Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Poem

Himmelsblick N° 38



N° 38





 Wolkentore


Wenn wir Flügel kriegen

ziehen wir uns aus der Welt zurück

Lass uns durch die Wolkentore fliegen

für einen kleinen Augenblick.

Die Morgensonne schickt ihre Strahlen,

Tautropfen fallen wie Perlen ins Licht.

Die Sorgen von gestern werden zerfallen

auf Wiesen und Felder siehst du sie nicht.

 ~*~

© Anne Seltmann 2023





Von Nova inspiriert und ganz frisch gedichtet






Anne Seltmann 18.06.2023, 06.52 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Das Universum








Das Universum dachte bei sich
ich baue dich und dich und mich
Auch wenn es verrückt ist
und vielleicht missglückt ist
und doch weiß ich
es gibt dich und dich und mich


~*~

© Anne Seltmann







 


Anne Seltmann 09.06.2023, 07.35 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Der Bücherfreund




Ob ich Biblio- was bin ?

Phile? "Freund von Büchern" meinen Sie ?

Na, und ob ich das bin !

Ha ! und wie !

 

Mir sind Bücher, was den anderen Leuten

Weiber, Tanz, Gesellschaft, Kartenspiel,

Turnsport, Wein und weiß ich was, bedeuten.

Meine Bücher --- wie beliebt ? Wieviel ?

 

Was, zum Henker, kümmert mich die Zahl.

Bitte, doch mich auszureden lassen.

Jedenfalls: viel mehr, als mein Regal

Halb imstande ist zu fassen.

 

Unterhaltung ? Ja, bei Gott, das geben

Sie mir reichlich. Morgens zwölfmal nur

Nüchtern zwanzig Brockhausbände heben ---

Hei ! das gibt den Muskeln die Latur.

 

Oh, ich mußte meine Bücherei,

Wenn ich je verreiste, stets vermissen.

Ob ein Stuhl zu hoch, zu niedrig sei,

Sechzig Bücher sind wie sechzig Kissen.

 

Ja natürlich auch vom künstlerischen

Standpunkt . Denn ich weiß die Rücken

So nach Gold und Lederton zu mischen,

Daß sie wie ein Bild die Stube schmücken.

 

Äußerlich ? Mein Bester, Sie vergessen

Meine ungeheure Leidenschaft,

Pflanzen fürs Herbarium zu pressen.

Bücher lasten, Bücher haben Kraft.

 

Junger Freund, Sie sind recht unerfahren,

Und Sie fragen etwas reichlich frei.

Auch bei andern Menschen als Barbaren

Gehen schließlich Bücher mal entzwei.

 

Wie ? - ich jemals auch in Büchern lese ??

Oh, sie unerhörter Ese---

Nein, pardon! - Doch positus, ich säße

Auf dem Lokus und Sie harrten

Draußen meiner Rückkehr, ach dann nur

Ja nicht länger auf mich warten.

Denn der Lokus ist bei mir ein Garten,

Den man abseits ohne Zeit und Uhr

Düngt und erntet dann Literatur.

 

Bücher - Nein, ich bitte Sie inständig:

Nicht mehr fragen ! Laß dich doch belehren !

Bücher, auch wenn sie nicht eigenhändig

Handsigniert sind, soll man hochverehren.

 

Bücher werden, wenn man will, lebendig.

Über Bücher kann man ganz befehlen.

Und wer Bücher kauft, der kauft sich Seelen,

Und die Seelen können sich nicht wehren.


~*~


Joachim Ringelnatz





Anne Seltmann 09.06.2023, 06.39 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Haiku









Duftende Blumen

in voller Blüte-

summende Bienen


~*~


© Anne Seltmann






Anne Seltmann 18.05.2023, 09.04 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

365 Tage Challenge – 2023 N° 126




06.05.2023 / N° 126






Da drinnen im Waldesgrunde,

Am mild beschatteten Bach,

Da steht ein schlanker Grashalm

Und sieht den Wellen nach.

 

Entwandernd schau'n sie zum Halme

Mit Silberblicken empor,

Da beugt er sich liebend hinunter,

Küsst Welle für Welle zuvor.

