn nicht mehr finden."

Der Fisch schwieg lange. Dann sprach er: "Träume sinken nicht. Sie verwandeln sich. Manchmal werden sie zu Liedern im Wasser, zu Farben in den Wolken oder zu Erinnerungen, die das Herz wärmen, wenn alles andere kalt ist."

Das Mädchen schloss die Augen. In diesem Moment fühlte sie, wie sich etwas in ihrem Inneren regte – ein leiser Schimmer, wie das erste Licht des Morgengrauens.

Der Fisch neigte sein Haupt, und sie berührte seine Stirn. Eine einzelne Luftblase stieg auf, platzte an der Oberfläche – und irgendwo, ganz tief in ihr, fand sie ihren verlorenen Traum wieder.

Seitdem erzählt man sich, dass an stillen Tagen, wenn der See in Silber ruht, ein Mädchen mit Blumen im Haar und ein riesiger Fisch einander begegnen – und dass jeder, der hinsieht, sich für einen Augenblick an das erinnert, was er einst verloren glaubte.


© Anne Seltmann





Anne Seltmann 07.11.2025, 08.10 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Floral Friday Fotos 2025 N° 31






Die Geschichte der Chrysantheme beginnt im alten China, vor über zweitausend Jahren. Dort galt sie nicht nur als Blume, sondern als Symbol für ein ganzes Lebensgefühl. Eine Legende erzählt von einem Kaiser, der von der Blume hörte, deren Saft Unsterblichkeit schenken sollte. Er sandte junge Männer und Frauen über das Meer, um sie zu finden. Sie kamen nie zurück – man sagt, sie seien auf einer Insel gestrandet und hätten dort das Land gegründet, das später Japan wurde.

In Japan wurde die Chrysantheme zur kaiserlichen Blume. Ihr Blütenmuster ziert noch heute das Wappen und den Thron, die "Chrysanthemenkrone". Sie steht für Reinheit, Beständigkeit und das stille Glück eines langen Lebens. Jedes Jahr im Herbst wird das "Kiku Matsuri" gefeiert, ein Fest zu Ehren dieser Blume, bei dem unzählige Chrysanthemen in kunstvollen Formen gezeigt werden – wie Tempel, Tiere oder Wellen.

In Europa kam sie erst im 17. Jahrhundert an, über Handelsrouten aus Asien. Zuerst galt sie als exotische Kostbarkeit, dann als Friedhofsblume. Ihr Anblick wurde hier zu einem Symbol des Gedenkens, des stillen Abschieds. So trägt sie zwei Bedeutungen in sich: im Osten das Leben, im Westen den Tod.

Eine Blume also, die über Jahrhunderte reist, Bedeutungen verändert und dennoch bleibt, was sie ist – schön in der Kälte des Herbstes, wenn alles andere schon vergeht.






Anne Seltmann 31.10.2025, 05.16 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Floral Friday Fotos 2025 N° 30







Astern sind die späten Sterne des Gartens – und ihr Name verrät es schon: Er stammt vom griechischen Wort "aster", das schlicht "Stern" bedeutet. Ursprünglich kommen sie aus Nordamerika, einige Arten auch aus Europa und Asien. Dort wachsen sie wild auf Wiesen, an Waldrändern oder in Gebirgsregionen, wo sie Sonne und frische Luft lieben.

Im Laufe der Zeit fanden sie ihren Weg in unsere Gärten und wurden zu Symbolen des Spätsommers. Wenn die Sonne schon tiefer steht und die Tage leiser werden, öffnen sie ihre sternförmigen Blüten in Violett, Blau, Rosa oder Weiß – als wollten sie sagen: Noch ist das Jahr nicht vorbei. Bienen und Schmetterlinge schätzen sie als letzte, leuchtende Einladung, bevor der Herbst kommt.

Astern tragen etwas Tröstliches in sich – sie zeigen, dass das Ende einer Jahreszeit kein Verblassen sein muss, sondern ein Aufleuchten. Ein letzter Gruß des Sommers, der noch einmal alles gibt.













Anne Seltmann 17.10.2025, 06.52 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Freitag ist Fischtag N° 28


[Bild KI generiert]



Habt ihr schon einmal Haifisch gegessen?
Ich schon – das war 1983 in Lloret de Mar. Während einer Haifischtour wurden an Bord frisch gefangene Haie zerlegt, und anschließend bot man uns Haifischflossen zum Verzehr an. Es war ein seltsames Gefühl, ihn zu essen, nachdem ich das alles mitangesehen hatte. Geschmeckt hat er mir ohnehin nicht, und ich würde es auch nicht noch einmal tun. Außerdem habe ich inzwischen gelesen, dass Haifischfleisch wegen hoher Quecksilber- und Schadstoffbelastung gesundheitsschädlich sein kann. Da höre ich heute lieber das alte Lied mit der Zeile "Und der Haifisch, der hat Zähne" es passt perfekt zu meinem Bild von der nostalgischen Musikbox mit dem Hai darauf. 









Anne Seltmann 17.10.2025, 00.00 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Floral Friday Fotos 2025 N° 29







verblühen heißt

nicht enden,

nur weniger werden.

 

staub hängt noch in der luft

wo gestern farbe war.

der stiel erinnert sich an grün,

die erde an das wort:  halten.

 

ein wind streicht vorbei,

nimmt namen mit.

wer warst du,

sagt der tag zur blume,

und niemand antwortet.

 

zwischen den blättern

ein flirren von noch,

von fast,

von gleich.

 

manchmal

riecht die zeit nach dir,

nach diesem moment

bevor alles fällt 


~*~

© Anne Seltmann










Anne Seltmann 10.10.2025, 06.06 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Freitag ist Fischtag N° 27



[Bild KI generiert]



Seerobbenbabys, die ohne ihre Mütter zurückbleiben, finden in verschiedenen Regionen Hilfe in speziellen Stationen. Solche Aufnahmestellen gibt es vor allem dort, wo die Tiere leben – also an den Küsten der Nordsee und Ostsee, in Deutschland etwa in Norddeich, Friedrichskoog oder auf Helgoland. Auch in den Niederlanden, Dänemark und anderen Ländern rund um die Nordsee sind Heuler Stationen eingerichtet. Weltweit gibt es ähnliche Einrichtungen überall dort, wo Robben vorkommen, zum Beispiel in den USA, Kanada oder Südafrika. Sie alle haben das gleiche Ziel: die mutterlosen Jungtiere aufzupäppeln, denn in mutterloser Heuler kann weder diese Nahrung bekommen noch sofort selbst Fische fangen. Darum übernehmen Menschen in den Stationen die Fütterung – zuerst mit einer Ersatzmilch, später mit kleinen Fischen –, bis die Jungtiere stark genug sind, allein im Meer zu jagen. 


Man nennt die Kleinen auch Heuler und diesen Namen haben die Menschen an den Küsten geprägt, vor allem an der Nordsee. Wenn ein Robbenbaby von seiner Mutter getrennt wird, ruft es laut nach ihr – ein klagender, wehmütiger Laut, der wie Heulen klingt.






Anne Seltmann 26.09.2025, 06.30 | (0/0) Kommentare | TB | PL

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