Ausgewählter Beitrag

Unter der Oberfläche des Wassers lebten zwei Fische, beinahe durchsichtig vor Reinheit. Sie bewegten sich, als wären sie nicht aus Schuppen und Fleisch, sondern aus Atemzügen und Erinnerung. Niemand wusste, wie alt sie waren oder woher sie kamen. Manche sagten, sie hätten einst im Meer der Wünsche geschwommen, andere behaupteten, sie seien Träume, die den Schlaf verlassen hatten.
Sie waren untrennbar. Nicht weil sie einander brauchten, sondern weil sie einander verstanden. Der eine war Mut, der andere Gelassenheit. Wenn einer aufstieg, folgte der andere, wenn einer versank, hielt ihn der andere an der Flosse und führte ihn zurück ins Licht.
Über ihnen glitten Luftblasen wie Gedanken, die nie ausgesprochen wurden. Und während die Welt an der Oberfläche lärmerfüllte Tage und unruhige Nächte zählte, schufen die beiden ihren eigenen Rhythmus, langsam und still.
Manchmal kamen Menschen an das Glas ihres Aquariums, fasziniert von dieser ungewöhnlichen Schönheit. Sie sahen zwei Fische. Sie sahen Harmonie. Doch keiner erkannte, dass es in Wahrheit ein Versprechen war, das sie da betrachteten:
Immer weiterzuschwimmen. Auch dann, wenn alles schwer wirkt, wenn die Welt verschwommen erscheint, wenn man den Grund nicht sieht.
Denn die Fische wussten etwas, das die Menschen oft vergessen: Wer nicht aufgibt, der treibt nicht. Hey bleibt in Bewegung!
Und so schwammen sie weiter – leicht, lautlos und unerschütterlich. Als Erinnerung daran, dass man auch im tiefsten Wasser niemals allein ist.
Anne Seltmann 28.11.2025, 06.10
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