Tag: Poem
Wolkentore
Wenn wir Flügel kriegen
ziehen wir uns aus der Welt zurück
Lass uns durch die Wolkentore fliegen
für einen kleinen Augenblick.
Die Morgensonne schickt ihre Strahlen,
Tautropfen fallen wie Perlen ins Licht.
Die Sorgen von gestern werden zerfallen
auf Wiesen und Felder siehst du sie nicht.
~*~
© Anne Seltmann 2023
Von Nova inspiriert und ganz frisch gedichtet
Anne Seltmann 18.06.2023, 06.52 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 09.06.2023, 07.35 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Ob ich Biblio- was bin ?
Phile? "Freund von Büchern" meinen Sie ?
Na, und ob ich das bin !
Ha ! und wie !
Mir sind Bücher, was den anderen Leuten
Weiber, Tanz, Gesellschaft, Kartenspiel,
Turnsport, Wein und weiß ich was, bedeuten.
Meine Bücher --- wie beliebt ? Wieviel ?
Was, zum Henker, kümmert mich die Zahl.
Bitte, doch mich auszureden lassen.
Jedenfalls: viel mehr, als mein Regal
Halb imstande ist zu fassen.
Unterhaltung ? Ja, bei Gott, das geben
Sie mir reichlich. Morgens zwölfmal nur
Nüchtern zwanzig Brockhausbände heben ---
Hei ! das gibt den Muskeln die Latur.
Oh, ich mußte meine Bücherei,
Wenn ich je verreiste, stets vermissen.
Ob ein Stuhl zu hoch, zu niedrig sei,
Sechzig Bücher sind wie sechzig Kissen.
Ja natürlich auch vom künstlerischen
Standpunkt . Denn ich weiß die Rücken
So nach Gold und Lederton zu mischen,
Daß sie wie ein Bild die Stube schmücken.
Äußerlich ? Mein Bester, Sie vergessen
Meine ungeheure Leidenschaft,
Pflanzen fürs Herbarium zu pressen.
Bücher lasten, Bücher haben Kraft.
Junger Freund, Sie sind recht unerfahren,
Und Sie fragen etwas reichlich frei.
Auch bei andern Menschen als Barbaren
Gehen schließlich Bücher mal entzwei.
Wie ? - ich jemals auch in Büchern lese ??
Oh, sie unerhörter Ese---
Nein, pardon! - Doch positus, ich säße
Auf dem Lokus und Sie harrten
Draußen meiner Rückkehr, ach dann nur
Ja nicht länger auf mich warten.
Denn der Lokus ist bei mir ein Garten,
Den man abseits ohne Zeit und Uhr
Düngt und erntet dann Literatur.
Bücher - Nein, ich bitte Sie inständig:
Nicht mehr fragen ! Laß dich doch belehren !
Bücher, auch wenn sie nicht eigenhändig
Handsigniert sind, soll man hochverehren.
Bücher werden, wenn man will, lebendig.
Über Bücher kann man ganz befehlen.
Und wer Bücher kauft, der kauft sich Seelen,
Und die Seelen können sich nicht wehren.
~*~
Joachim Ringelnatz
Anne Seltmann 09.06.2023, 06.39 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Duftende Blumen
in voller Blüte-
summende Bienen
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 18.05.2023, 09.04 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Da drinnen im Waldesgrunde,
Am mild beschatteten Bach,
Da steht ein schlanker Grashalm
Und sieht den Wellen nach.
Entwandernd schau'n sie zum Halme
Mit Silberblicken empor,
Da beugt er sich liebend hinunter,
Küsst Welle für Welle zuvor.
Da scharen die zärtlichen Wellen
Liebkosend sich um ihn her
Und tragen ihn, leis' umarmend,
Mit sich hinaus ins Meer.
~*~
Johann Kleinfercher
22. März 1828 -7. März 1902
Anne Seltmann 06.05.2023, 15.40 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Ich habe ein Paar Schuh gekauft
und sie, nach altem Brauch, getauft.
Der rechte Schuh heißt Ottokar,
der linke Schuh heißt Waldemar.
Sie sind zwei sonderbare Brüder.
Geht der eine hoch, geht der andre nieder.
Hat der eine Freude, hat der andre Zorn.
Ist der eine hinten, ist der andre vorn.
Ein sonderbares Brüderpaar,
der Ottokar und Waldemar.
Sie sind aus gleichem Material,
aber Ottokar ist rechtsradikal
und Waldemar linksradikal.
Sie stehen auf demselben Fleck,
sie gehen durch denselben Dreck,
vom gleichen Rind das gleiche Leder,
trotz alledem behauptet jeder:
Nur seine Meinung sei die echte,
sowohl der Linke – wie der Rechte.
Sowohl der Rechte wie der Linke
sagt, dass die andere Ansicht stinke.
Ein sonderbares Brüderpaar,
der Ottokar und Waldemar.
Tritt Otti mal in eine Pfütze,
dann macht der Waldi faule Witze.
Tritt Waldi in ein Modderloch,
dann freut sich Otti noch und noch.
Die beiden gehn den gleichen Trott,
doch jeder schwört auf seinen Gott.
Ein jeder schwört auf seinen Leisten.
Sie können sich halt nicht verkneisten.
Sie hassen sich, bekriegen sich,
sie reiben sich beide auf für mich.
Im Streiten sind sie rast- und ruhlos.
