Tag: Katzen
Vor ein paar Jahren fand eine Freundin von mir eine winzige, zitternde Katze in einem verlassenen Hinterhof. Es war früher Herbst, die Luft roch nach nassem Holz, und das Kätzchen war kaum größer als eine Handvoll Leben – grau, zerzaust und mit Augen, die noch ein wenig schielten. Sie hatte sich in einem alten Blumentopf zusammengerollt, als wäre das ihre ganze Welt.
Meine Freundin nannte sie "Minu". In den ersten Tagen war sie scheu, kaum ein Laut kam über ihre Lippen. Sie fraß nur, wenn niemand hinsah, und rannte weg, sobald eine Hand sich bewegte. Aber Katzen haben eine stille Art, Vertrauen zu prüfen. Nach einer Woche schlief Minu plötzlich auf dem Schoß ein – einfach so, mitten am Nachmittag, während draußen der Regen an die Fensterscheibe klopfte. Das war ihr Ja-Wort zum Leben.
Mit der Zeit zeigte sich, dass Minu eine eigenwillige Persönlichkeit war: Sie liebte es, auf die höchste Bücherstapel zu klettern und von dort aus das Zimmer wie eine kleine Königin zu beobachten. Sie hatte eine Schwäche für Musik – besonders für Cello, dessen tiefe Töne sie in sanftes Schnurren versetzten. Und sie hatte diesen unfehlbaren Instinkt, genau dann auf die Tastatur zu steigen, wenn jemand konzentriert arbeitete – als wollte sie sagen: "Mach Pause. Atme."
Heute ist Minu drei Jahre alt. Sie schläft immer noch gern auf dem Fensterbrett, mit der Sonne im Gesicht, und ihre Augen haben dieses selbstbewusste Funkeln, das nur Katzen besitzen, die wissen, dass sie gerettet – und geliebt – sind.
Anne Seltmann 08.10.2025, 05.08 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 01.10.2025, 00.00 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 24.09.2025, 06.54 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL
Katzen sind faszinierende Wesen, die seit Jahrtausenden eine besondere Rolle im Leben der Menschen spielen. Sie gelten als unabhängige, elegante und zugleich geheimnisvolle Tiere. Ihre Bewegungen sind geschmeidig, fast lautlos, was ihnen eine Aura von Anmut und Leichtigkeit verleiht.
Charakterlich sind Katzen oft eigenständig – sie suchen Nähe, wenn sie möchten, ziehen sich aber auch gerne zurück. Gerade diese Mischung aus Zuneigung und Freiheit macht sie für viele Menschen so besonders. Wenn eine Katze sich freiwillig auf deinen Schoß legt oder dir vertrauensvoll den Bauch zeigt, ist das ein großes Zeichen von Vertrauen.
Katzen sind auch äußerst feinfühlig. Sie spüren Stimmungen, reagieren auf die Energie ihrer Umgebung und wirken durch ihr Schnurren beruhigend. Dieses Schnurren ist nicht nur Ausdruck von Wohlbefinden, sondern hat nachweislich eine heilende Wirkung: Die Schwingungen können Stress lindern und sogar Knochenheilung fördern.
In vielen Kulturen sind Katzen mit Symbolen von Mystik und Spiritualität verbunden. Im alten Ägypten wurden sie verehrt, in Sagen und Märchen gelten sie oft als kluge Begleiter zwischen den Welten.
Und trotz all ihrer geheimnisvollen Seiten bleibt auch etwas ganz Bodenständiges: das lustige Spiel mit einer simplen Schnur, der neugierige Blick aus dem Fenster oder das wohlig eingerollte Schlafen im Sonnenlicht.
die katze tritt ein
nicht durch die tür
sondern durch den flüsternen schatten
der sich über die wände legt
ihre pfoten malen leise
auf dem staub des tages
ein alphabet aus fragen
das nur die stille versteht
sie sieht dich an
als wärst du ein stern
der noch nicht weiß,
ob er fällt
oder für immer bleibt
in ihrem schnurren
ruht die ganze welt
und nichts
was du denkst
verweht unbemerkt
die katze gleitet fort
und der raum atmet nach
voll von allem,
was nie gesagt wurde
Anne Seltmann 22.09.2025, 07.09 | (0/0) Kommentare | TB | PL
In meinem Ort lebte eine schwarz-weiße Katze namens Mimi. Sie hatte ihren festen Platz auf der Fensterbank an einem verwitterten Haus, direkt zur Straße hin. Jeden Nachmittag, wenn die Schulkinder heimkamen, saß sie dort wie ein Wächtertier. Sie bewegte sich kaum, nur der Schwanz schlug manchmal langsam hin und her, während sie die Straße musterte.
