Tag:
fröhlichkeit
eine zarte angelegenheit
keine gloriole
sondern das zittern
zwischen den takten
ein ewiger versuch
auf den eigenen füßen zu stehen
während das leben
unter ihnen schwankt
und die musik
mal flüstert
mal schreit
je mehr du willst
dass es richtig ist
desto härter
tritt dir der eigene fuß
in den schritt
und du stolperst
über das wort „soll“
glück
ein wort mit bedingung
braucht boden
licht
jemand
der die hand hält
wenn der raum sich leert
es ist schwer
leicht zu sein
wenn krankheit
an der tür lehnt
wenn angst
schon wieder im spiegel steht
wenn das wort "morgen"
zu groß ist für den mund
und doch tanzen manche
auf schutt
auf flucht
auf linoleum
manche tanzen allein
mit einem blick
der für zwei reicht
manche suchen noch
einen takt
der sie erkennt
einen körper
der mitgeht
ohne zu führen
Anne Seltmann 23.06.2025, 16.37 | (0/0) Kommentare | TB | PL
morgens der mund
noch ohne erinnerung
schluckt wärme
kaffee
als könne man
sich aufwecken
von innen
Anne Seltmann 23.06.2025, 01.00 | (8/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Wenn Tiramisu einen Brownie küsst
Es war einer dieser Tage, an denen man sich durch Rezeptseiten treiben lässt, ohne Ziel, aber mit dem leisen Wunsch nach etwas Süßem. Und plötzlich war es da: Tiramisu-Brownies. Gefunden auf der *Rewe-Website. Ein Rezept, das so klang, als würde es zwei meiner liebsten Dessertwelten zu einer kleinen Sünde vereinen.
Brownie trifft Mascarponecreme trifft Espresso?
Das musste ich probieren. Sofort.
Die Zutaten waren schnell beisammen. Vieles hatte ich ohnehin im Haus – ein gutes Zeichen. Während der Brownieteig im Ofen langsam seinen Duft verströmte, rührte ich die Mascarponecreme, und fühlte mich plötzlich ein wenig wie in einer italienischen Kaffeebar. Nur ohne Vespa, aber mit Schürze.
Was soll ich sagen? Das Ergebnis war ein Gedicht.
Schokoladig. Cremig. Mit einem Hauch Kaffeeverwegenheit.
Der Brownieboden saftig und weich, darüber die luftige Mascarpone, zart herbe
Kakaonote obendrauf – genau die richtige Mischung aus Dessert und Trost.
Ich weiß nicht, wie oft ich nur noch ein kleines Stück
abgeschnitten habe.
Aber ich weiß: Dieses Rezept wird bleiben.
Danke, *Rewe. Für diesen Glücksfund.
[* Namensnennung und Verlinkung...unbeauftragt und unbezahlt!]
Anne Seltmann 22.06.2025, 15.30 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Seit Jahren begleiten wir sie – Woche für Woche, mal laut lachend, mal still lächelnd. *Prüfers Töchter sind mehr als nur eine Kolumne im *ZEITmagazin. Sie sind ein kleines Stück Familienalltag, das es irgendwie schafft, gleichzeitig ganz privat und doch universell zu sein.
Tillmann Prüfer erzählt nicht einfach Geschichten. Er beobachtet – mit diesem feinen Blick für Zwischentöne, mit einem liebevollen Spott, der nie weh tut, und mit einer Vaterstimme, die zwischen Ratlosigkeit und Respekt pendelt.
Ob es um Bildschirmzeiten, schräge Teenagerlogik oder den Zauber eines Kinderkommentars geht – jedes Mal finden wir uns wieder. Nicht als Vater vielleicht, sondern als Mutter, Schwester, Freundin, Beobachterin des Lebens.
Und dann sind da diese zarten Illustrationen. Keine Fotos, kein Schnickschnack. Nur diese weich gezeichneten Gesichter, mit Bleistiftlinien und einem Hauch Aquarell – fast wie Gedanken, die sich als Bild verkleidet haben.
