Thema: PerlenhafteProjekte


das wasser hält den himmel
wie eine zweite haut,
spiegel und widerspruch zugleich.
ein segel, weiß,
durchschneidet das leuchten,
hält das gleichgewicht
zwischen stille und weggehen.
kein ufer ruft,
kein horizont verspricht,
nur dieser atem aus licht,
der alles trägt,
und die hand, unsichtbar,
die dich weiterführt.
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 17.09.2025, 10.16 | (0/0) Kommentare | TB | PL

In meinem Ort lebte eine schwarz-weiße Katze namens Mimi. Sie hatte ihren festen Platz auf der Fensterbank an einem verwitterten Haus, direkt zur Straße hin. Jeden Nachmittag, wenn die Schulkinder heimkamen, saß sie dort wie ein Wächtertier. Sie bewegte sich kaum, nur der Schwanz schlug manchmal langsam hin und her, während sie die Straße musterte.
Die Kinder blieben oft stehen, winkten ihr zu oder machten kleine Faxen. Manchmal legte Mimi den Kopf schief, als würde sie zuhören. An Tagen, an denen sie nicht auf der Fensterbank saß, fiel es sofort auf – als fehle ein vertrautes Stück Alltag.
Über die Jahre wurde die Katze so etwas wie ein stiller Treffpunkt: Wer vorbeiging, schaute automatisch hinauf. Mimi wurde alt, aber ihr Platz auf der Fensterbank blieb bis zuletzt derselbe – als hätte sie dort ihr eigenes kleines Königreich.
Anne Seltmann 17.09.2025, 04.53 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL


Anne Seltmann 13.09.2025, 05.14 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Der kleine Fisch hieß Fiora und sie war anders. Während die anderen Fische silbrig glänzten und sich im Schwarm unsichtbar machten, leuchtete Fiora in einem Feuerwerk aus Pink, Orange und Gold. Anfangs hasste sie diese Farben. Denn wo sie auch hinschwamm – alle starrten sie an. Manche mieden sie, andere tuschelten, und im Schwarm fühlte sie sich nie dazugehörig.
Oft versteckte sie sich zwischen Steinen, wünschte sich, so grau wie die anderen zu sein. Doch je mehr sie ihre Farben verbarg, desto trauriger wurde sie.
Eines Tages, als die Sonne tief ins Wasser fiel, bemerkte sie, dass sich das Licht auf ihren Schuppen brach. Der Meeresgrund verwandelte sich in ein funkelndes Mosaik aus warmen Tönen. Kleine Fische kamen neugierig herbei, angelockt von der Schönheit, die sie selbst gar nicht sah. "Wie schön!", riefen sie. "Du malst das Meer mit Licht!"
Da begriff Fiora, dass ihre Farben kein Makel, sondern ein Geschenk waren. Sie begann, stolz zu schwimmen, ihr Glitzern frei zu entfalten. Und von da an war sie nicht länger nur ein Fisch – sie war diejenige, die das Meer zum Leuchten brachte.
Anne Seltmann 12.09.2025, 06.14 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL


Heute zeige ich euch einige Brunnen der Herrenhäuser Gärten in Hannover. Die Brunnen gehören zu den markantesten Gestaltungsmerkmalen dieser historischen Anlage. Viele von ihnen stammen aus der Barockzeit und wurden in die sorgfältig geplanten Achsen und Alleen eingebunden, um die Symmetrie und Harmonie des Gartens zu unterstreichen. Einige Brunnen zeigen kunstvolle steinerne Figuren aus Mythologie und Natur, andere sind schlicht gehalten, spiegeln das Licht und das Grün der Umgebung wider.
Die Wasserspiele dienten früher nicht nur der Ästhetik: Sie waren Ausdruck von Reichtum und Kunstfertigkeit der Gartenbesitzer und zeigten die meisterhafte Kombination von Architektur, Technik und Natur. Heute laden die Brunnen Besucher dazu ein, innezuhalten, das Plätschern des Wassers zu hören und die unterschiedlichen Perspektiven der Gartenanlage zu entdecken.
Besonders beeindruckend ist, wie die Brunnen das Licht einfangen und mit den Blumenbeeten, Hecken und Alleen in Beziehung treten. Ein Spaziergang zu den Wasserspielen der Herrenhäuser Gärten vermittelt ein gutes Gefühl für die historische Planung, die vielfältige Gestaltung und die Bedeutung von Wasser als lebendigem Element im Gartenbau.


Anne Seltmann 11.09.2025, 07.45 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL



Anne Seltmann 11.09.2025, 07.24 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Es war die Katze meiner Tante, sie hieß Minka. Schon als junges Kätzchen hatte sie die Angewohnheit, blitzschnell zu verschwinden, sobald jemand den Raum betrat. Zuerst dachte man, sie sei scheu. Doch bald stellte sich heraus: Sie spielte.
Minka schlüpfte gern in Schränke, hinter Gardinen oder unter das Sofa, nur um im nächsten Moment mit einem leisen "Miau!" hervorzuspringen. Manchmal lugte nur die Schwanzspitze hervor, manchmal blitzten ihre Augen zwischen den Sofakissen hervor. Besonders liebte sie es, wenn jemand sie suchte. Dann blieb sie mucksmäuschenstill, bis man fast aufgab – und genau in diesem Augenblick sprang sie heraus, stolz wie eine Siegerin.
Das Schönste aber war, wenn sie sich selbst "verriet". Ein kleines Kichern schien durch ihr Schnurren zu gehen, wenn man sie doch früher als gedacht entdeckte. Dann lief sie davon, als wolle sie gleich die nächste Runde beginnen.
So wurde aus Minka eine Meisterin im Versteckspiel – und jeder Besuch bei meiner Tante endete irgendwann in einer spielerischen Suchaktion nach der kleinen Samtpfote.
Anne Seltmann 10.09.2025, 06.23 | (4/2) Kommentare (RSS) | TB | PL


Theater ist Maske und Wahrheit zugleich,
ein Fieber im Licht,
ein Traum, der den Augenblick verzehrt
und doch genährt wird vom Beifall.
Es ist das Lachen des Künstlers,
dass die Träne verschluckt,
der Held, der stark sein muss,
auch wenn ihm das Zittern die Knie nimmt.
Theater ist Beginn und Ende,
Sehnsucht und Rausch,
ein Leben, das gespielt wird,
und gerade darin
wirklicher ist als die Welt dahinter.
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 09.09.2025, 06.35 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL