Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Angela

Maritimer Mittwoch N° 240






ich träume mich an den strand,
nicht in postkartenfarben,
sondern in diese leise fläche,
die von weite spricht,
ohne ein wort zu kennen.

 

das meer nimmt meine gedanken auf,
wie ein archiv der dinge,
die nie gesagt wurden.
es lässt sie treiben,
knapp unter der oberfläche,
wo sie nicht entscheiden müssen
zwischen sinken und schweben.

 

ich träume mich an den strand,
wo jede welle ein versuch ist,
neu zu beginnen,
wo das salz sich mischt
mit dem, was ich festhalte
und dem, was ich endlich loslasse.

 

vielleicht bin ich nicht angekommen.
vielleicht reicht es,
in der bewegung zu bleiben,
dorthin zu träumen,
wo das meer spricht:
wirf dich hinein.
ich trag dich eine weile.


~*~


© Anne Seltmann



 




Anne Seltmann 26.11.2025, 08.38 | (7/5) Kommentare (RSS) | TB | PL

Maritimer Mittwoch N° 239




Wenn man nach Eckernförde (unweit von mir entfernt) kommt, fühlt es sich ein bisschen an, als würde die Zeit einen Gang zurückschalten. Diese kleine Stadt an der Ostsee hat etwas Unaufgeregtes, Echtes – nichts wirkt gestellt, nichts glänzt zu sehr. Vielleicht liegt es an dem sanften Rauschen der Förde, vielleicht an den Möwen, die sich lautstark über den Booten am Hafen streiten, während man mit einem Kaffee in der Hand einfach dasteht und zusieht.

Ich mag besonders die Altstadt. Sie ist überschaubar, aber voller Leben. Zwischen den alten Backsteinfassaden duftet es nach frischem Gebäck, Fischbrötchen und ein bisschen nach Salzluft. Manchmal spielt jemand Straßenmusik, manchmal ist es einfach nur still – aber nie leer. Die kleinen Läden und Cafés wirken so, als gehörten sie schon immer hierher. Und vielleicht tun sie das auch.



Am Hafen spürt man Eckernförde am deutlichsten. Fischerboote, Segler, Möwen und Touristen mischen sich zu einem angenehmen Durcheinander. Es gibt Menschen, die schwören, nirgends schmeckt der Fisch so frisch wie hier direkt vom Kutter – und sie haben recht. Ich stand da, mit fettigen Fingern und einem Lächeln, während die Sonne langsam über dem Wasser hing.

Nur wenige Schritte weiter liegt der Strand. Fein, weit, friedlich. Kein überfülltes Postkartenmotiv, sondern einfach ein Stück Ostsee zum Durchatmen. Man kann Muscheln sammeln, in die Ferne schauen oder einfach den Wind im Gesicht spüren – und wenn man Glück hat, zieht ein Segelboot vorbei, so ruhig, als hätte es ewig Zeit.



Eckernförde ist keine Stadt, die laut um Aufmerksamkeit bittet. Sie flüstert – in den Wellen, im Knarren der Holzstege, in den schmalen Gassen. Und genau das macht sie so schön.

Vielleicht ist das ihr Geheimnis: Eckernförde will nichts sein, es **ist** einfach. Und das reicht völlig.











Anne Seltmann 12.11.2025, 10.22 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Maritimer Mittwoch N° 238








meerweite

ich stehe
wo das wasser beginnt
und alles andere aufhört

die weite ist kein ort
sie ist ein denken in blau
ein vergessen der richtung

möwen kreisen
als wüssten sie
dass auch kreise
endlich sind

das meer trägt
und nimmt
im selben moment

ich bleibe
im wind
unentschieden
zwischen schritt
und schweben


~*~

© Anne Seltmann





Angelas...



Anne Seltmann 08.10.2025, 08.46 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Maritimer Mittwoch N° 237









das wasser hält den himmel
wie eine zweite haut,
spiegel und widerspruch zugleich.

ein segel, weiß,
durchschneidet das leuchten,
hält das gleichgewicht
zwischen stille und weggehen.

kein ufer ruft,
kein horizont verspricht,
nur dieser atem aus licht,
der alles trägt,
und die hand, unsichtbar,
die dich weiterführt.