Prüfers Töchter sind gewachsen. Und wir mit ihnen. Sie haben uns durch wilde Kinderjahre begleitet, durch Trotzphasen, Pubertätsabgründe, WG-Dramen und Familienrituale. Immer mit einem Augenzwinkern, immer mit Herz.
Und vielleicht ist genau das das Geheimnis: Die Kolumne erzählt nicht nur vom Leben – sie erinnert uns daran, dass dieses Leben, trotz allem Durcheinander, ziemlich schön ist.
[*Namensnennung...unbeauftragt und unbezahlt!]
Anne Seltmann 22.06.2025, 10.08 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Kiel ist für die Segler der Welt im Juni das Ziel. Keine Segel-Veranstaltung der Welt kann diese Klasse und Masse aufweisen. Und die Kieler Veranstalter setzen alles daran, als Serviceunternehmen, den Seglern aus aller Welt zu zeigen: Kiel ist das Tor zur Welt!
Die Kieler Woche zeigt sich in ihrem ganzen Facettenreichtum: Ein lebendiges Zusammenspiel aus sportlicher Eleganz, maritimer Freiheit und fröhlicher Festivalatmosphäre.
Am Olympiazentrum in Schilksee, wo schon Legenden des Segelsports ihre Bahnen zogen, pulsiert die Energie. Das Riesenrad hebt sich majestätisch gegen den Himmel, seine Gondeln schweben wie kleine Träume über die Küste und bieten einen atemberaubenden Blick auf die strahlende Förde.
Die Segelregatten sind ein Tanz auf dem Wasser – weiß glänzende Segel, die sich im Wind wiegen, bringen Spannung und Dynamik ins Spiel. Jedes Boot erzählt seine eigene Geschichte, jeder Kurs fordert Konzentration und Mut. Die Sonne spiegelt sich in den Wellen, die Segler gleiten mit der Natur im Einklang dahin.
Ein zusammengelegtes Segel am Kai erinnert daran, wie viel Herzblut und Handarbeit in jedem dieser Boote steckt. Hier trifft Tradition auf Leidenschaft, die die Kieler Woche so einzigartig macht.
Zwischen den sportlichen Höhepunkten pulsiert das Leben – Musik, Lachen und die Freude der Menschen, die das Meer lieben. Die Kieler Woche ist mehr als ein Event, sie ist ein Gefühl, das tief unter die Haut geht.
Anne Seltmann 22.06.2025, 07.38 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Wenn Türen erzählen könnten – Gedanken über den ersten Eindruck
Es beginnt oft viel früher, als der erste Teller auf dem Tisch steht. Noch bevor die Speisekarte in den Händen liegt, bevor der Duft aus der Küche die Sinne umspielt – da fällt der Blick auf eine Tür. Manchmal aus Holz, manchmal aus Glas, manchmal unscheinbar. Aber immer bedeutend. Denn eine Restauranttür ist mehr als ein Zugang. Sie ist Einladung. Schwelle. Versprechen.
Wie viel sagt eine Tür über das Innen aus? Sehr viel. Ist sie liebevoll gestaltet, lässt das auf Sorgfalt schließen. Ist sie alt, aber gepflegt, erzählt sie vielleicht von Geschichte, von gelebter Zeit. Ist sie modern, kühn, klar, spricht sie die Sprache der Gegenwart. Und ist sie gar vernachlässigt, verbeult, schmutzig – dann? Dann zuckt man innerlich schon zusammen, noch ehe man den ersten Schritt hinein wagt.
Natürlich entscheidet nicht die Tür allein über Geschmack und Gastlichkeit. Aber sie ist der Auftakt. Die Einladung zum ersten Eindruck. Und der zählt – unbewusst, ganz menschlich. Türen, die schön gestaltet sind, dürfen vieles sein: verspielt oder schlicht, prunkvoll oder reduziert. Hauptsache, sie zeigen, dass jemand sich Gedanken gemacht hat. Dass jemand die Schwelle achtet, die den Alltag von einem besonderen Erlebnis trennt.
