Tag: KI
In vielen Familien war der Samstag tatsächlich der festgelegte Badetag – nicht aus Wellness-Gründen, sondern aus praktischen. Badezimmer mit fließendem warmem Wasser waren bis in die 1950er- und 60er-Jahre in vielen Haushalten keine Selbstverständlichkeit. Stattdessen wurde ein großer Zinkbottich in die Küche gestellt, denn dort gab es den Herd – die einzige Möglichkeit, Wasser zu erhitzen.
Der Badeablauf war oft streng geregelt: Erst die Kinder, dann die Mutter, zum Schluss der Vater – alle nacheinander im selben Wasser. Ein bisschen Seife, ein Lappen, manchmal Badepulver – das musste reichen. Warmes Wasser wurde mit Kesseln vom Herd nachgefüllt.
Anne Seltmann 24.05.2025, 05.30 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Der Koi, der Musik liebte
In einem alten Zen-Garten in Kyoto, wo ein kleiner Teich von blühenden Kirschbäumen gesäumt ist, lebte ein prächtiger, gold-oranger Koi mit dem Namen Kin. Besucher kamen oft, um die Schönheit der Fische zu bewundern, doch Kin fiel besonders auf. Nicht wegen seiner Farbe, sondern wegen seines ungewöhnlichen Verhaltens.
Eines Tages bemerkte ein Gärtner, dass Kin jedes Mal auftauchte, sobald er seine Bambusflöte spielte. Anfangs hielt er es für Zufall, doch die Szene wiederholte sich: Sobald die ersten Töne erklangen, schwamm der Koi langsam aus dem Schatten unter der Brücke hervor, glitt an die Wasseroberfläche und bewegte sich in weiten Kreisen – fast wie ein Tanz.
Neugierig ließ sich ein Musikwissenschaftler darauf ein, das Verhalten näher zu beobachten. Tatsächlich reagierte Kin nur auf sanfte, langsame Melodien – schnelle oder schrille Töne ignorierte er vollständig. Über Wochen hinweg kamen immer wieder Besucher mit Instrumenten, doch nur auf die zarten Klänge der Flöte ließ sich der Fisch blicken.
Die Mönche des Gartens begannen bald zu sagen, Kin sei ein 2alter Mönch im Fischgewand", der zur Meditation gerufen werde, wenn die Musik ertöne. Manchmal saßen Besucher stundenlang am Teich, in der Hoffnung, den tanzenden Koi zu sehen.
Und Kin? Der schwamm weiter seine Kreise – ganz im Rhythmus des Windes und der Musik.
Die Anekdote über Kin, den musikliebenden Koi im japanischen Garten, basiert auf wiederholt beobachteten Verhaltensweisen von Koifischen, ist aber in der erzählten Form literarisch ausgeschmückt. Es gibt tatsächlich belegte Fälle, in denen Kois auf bestimmte Geräusche oder Musik reagieren – vor allem, wenn sie damit Fütterung assoziieren oder wenn sie über lange Zeit an einen Menschen gewöhnt wurden.
Ein Beispiel: In einigen japanischen Gärten wurden Kois darauf trainiert, bei einer bestimmten Melodie zur Oberfläche zu kommen, weil sie dann Futter bekamen. Auch in westlichen Gärten berichten Besitzer davon, dass ihre Kois "auf Musik reagieren" – ob aus Gewöhnung, Neugier oder vielleicht sogar aus echtem Gefallen an der Vibration im Wasser, lässt sich schwer genau sagen.
Anne Seltmann 23.05.2025, 05.28 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Anne Seltmann 22.05.2025, 09.09 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
deine hand auf meiner
ist kein versprechen
sondern ein hauch von möglichkeit
wie ein vogel,
der kurz landet
um dann weiterzufliegen
ich atme dich ein
nicht, um dich festzuhalten
sondern um dich zu spüren
in jedem flügelschlag
du bist das leise lachen
in meinem morgen
das licht, das sanft
durch die vorhänge fällt
ich liebe dich
nicht als ziel
sondern als weg
der sich öffnet
mit jedem schritt
~*~
© Anne Seltmann
1997
Anne Seltmann 18.05.2025, 08.49 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Juri war ein kleiner Junge.
Er lebte mit seiner Familie in einem Haus am Rande der Wiesen.
Dort wehte der Wind so weich, als würde er streicheln wollen.
Eines Tages, als Juri allein draußen spielte, sah er etwas
Weißes im Gras.
Ein Schaf!
Es stand ganz still und schaute ihn an.
"Hallo", sagte Juri leise.
Das Schaf blinzelte.
Es schien nicht schüchtern, nur ein bisschen neugierig.
Juri ging näher.
Langsam, Schritt für Schritt.
Das Schaf blieb einfach stehen.
"Darf ich mich setzen?" fragte Juri.
Natürlich antwortete das Schaf nicht – aber es beugte sich ein kleines
bisschen,
als würde es nicken.
Vorsichtig kletterte Juri auf seinen Rücken.
Das Schaf war warm und weich und roch nach Sommer.
Es fühlte sich an wie ein Kissen aus Wolle und Wind.
Sie blieben einfach so.
Ein Junge.
Ein Schaf.
Und eine Wiese, die atmete.
Ab diesem Tag waren sie Freunde.
Juri kam jeden Morgen.
Manchmal brachte er ein Stück Apfel mit.
Oder ein Lied.
Das Schaf sagte nie etwas.
Aber es wartete immer schon.
Juri lernte, dass man nicht reden muss, um sich zu
verstehen.
Manchmal reicht es, einfach da zu sein.
Ganz ruhig.
Ganz echt.
Wie ein Schaf.
Wie ein Freund
Anne Seltmann 17.05.2025, 16.05 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Anne Seltmann 17.05.2025, 00.00 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL
der goldfisch
träumt von flussläufen
aus porzellan
er kennt
nur den rand
als grenze
und spiegel
Anne Seltmann 16.05.2025, 05.46 | (3/2) Kommentare (RSS) | TB | PL
Welchen Job würdest du umsonst machen?
Diese Frage klingt wie ein Spiel. Fast zu leicht, um wahr zu sein. Und doch steckt so viel Wahrheit darin: Was würdest du tun, ohne Geld dafür zu bekommen? Einfach, weil dein Herz ruft?
Ich wüsste es sofort. Ich würde mit Kindern arbeiten. Ich habe es schließlich während meines Berufslebens (Erzieherin von Beruf) schon getan. Am liebsten mit Flüchtlingskindern:
Weil ich weiß, dass ihre Welt oft aus Bruchstücken besteht.
Weil sie zu früh verstehen mussten, was Verlust ist.
Weil ihre Augen schon viel gesehen haben – und trotzdem leuchten können.
Ich würde mit ihnen malen, spielen, Geschichten erfinden. Ich würde ihnen zuhören, auch zwischen den Worten. Ich würde mit ihnen lachen – und still werden, wenn sie es brauchen.
Ich glaube, Kinder brauchen keinen perfekten Ort. Sie brauchen offene Hände. Ein Lächeln, das nicht fragt, woher sie kommen. Eine Stimme, die sie beim Namen nennt, ohne Akzent.
Und manchmal reicht es schon, einfach da zu sein.
Nicht als Heldin. Nicht als Retterin. Sondern als jemand, die sieht.
Denn jedes Kind trägt eine Geschichte in sich – und manchmal beginnt Heilung dort, wo jemand zuhört.
Anne Seltmann 13.05.2025, 09.03 | (4/4) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 12.05.2025, 06.19 | (4/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 10.05.2025, 06.41 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL