Ausgewählter Beitrag

Marius Nature Thursday N° 37




Die Sprache des Holzes – über die Faszination, Bäume zu berühren

Es gibt Momente, in denen die Welt still wird. Kein Bildschirm, keine Stimme, kein Gedanke drängt sich dazwischen – nur die eigene Hand auf der rauen Rinde eines Baumes. Diese einfache Geste, das Berühren von Holz, trägt eine unerwartete Tiefe in sich. Sie ist fast archaisch, ein Gespräch mit etwas, das länger atmet als wir.

Wenn man durch den Wald geht, verändert sich die Wahrnehmung. Die Luft ist dichter, gesättigt mit Gerüchen von Erde, Harz und Moos. Doch erst, wenn man anhält und die Hand auf einen Baum legt, beginnt das eigentliche Erleben. Die Oberfläche ist nie gleich: glatt wie polierte Haut bei der Buche, tief gefurcht und leise widerständig bei der Eiche, kühl und nachgebend bei der Birke. Jede Struktur erzählt eine Geschichte von Wetter, Wachstum und Zeit.





In diesem Moment spürt man, dass Holz lebt – auch wenn es still steht. Unter der Rinde fließt noch das Echo vergangener Jahresringe, gespeicherte Sommer, überstandene Winter. Jeder Baum ist ein Archiv aus Licht und Geduld. Ihn zu berühren, heißt, eine Verbindung zu spüren, die jenseits der Worte liegt.

Vielleicht ist es das, was uns so tief berührt: Holz ist vertraut und doch unbegreiflich. Es war immer da. In Häusern, in Instrumenten, in den Dingen, die uns wärmen und tragen. Und wenn wir im Wald unsere Hand auf einen Stamm legen, kehrt etwas zurück – eine Erinnerung daran, dass wir selbst Teil dieser stillen Sprache sind.

Manchmal reicht ein einziger Kontakt, um das Tempo der Welt zu verlieren. Die Haut liest, was das Auge übersehen hat. Und irgendwo zwischen den Jahresringen und dem eigenen Puls erkennt man: Hier, mitten im Wald, berühren sich Zeit und Gegenwart.









Marius...





Anne Seltmann 09.10.2025, 06.26

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Kommentare zu diesem Beitrag

3. von Elke

Liebe Anne
das sind sehr schöne Strukturen. Vor den Rinden vieler Bäume, aber auch vor Jahresringen gefällter Bäume bleibe ich oft staunend stehen. Überhaupt Bäume - vor allem die alten - sind faszinierend.
Herzliche Grüße – Elke

vom 10.10.2025, 13.11
2. von Tiger

Es geht nichts über Waldluft .... tiefschnaufdank... die Tannine , ich liebe sie so sehr, sie einzuschnaufen , das tut sooo gut.

Sehr gut finde ich auch Deine Bilder.

Liebgruß
Tiger


vom 09.10.2025, 13.56
Antwort von Anne Seltmann:



Ich könnte stundenlang durch den Wald laufen und auch immer den Blick nach oben in die Baumkronen halten.
Oder einen Baum umarmen...die Rinde ertasten...fühlen, wie ein Baum "atmet" Hach...

1. von Ella

Guten Morgen Anne,
diese Waldmomente liebe ich auch, die Besonderheiten der Bäume, den typischen Waldgeruch...
Schöne Fotos, vor allem das erste mit der knorrigen Rinde gefällt mir total gut!

Viele Grüße, Ella

vom 09.10.2025, 09.58
Antwort von Anne Seltmann:


Hallo Ella! Ich stimme dir zu und sag` Danke für dein Lob an meinen Bildern!

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