 

Da scharen die zärtlichen Wellen

Liebkosend sich um ihn her

Und tragen ihn, leis' umarmend,

Mit sich hinaus ins Meer.

 

 ~*~


Johann Kleinfercher

 22. März 1828 -7. März 1902 











Anne Seltmann 06.05.2023, 15.40 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Sonderbare Brüder






Ich habe ein Paar Schuh gekauft

und sie, nach altem Brauch, getauft.

Der rechte Schuh heißt Ottokar,

der linke Schuh heißt Waldemar.

Sie sind zwei sonderbare Brüder.

Geht der eine hoch, geht der andre nieder.

Hat der eine Freude, hat der andre Zorn.

Ist der eine hinten, ist der andre vorn.

Ein sonderbares Brüderpaar,

der Ottokar und Waldemar.

Sie sind aus gleichem Material,

aber Ottokar ist rechtsradikal

und Waldemar linksradikal.

Sie stehen auf demselben Fleck,

sie gehen durch denselben Dreck,

vom gleichen Rind das gleiche Leder,

trotz alledem behauptet jeder:

Nur seine Meinung sei die echte,

sowohl der Linke – wie der Rechte.

Sowohl der Rechte wie der Linke

sagt, dass die andere Ansicht stinke.

Ein sonderbares Brüderpaar,

der Ottokar und Waldemar.

Tritt Otti mal in eine Pfütze,

dann macht der Waldi faule Witze.

Tritt Waldi in ein Modderloch,

dann freut sich Otti noch und noch.

Die beiden gehn den gleichen Trott,

doch jeder schwört auf seinen Gott.

Ein jeder schwört auf seinen Leisten.

Sie können sich halt nicht verkneisten.

Sie hassen sich, bekriegen sich,

sie reiben sich beide auf für mich.

Im Streiten sind sie rast- und ruhlos.

Ach, wär' ich erst mal diese Schuh' los.

Ein sonderbares Brüderpaar,

der Ottokar und Waldemar.

Glauben Sie daran? Ich glaube: nein.

So blöd´ können nur wir Menschen sein.

 

 ~*~


Fred Endrikat




Anne Seltmann 19.04.2023, 12.36 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

365 Tage Challenge – 2023 N° 24




 2023 N° 24






Beschwerde einer Möwe

Ich heiß nicht Emma, auch nicht Jonathan,

 dichtet mir nicht solche Namen an.

Wir sind als Vögel längst benannt,

ich z. B. als Möwe schon bekannt.

Wir haben der Namen wie Sand am Meer

Drum nenn mich Emma oder Jonathan nimmermehr!

 

~*~


© Anne Seltmann



In Anlehnung an das Gedicht von Christian Morgenstern



Möwenlied      

Die Möwen sehen alle aus

als ob sie Emma hießen.

Sie tragen einen weißen Flaus

und sind mit Schrot zu schießen.

 

Ich schieße keine Möwe tot,

ich lass sie lieber leben -

und füttre sie mit Roggenbrot

und rötlichen Zibeben.

 

O Mensch, du wirst nie nebenbei

der Möwe Flug erreichen.

Wofern du Emma heißest, sei

zufrieden, ihr zu gleichen.


~*~


Christian Morgenstern



und der Geschichte :






Diese Möwen gibt es! Mehr konnte ich nicht herauffinden.

 



