Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: gedicht

Sie sagt nichts – und alles fliegt





[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]





zwischen zwei atemzügen
kommt ein flieger
aus falten gemacht
aus dem, was man
nicht mehr sagen konnte

sie schaut ihm nach
mit diesen augen
die alles verstehen
was nie geschrieben wird

eine botschaft landet
auf ihrem kleid
„liebe“ steht da
nur das wort –
keine erklärung

der wind nimmt
was bleibt
und sie
bleibt auch

~*~

© Anne Seltmann






Anne Seltmann 31.05.2025, 05.42 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Im Zwischenraum



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]




Von >> piri <<   inspiriert 




und da liegt sie
weiß wie nicht gewollt
wie noch nicht gefunden
zwischen tintenatem und
dem zittern der hand

 

eine seite ist
nicht nichts
sie ist atemzug vor dem wort
das sich duckt
in den rändern der möglichkeit

 

du siehst sie
aber sie sieht dich auch
und fragt:
wer bist du
wenn ich dich noch nicht halte

 

vielleicht ist leere
nur eine andere form
von zuhören
vielleicht ist sie
die weichste form
von schreien

~*~


© Anne Seltmann






Anne Seltmann 30.05.2025, 14.35 | (0/0) Kommentare | TB | PL

In mir das Kind



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]





Inspiriert durch piri


vielleicht war da ein staubkorn
auf dem fenstersims der erinnerung
das fliegen wollte,
nicht zurück,
sondern dorthin,
wo zimmerdecken sternenhimmel waren
und die luft nach geborgenem staunen roch

die schuhe zu groß
und doch barfuß durchs gras,
weil pflastersteine nur dornen waren
in einem königreich voller
unvernunft und zuckerwatte

ich hatte keine uhr
nur den sonnenstand im haar,
das mittagsgold auf dem teppich
war das geheimnis der zeit
und niemand fragte nach morgen

ich war das licht hinter den gardinen
das murmeln im wasserglas
die frage ohne antwort
und manchmal
die antwort,
bevor jemand gefragt hatte

vielleicht ist kindsein
ein wort,
das sich jedes mal neu schreibt,
wenn ich mich vergesse
und mit geschlossenen augen
schaukle

~*~

© Anne Seltmann






Anne Seltmann 27.05.2025, 13.40 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Vom warten



[KI generiertes Bild / Text Anne Seltmann]





nichts kommt

außer der wind

zwischen den zügen

 

die anzeige flackert

wie eine erinnerung

an bewegung

 

menschen stehen

in ihren körpern

als wären sie nur vorübergehend

hier

im dazwischen

 

kaffee

in pappbechern

trinkt sich lauwarm

in die stille

 

irgendwo schreit ein kind

als wolle es

den fahrplan umschreiben

 

ich zähle sekunden

wie schritte

die keiner geht

und stelle fest:

mein warten

hat keinen anschluss 

 

~*~

 

© Anne Seltmann



 





Anne Seltmann 24.05.2025, 06.51 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Alles bloß Theater








Alles bloß Theater, sagen sie,
als wär das Leben nur ein Stück,
ein Drehbuch mit Rollen, Applaus und Licht,
doch oft genug fehlt der Regisseur.

Man spielt seine Szene, Tag für Tag,
mal Hauptrolle, mal Statist.
Zwischen Scheinwerferglanz und Schatten
liegt das wahre Leben – unerprobt, echt und laut.

Da sind die Momente, die keiner sieht,
wenn der Vorhang fällt und du allein bist.
Wenn keine Maske mehr hält,
und das Herz einfach atmet, ganz ohne Skript.

Das wahre Leben ist kein fertiges Stück,
es stolpert, lacht, weint und sucht sich neu.
Und wenn du deine Rolle findest,
die dich erfüllt und wirklich trägt,

dann ist alles bloß Theater –
aber das echte, deine Bühne,
das Leben, das wirklich lebt.

~*~

© Anne Seltmann





Anmerkung:

Seit vielen Jahren nutzen wir regelmäßig die Gelegenheit, den Tag der offenen Tür im Theater zu besuchen. Dabei erhält man einen besonderen Einblick hinter die Kulissen – in Bereiche, die dem Publikum sonst verborgen bleiben. Ob Theaterproben, Kulissenbau, Technik oder Arbeitsräume: Vieles, was normalerweise im Verborgenen geschieht, wird an diesem Tag sichtbar. Es ist jedes Mal aufs Neue faszinierend, den Theaterbetrieb aus dieser Perspektive kennenzulernen – ein Blick hinter die Fassade des Bühnenzaubers, der den Besuch immer wieder lohnenswert macht. 




Anne Seltmann 23.05.2025, 16.03 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Projekt: Ich seh rot 231/2025



 231/2025







Rosen

sie wachsen
als hätten sie nie
etwas anderes getan

mit dem mut
den dornen machen
wenn man sich trotzdem
öffnet

ihre farbe
keine festlegung –
nur ein vorschlag
an das licht

sie duften
wie erinnerung
an etwas
das man noch erleben wird

ich beuge mich zu ihnen
nicht aus ehrfurcht
sondern weil
sie einlädt

nicht zu blühen
für mich
sondern mit mir

~*~

© Anne Seltmann









Anne Seltmann 20.05.2025, 14.23 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Leichte Berührung





[Bild m. Photoshop erstellt / Text © Anne Seltmann]





deine hand auf meiner
ist kein versprechen
sondern ein hauch von möglichkeit

wie ein vogel,
der kurz landet
um dann weiterzufliegen

ich atme dich ein
nicht, um dich festzuhalten
sondern um dich zu spüren
in jedem flügelschlag

du bist das leise lachen
in meinem morgen
das licht, das sanft
durch die vorhänge fällt

ich liebe dich
nicht als ziel
sondern als weg
der sich öffnet
mit jedem schritt

 ~*~

© Anne Seltmann

1997





Anne Seltmann 18.05.2025, 08.49 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Was, wenn sie bleibt




[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]





ich halte sie
nicht fest
nur so,
dass sie weiß: ich bin da

sie sieht durch
alles hindurch

mein atem still,
ihre bewegung ein zucken
gegen die welt

meine hand lernt
wie sich bleiben anfühlt
wenn man fliegen könnte

ich sage nichts

vielleicht
bleibt sie


 ~*~


© Anne Seltmann




Das Gedicht kann als Metapher gelesen werden für viele zwischenmenschliche Beziehungen oder für den Umgang mit etwas Kostbarem, das sich nicht einfangen lässt:
– ein Kind, das loslassen lernt
– ein geliebter Mensch, der gehen könnte
– ein kreativer Moment, der sich nicht erzwingen lässt
– Vertrauen, das nur wächst, wenn man nichts verlangt




Anne Seltmann 17.05.2025, 09.58 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Freitag ist Fischtag N° 08



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]




der goldfisch
träumt von flussläufen
aus porzellan

er kennt
nur den rand
als grenze
und spiegel


~*~

© Anne Seltmann








Anne Seltmann 16.05.2025, 05.46 | (3/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Maritimer Mittwoch N° 228







Am Ufer

der fluss sagt nichts
und erzählt doch alles
was vergeht

hütten
ducken sich ins grün
als wollten sie
übersehen werden

der steg
ein satz ohne punkt
offen ins wasser geschrieben

auf der bank
der abdruck
von jemandem
der vielleicht du warst

~*~


© Anne Seltmann














Anne Seltmann 14.05.2025, 07.24 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

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