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Wer Ohren hat zu hören, der höre Teil 15







Mein Weg zum CI

Ich erinnere mich noch genau an den Anfang. Ein einziger Moment – ein Hörsturz – und plötzlich war da nur noch Stille. Nicht gedämpft, nicht leise, sondern vollkommen. So absolut, dass ich das Gefühl hatte, ein Stück von mir sei einfach verschwunden.

Mein Arzt bestätigte schließlich das, was ich innerlich schon ahnte: Das Gehör auf diesem Ohr würde nicht zurückkommen. Als er zum ersten Mal ein Cochlea-Implantat erwähnte, war ich innerlich zerrissen. Hoffnung und Angst lagen dicht beieinander – Hoffnung darauf, wieder hören zu können, und Angst davor, was auf mich zukommt und ob es überhaupt funktioniert.

Gemeinsam entschieden wir, zunächst eine Reha speziell für Hörgeschädigte zu beantragen. Schon kurze Zeit später konnte ich nach Bad Nauheim fahren – in eine Klinik, die genau auf meine Situation zugeschnitten war. Dieser Aufenthalt dort hat mir schließlich die Entscheidung abgenommen und mir den Mut gegeben, den nächsten Schritt zu gehen.

Die Operation und vor allem die Aktivierung waren ein emotionaler Sturm. Als ich das CI zum ersten Mal eingeschaltet bekam, hörte ich alles – aber anders. Stimmen klangen wie Roboter, jedes Geräusch war fremd und grell. Ich dachte nur: Das soll die Lösung sein?

Doch mit jedem Tag lernte mein Gehirn dazu. Zuerst waren es nur kleine Fortschritte – ein neues Geräusch, das ich plötzlich erkannte, eine Stimme, die klarer wurde. Ich erinnere mich an den Moment, als ich wieder das Zwitschern eines Vogels hörte. Da standen mir Tränen in den Augen. Etwas, das ich verloren geglaubt hatte, war zurück – nicht genauso wie früher, aber lebendig, echt, ein Teil von mir.

Heute ist Hören mit CI manchmal noch anstrengend, es ist nicht dasselbe wie vorher. Aber es gibt mir so viel zurück: Gespräche, Sicherheit, Nähe zu den Menschen, die mir wichtig sind. Dieser Schritt war nicht leicht, aber er war richtig.

Wenn ich eins gelernt habe, dann das: Ein Hörsturz kann dir das Hören nehmen – aber ein CI kann dir das Leben zurückgeben.





Anne Seltmann 03.08.2025, 17.32

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von Kaeferchen

auch wenn es nice mehr wie früher sein wird, gibt es anscheinend viel Lebensqualität zurück. wie gut dass so was heutzutage möglich ist


einen guten Start in die neue Woche
wünscht :marini1: gabi

vom 04.08.2025, 09.39
1. von piri

Danke - ganz herzlichen Dank. Ich hatte auch mal einen Hörsturz, mir wurde sofort Kortison gespritzt und dann bekam ich Infusionen. Aber so ganz weg, war mein Gehör nie. Ich kenne den Spruch: Blind sein, trennt die Menschen vor den Dingen. Gehörlos sein, trennt die Menschen von den Menschen!


vom 03.08.2025, 18.04
Antwort von Anne Seltmann:


Ja, man hatte es zuvor auch mit Kortisonbehandlung versucht. Das wurde direkt ins Trommelfell gespritzt.
Die Voruntersuchungen waren der reinste Horror.


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