Die Kinder blieben oft stehen, winkten ihr zu oder machten kleine Faxen. Manchmal legte Mimi den Kopf schief, als würde sie zuhören. An Tagen, an denen sie nicht auf der Fensterbank saß, fiel es sofort auf – als fehle ein vertrautes Stück Alltag.
Über die Jahre wurde die Katze so etwas wie ein stiller Treffpunkt: Wer vorbeiging, schaute automatisch hinauf. Mimi wurde alt, aber ihr Platz auf der Fensterbank blieb bis zuletzt derselbe – als hätte sie dort ihr eigenes kleines Königreich.
Anne Seltmann 17.09.2025, 04.53 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Es war die Katze meiner Tante, sie hieß Minka. Schon als junges Kätzchen hatte sie die Angewohnheit, blitzschnell zu verschwinden, sobald jemand den Raum betrat. Zuerst dachte man, sie sei scheu. Doch bald stellte sich heraus: Sie spielte.
Minka schlüpfte gern in Schränke, hinter Gardinen oder unter das Sofa, nur um im nächsten Moment mit einem leisen "Miau!" hervorzuspringen. Manchmal lugte nur die Schwanzspitze hervor, manchmal blitzten ihre Augen zwischen den Sofakissen hervor. Besonders liebte sie es, wenn jemand sie suchte. Dann blieb sie mucksmäuschenstill, bis man fast aufgab – und genau in diesem Augenblick sprang sie heraus, stolz wie eine Siegerin.
Das Schönste aber war, wenn sie sich selbst "verriet". Ein kleines Kichern schien durch ihr Schnurren zu gehen, wenn man sie doch früher als gedacht entdeckte. Dann lief sie davon, als wolle sie gleich die nächste Runde beginnen.
So wurde aus Minka eine Meisterin im Versteckspiel – und jeder Besuch bei meiner Tante endete irgendwann in einer spielerischen Suchaktion nach der kleinen Samtpfote.
Anne Seltmann 10.09.2025, 06.23 | (4/2) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 03.09.2025, 00.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Die Katze hatte beschlossen, dass heute ihr großer Auftritt war. Mit einem eleganten Satz sprang sie auf den Fahrersitz des geparkten Autos. Ihre Pfoten legte sie souverän auf das Lenkrad, als hätte sie schon seit Jahren einen Führerschein. Doch das Beste war ihre Sonnenbrille – groß, rund, und ein bisschen zu breit für das kleine Gesicht. Sie rückte sie mit der Pfote zurecht, neigte den Kopf leicht nach hinten und sah durch die getönten Gläser nach draußen. "Miau, Leute", schien sie zu sagen, "wer braucht schon Fahrerlaubnis, wenn man Stil hat?"
Sie lehnte sich zurück, ließ den Schwanz über das Lenkrad hängen, die
Sonnenbrille perfekt auf der Nase, und betrachtete die Welt durch die Gläser
wie eine echte Diva. Die Hunde am Zaun konnten nur staunen, und irgendwo in der
Ferne begann die Sonne genau im richtigen Winkel zu glitzern. Coolness pur –
und sie wusste, dass sie jeden Moment genießen würde.
Anne Seltmann 27.08.2025, 00.00 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 06.08.2025, 06.58 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Es war eine kleine orange gestromte Katze, die jeden Tag denselben Platz wählte – das Fensterbrett im Wohnzimmer, direkt mit Blick auf die Straße. Schon lange bevor ihre Besitzerin von der Arbeit heimkam, saß sie dort, die Pfoten ordentlich unter dem Bauch gefaltet, den Schwanz wie eine Kommapause um sich geschlungen.
Die Nachbarn wussten längst Bescheid. Wer an dem Haus vorbeiging, sah das stille Ritual: die Katze reglos, nur die Ohren zuckten manchmal, wenn ein Auto kam oder Schritte näherkamen. Doch erst, wenn ein bestimmtes Lächeln hinter der Haustür auftauchte, veränderte sich etwas. Dann sprang sie wie ein kleines Feuerwerk vom Fensterbrett, lief zur Tür und begrüßte ihren Menschen mit einem freudigen Mauzen, das klang, als würde die ganze Wohnung atmen vor Glück.
30.07.2025, 06.37 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL