
Die weiße Dohle
Eine Dohle sah öfters zu, wie
reichlich die Tauben auf einem Bauernhof gefuttert wurden. "Sie bekommen
das Futter hingestreut", dachte sie neidisch, "während ich es mühsam
suchen muss. Ich will lieber eine Taube werden!"
Was tat sie nun? Sie bemalte sich
weiß vom Kopf bis zum Fuß, glättete ihr Gefieder und mischte sich unter
den Taubenschwarm. Vergnügt pickte sie die Körner auf. Die Tauben ließen
sie ruhig gewähren, denn keine vermutete, dass dies ein fremder Vogel
sei. So ging das einige Tage - bis die Dohle so unklug war, ihren
Schnabel aufzutun und ihr Gekrächze hören zu lassen.
"Eine Dohle, eine verkleidete
Dohle!" schrieen die Tauben wütend, stürzten auf sie zu und hätten sie
unbarmherzig todgebissen, wenn es ihr nicht gelungen wäre zu entfliehen.
Reumütig kehrte die Dohle zu ihrer
Sippe zurück. Jedoch die andern Dohlen erkannten sie nicht mehr in
ihrem weißen Kleide. Bösartig hackten sie auf den fremden Vogel los. Sie
duldeten nicht, dass er unter ihnen lebte.
So wurde die weiße Dohle heimatlos und hatte es noch viel schwerer, sich ihre Nahrung zu suchen.
Fabel von Aesop
welch traurige Geschichte :( soll sie zu mir kommen - ich geb ihr Futter, nicht nur zu Weihnachten!
vom 01.12.2010, 22.21