Amerikanische Silbermöwe

Andenmöwe

Armeniermöwe

Aztekenmöwe

Beringmöwe

Blutschnabelmöwe

Bonapartemöwe

Braunkopfmöwe

Dickschnabelmöwe

Dominikanermöwe

Dreizehenmöwe

Dünnschnabelmöwe

Eismöwe

Elfenbeinmöwe

Fischmöwe

Gabelschwanzmöwe

Gelbfußmöwe

Graukopfmöwe

Graumöwe

Hartlaubmöwe

Heermannmöwe

Hemprichmöwe

Heringsmöwe

Heringsmöwe

Japanmöwe

Kaliforniermöwe

Kamtschatkamöwe

Kappenmöwe

Klippenmöwe

Korallenmöwe

Lachmöwe

Lavamöwe

Mantelmöwe

Mantelmöwe

Maorimöwe

Mittelmeermöwe

Mittelmeermöwe

Olrogmöwe

Ostsibirienmöwe

Patagonienmöwe

Polarmöwe

Präriemöwe

Reliktmöwe

Ringschnabelmöwe

Rosenmöwe

Rotschnabelmöwe

Schwalbenmöwe

Schwarzkopfmöwe

Silberkopfmöwe

Silbermöwe

Simeonsmöwe

Steppenmöwe

Sturmmöwe

Weißaugenmöwe

Westmöwe

Zwergmöwe 









Anne Seltmann 24.01.2023, 11.20 | (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Zitat im Bild N° 405



N° 405









Anne Seltmann 24.12.2022, 00.00 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Projekt: Ich seh rot 169/2022



169/2022





Du Wichtel hast so viel noch zu tun

du hast keine Zeit dich auszuruhen.

Musst backen, kochen, schnitzen, sägen,

hämmern, malen, sticken und nähen.

Kleiner putziger Wicht

bring uns dein Weihnachtslicht

Schau heraus aus deinem Wichtelwald

denn wir erwarten dich so bald.

Und wie von Zauberei

hast du auch etwas für uns dabei.

 

~*~


© Anne Seltmann













Anne Seltmann 20.12.2022, 01.00 | (7/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Sankt Niklas' Auszug





 

Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus,

klopft seine lange Pfeife aus

und sagt zur heiligen Kathrein:

öl mir die Wasserstiefel ein,

bitte hol auch den Knotenstock

vom Boden und den Fuchspelzrock,

die Mütze lege oben drauf,

und schütte dem Esel tüchtig auf,

halt auch sein Sattelzeug bereit;

wir reisen, es ist Weihnachtszeit.

Und dass ich`s nicht vergess, ein Loch

ist vorn im Sack, das stopfe noch!

Ich geh derweil zu Gottes Sohn

und hol mir meine Instruktion.

 

Die heilige Käthe, sanft und still,

tut alles, was Sankt Niklas will.

Der klopft indes beim Herrgott an,

Sankt Peter hat ihm aufgetan

und sagt: Grüß Gott! wie schaut`s denn aus?

und führt ihn ins himmlische Werkstättenhaus.

 

Da sitzen die Englein an langen Tischen,

ab und zu Feen dazwischen,

die den kleinsten zeigen, wie's zu machen,

und weben und kleben die niedlichsten Sachen,

hämmern und häkeln, schnitzen und schneidern,

fälteln die Stoffe zu zierlichen Kleidern,

packen die Schachteln, binden sie zu

und haben so glühende Bäckchen wie Du.

Herr Jesus sitzt an seinem Pult

und schreibt mit Liebe und Geduld

eine lange Liste. Potz Element,

wieviel artige Kinder Herr Jesus kennt!

Die sollen die schönen Engelsgaben

zu Weihnachten haben.

 

Was fertig ist, wird eingepackt

und auf das Eselchen gepackt.

Sankt Niklas zieht sich recht warm an;

Kinder, er ist ein alter Mann,

und es fängt tüchtig an zu schnein,

da muss er schon vorsichtig sein.

 

So geht es durch die Wälder im Schritt,

manch Tannenbäumchen nimmt er mit;

und wo er wandert, bleibt im Schnee

manch Futterkörnchen für Hase und Reh.

Aus Haus und Hütte strahlt es hell,

da hebt er dem Esel den Sack vom Fell,

macht leise alle Türen auf,

jubelnd umdrängt ihn der kleine Hauf:

Sankt Niklas, Sankt Niklas,

was hast du gebracht?

was haben die Englein

für uns gemacht?

Schön Ding, gut Ding,

aus dem himmlischen Haus;

langt in den Sack! holt euch was raus!

 

 ~*~


Paula Dehmel

(1862-1918)






Anne Seltmann 06.12.2022, 05.41 | (0/0) Kommentare | TB | PL