Ach, wär' ich erst mal diese Schuh' los.
Ein sonderbares Brüderpaar,
der Ottokar und Waldemar.
Glauben Sie daran? Ich glaube: nein.
So blöd´ können nur wir Menschen sein.
~*~
Fred Endrikat
Anne Seltmann 19.04.2023, 12.36 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Ich heiß nicht Emma, auch nicht Jonathan,
dichtet mir nicht solche Namen an.
Wir sind als Vögel längst benannt,
ich z. B. als Möwe schon bekannt.
Wir haben der Namen wie Sand am Meer
Drum nenn mich Emma oder Jonathan nimmermehr!
~*~
© Anne Seltmann
Möwenlied
Die Möwen sehen alle aus
als ob sie Emma hießen.
Sie tragen einen weißen Flaus
und sind mit Schrot zu schießen.
Ich schieße keine Möwe tot,
ich lass sie lieber leben -
und füttre sie mit Roggenbrot
und rötlichen Zibeben.
O Mensch, du wirst nie nebenbei
der Möwe Flug erreichen.
Wofern du Emma heißest, sei
zufrieden, ihr zu gleichen.
~*~
Christian Morgenstern
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Amerikanische Silbermöwe
Andenmöwe
Armeniermöwe
Aztekenmöwe
Beringmöwe
Blutschnabelmöwe
Bonapartemöwe
Braunkopfmöwe
Dickschnabelmöwe
Dominikanermöwe
Dreizehenmöwe
Dünnschnabelmöwe
Eismöwe
Elfenbeinmöwe
Fischmöwe
Gabelschwanzmöwe
Gelbfußmöwe
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Graumöwe
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Heermannmöwe
Hemprichmöwe
Heringsmöwe
Heringsmöwe
Japanmöwe
Kaliforniermöwe
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Lachmöwe
Lavamöwe
Mantelmöwe
Mantelmöwe
Maorimöwe
Mittelmeermöwe
Mittelmeermöwe
Olrogmöwe
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Rosenmöwe
Rotschnabelmöwe
Schwalbenmöwe
Schwarzkopfmöwe
Silberkopfmöwe
Silbermöwe
Simeonsmöwe
Steppenmöwe
Sturmmöwe
Weißaugenmöwe
Westmöwe
Zwergmöwe
Anne Seltmann 24.01.2023, 11.20 | (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Du Wichtel hast so viel noch zu tun
du hast keine Zeit dich auszuruhen.
Musst backen, kochen, schnitzen, sägen,
hämmern, malen, sticken und nähen.
Kleiner putziger Wicht
bring uns dein Weihnachtslicht
Schau heraus aus deinem Wichtelwald
denn wir erwarten dich so bald.
Und wie von Zauberei
hast du auch etwas für uns dabei.
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 20.12.2022, 01.00 | (7/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus,
klopft seine lange Pfeife aus
und sagt zur heiligen Kathrein:
öl mir die Wasserstiefel ein,
bitte hol auch den Knotenstock
vom Boden und den Fuchspelzrock,
die Mütze lege oben drauf,
und schütte dem Esel tüchtig auf,
halt auch sein Sattelzeug bereit;
wir reisen, es ist Weihnachtszeit.
Und dass ich`s nicht vergess, ein Loch
ist vorn im Sack, das stopfe noch!
Ich geh derweil zu Gottes Sohn
und hol mir meine Instruktion.
Die heilige Käthe, sanft und still,
tut alles, was Sankt Niklas will.
Der klopft indes beim Herrgott an,
Sankt Peter hat ihm aufgetan
und sagt: Grüß Gott! wie schaut`s denn aus?
und führt ihn ins himmlische Werkstättenhaus.
Da sitzen die Englein an langen Tischen,
ab und zu Feen dazwischen,
die den kleinsten zeigen, wie's zu machen,
und weben und kleben die niedlichsten Sachen,
hämmern und häkeln, schnitzen und schneidern,
fälteln die Stoffe zu zierlichen Kleidern,
packen die Schachteln, binden sie zu
und haben so glühende Bäckchen wie Du.
Herr Jesus sitzt an seinem Pult
und schreibt mit Liebe und Geduld
eine lange Liste. Potz Element,
wieviel artige Kinder Herr Jesus kennt!
Die sollen die schönen Engelsgaben
zu Weihnachten haben.
Was fertig ist, wird eingepackt
und auf das Eselchen gepackt.
Sankt Niklas zieht sich recht warm an;
Kinder, er ist ein alter Mann,
und es fängt tüchtig an zu schnein,
da muss er schon vorsichtig sein.
So geht es durch die Wälder im Schritt,
manch Tannenbäumchen nimmt er mit;
und wo er wandert, bleibt im Schnee
manch Futterkörnchen für Hase und Reh.
Aus Haus und Hütte strahlt es hell,
da hebt er dem Esel den Sack vom Fell,
macht leise alle Türen auf,
jubelnd umdrängt ihn der kleine Hauf:
Sankt Niklas, Sankt Niklas,
was hast du gebracht?
was haben die Englein
für uns gemacht?
Schön Ding, gut Ding,
aus dem himmlischen Haus;
langt in den Sack! holt euch was raus!
~*~
Paula Dehmel
(1862-1918)
Anne Seltmann 06.12.2022, 05.41 | (0/0) Kommentare | TB | PL