Ein gutes Restaurant lebt nicht nur von seiner Küche. Es lebt vom Zusammenspiel – von Raumgefühl, vom Klang, vom Licht. Und eben auch von der Tür, durch die man eintritt. Sie ist das erste "Willkommen". Und manchmal bleibt genau dieses "Willkommen" im Gedächtnis, auch lange nachdem der letzte Bissen genossen wurde.
Wer also meint, eine Tür müsse nur auf- und zugehen, übersieht ihre leise Kunst. Denn manchmal entscheidet eine Tür darüber, ob man neugierig bleibt oder doch einfach weitergeht.
Anne Seltmann 22.06.2025, 05.52 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Anne Seltmann 21.06.2025, 15.06 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
In Schweden ist Midsommar – gleich nach Weihnachten – das wohl bedeutendste Fest im Jahreslauf. Gefeiert wird es meist im Kreis von Familie, Freunden und Nachbarn. Der Mittsommerabend, auf Schwedisch midsommarafton, fällt immer auf einen Freitag zwischen dem 19. und 25. Juni – irgendwo zwischen Lichtfülle und Sommersehnsucht.
Irgendwann zwischen Tag und Nacht, wenn die Schatten noch weich sind und das Licht nicht weichen will, beginnt das, was man im Norden "Midsommar" nennt. Kein Datum, sondern ein Gefühl. Kein Feiertag, sondern ein leiser Tanz mit der Zeit.
Ich habe nie ein klassisches Mittsommerfest erlebt. Kein Maibaum, keine Erdbeertorte mit Sahne, kein Tanz ums Feuer. Und doch verstehe ich es – weil es in uns allen wohnt: dieses Bedürfnis, das Licht zu feiern, wenn es am längsten bleibt. So, als könnten wir für einen Moment die Dunkelheit überlisten.
Hier an der Ostsee wirkt Mittsommer anders. Der Wind riecht nach Salz und Heckenrose, und meine Möwen tragen Blumenkränzchen. Nicht in Wirklichkeit – aber auf meinen Bildern, die mit einem Augenzwinkern zeigen, dass auch das Meer das Feiern nicht verlernt hat. Möwen, die tanzen, statt zu kreischen. Sommerfantasien im Federkleid.
In meinem Kopf tanzen Mädchen barfuß über eine Wiese, Blumen im Haar, Lachen in der Luft. Die Glühwürmchen zögern nicht lange, und der Himmel macht keine Anstalten, zu verblassen. Vielleicht ist es das: ein kurzer Stillstand, mitten im Kreisen der Welt. Und wir, die wir zusehen oder mittanzen, wissen plötzlich wieder, wie sich Leichtigkeit anfühlt.
Mittsommer ist kein Fest der großen Gesten. Es reicht, sich auf eine Wiese zu setzen, die Stille zu hören, Möwen zuzulächeln und zu spüren, wie der Tag sich nicht entscheiden kann.
Ich glaube, es sind diese Momente, in denen wir uns wiederfinden – zwischen Tau und Himmel, zwischen Küstenlicht und innerem Gleichgewicht.
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 21.06.2025, 15.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 21.06.2025, 05.22 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Kleid + abkaufen + verdorben
Auf dem Flohmarkt entdeckte sie ein rotes Kleid, das ihr sofort ins Auge sprang. Schnell wollte sie es der Händlerin abkaufen, doch als sie es anhob, bemerkte sie den muffigen Geruch. Dazu war der Stoff auch noch an einer Stelle verschimmelt – das Kleid war definitiv verdorben. Nur einen kurzen Augenblick zögerte sie, dann schüttelte sie den Kopf und legte es zurück. Für ihr heutiges Date sollte es schließlich etwas anderes sein, nichts, was schon stinkt und schimmelig ist. Vielleicht fand sie ja doch noch etwas Besseres. Oder sie trug einfach Jeans mit einer Longbluse. Egal. Hauptsache der Abend wird gut.
Anne Seltmann 20.06.2025, 16.17 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL