Krefelds Einwohner haben immer weniger zu verlieren. Der Grund: Sie haben in den vergangenen Wochen und Monaten bereits ganz viel verloren. Zum Beispiel Schlüssel mit und ohne Etui, Armbanduhren, einzelne Schuhe, Schmuck, Geldbörsen, Mobiltelefone, Brillen – selbst voll funktionsfähige Fahrräder sind nicht vor dem Vergessenwerden gefeit. Und es wird immer schlimmer. Wurden im Jahr 2005 „nur“ 2026 Gegenstände beim städtischen Fundamt abgegeben, waren es im vergangenen Jahr bereits 2128 Dinge. Das entspricht einem Plus von fünf Prozent. Jeden Tag werden rein rechnerisch fast sechs Gegenstände in Krefeld verloren. Das ist bedenklich. Nur eines ist noch bedenklicher: Krefelder vergessen nicht nur viel. Sie vergessen auch, dass sie es vergessen haben. Nur 547 Verlustmeldungen erreichten im vergangenen Jahr die Mitarbeiter des Fundbüros. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 waren es noch 611 Verlustmeldungen, die im Fundbüro eingingen. Bei so vielen Verlierern muss es doch einen Gewinner geben. Die gute Nachricht: Den gibt’s tatsächlich. Der Gewinner sind wir alle. Denn alles, was nicht an den Besitzer gebracht werden kann, wird versteigert. Und die Einnahmen kommen der Stadt und damit auch ihren Einwohnern zugute. So wurden im vergangenen Jahr 306 Fundstücke versteigert – hauptsächlich Damen-, Herren- und Kinderfahrräder. Längst greift die Stadt Krefeld dabei auch aufs Internet zurück und stellt die nicht abgeholten Fundstücke in Internet-Auktionen ein. Aber auch herkömmliche Auktionen werden regelmäßig abgehalten. Trotz der Vergesslichkeit der Krefelder gelang es im vergangenen Jahr dennoch, einige Fundstücke ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben. Immerhin 391 Dinge wurden 2006 an ihre Verlierer ausgehändigt.322 Mal erhielt der ehrliche Finderdas Fundstück, nachdem der Eigentümer nicht ermittelt werdenkonnte. In 746 Fällen hingegen blieb den Mitarbeitern des Fundamts nur noch die Aussonderung übrig, weil die Fundsachen – außer für ihren Verlierer – keinen Wert besaßen. Einen einzelnen Handschuh will keiner kaufen; das kann man – nun ja: vergessen.
Text © Martin Röse
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Meine Anmerkung: So lange keine Kinder vergessen werden, gehts ja noch. Gehört habe ich allerdings, dass Mann seine Frau vergaß. Aber das geschah an anderer Stelle
Tja, Anne,
darauf trinken wir einen, "Krefelder" natürlich ;-)
Prost!
Thomas
Ps.: Hätt´sch jäzz fast vergessen: Schönes Neuessssss
vom 03.01.2007, 20.19