~*~


© Anne Seltmann





Anne Seltmann 17.09.2025, 10.16 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Maritimer Mittwoch N° 236





Bloß ein oller Kahn!









Anne Seltmann 03.09.2025, 15.40 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Maritimer Mittwoch N° 235






Segel

Sie atmen Wind,
flüstern leise Geschichten,
tragen Sehnsucht auf leichten Schultern,
tanzen zwischen Himmel und Wasser.

Ein Riss im Blau,
gewebt aus Hoffnung und Freiheit,
jede Falte ein Versprechen,
jeder Zug ein Lied der Ferne.

Segel sind Worte,
die das Meer versteht,
und der Himmel beantwortet
mit einem stillen Kuss.


~*~

© Anne Seltmann







Anne Seltmann 13.08.2025, 06.17 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Maritimer Mittwoch N° 234




[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]




Es war ein See, wie ihn nur Träume kennen: weich wie Seide, so still, dass jeder Laut verschluckt wurde, bevor er geboren war. Darauf schwamm ein kleines Boot, gefaltet aus Papier, zart und doch unerschütterlich. Darin saß ein Junge, barfuß, das Gesicht zum Himmel gewandt, als würde er auf ein Geheimnis warten, das nur für ihn bestimmt war.

Und dann kamen sie. Kraniche, Hunderte von ihnen, gefaltet aus den feinsten Geschichten der Welt. Sie flatterten herab wie lebendige Gedanken, trugen ein Flüstern in den Flügeln, das klang wie Hoffnung, wie ein Versprechen, das man nicht greifen konnte, aber spürte. Einer landete fast auf seiner Schulter, zögerte, und flog dann weiter, als hätte er nur prüfen wollen, ob der Junge wirklich da war.

Das Boot glitt weiter, ohne Ruder, ohne Kurs, getragen von etwas, das größer war als Wasser und Wind.

Der Junge blickte den Kranichen nach, wie sie weiterzogen, höher und höher, bis sie nur noch Punkte im Himmel waren. Er lächelte leise, als hätte er etwas verstanden, was man nicht in Worte fassen kann.



© Anne Seltmann









Anne Seltmann 06.08.2025, 11.11 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Maritimer Mittwoch N° 233







Manche Boote haben Geschichten in ihren Planken, die kein neues Schiff je tragen könnte. Wenn ich an den Kais entlangspaziere und ein altes Fischerboot entdecke, halb von Salz und Wind zerfressen, zieht es mich magisch an. Da sind diese Risse im Holz, die Spuren von unzähligen Tagen auf dem Wasser, die blinden Fenster der Kajüte, die einst dem Horizont entgegengeblickt haben. Manchmal duftet das Holz noch nach Meer, manchmal nach vergangener Arbeit und altem Diesel.

Ich weiß, sie werden zerfallen, vielleicht schon morgen, vielleicht im nächsten Sturm. Und trotzdem liebe ich sie. Vielleicht gerade deswegen. Sie sind wie stille Zeugen einer Zeit, in der die Menschen mit einfacheren Mitteln fuhren, als das Meer noch nicht von GPS-Linien durchzogen war, sondern von Hoffnung, Erfahrung und Mut.

Ein marodes Boot ist für mich kein Schandfleck. Es ist ein Gedicht, das das Meer geschrieben und die Zeit langsam verwischt hat – aber nicht so sehr, dass man es nicht mehr lesen könnte.












Anne Seltmann 30.07.2025, 07.13 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Maritimer Mittwoch N° 232






Die lästige Leichtigkeit des Kreischens

Sie sehen aus wie kleine Himmelssegler mit schneeweißen Flügeln und dem Blick eines Unschuldslamms – doch wer wie ich an der Küste lebt, weiß es besser: Möwen sind keine romantischen Küstenbewohner, sondern gefiederte Ganoven. Sie schreien, wenn alle anderen schlafen. Sie lauern, wenn du nichts ahnst. Und sie stehlen – mit der Chuzpe eines Straßenräubers.

Kaum setzt man sich mit seinem Brötchen ans Wasser, taucht plötzlich dieser weiße Schatten auf. Ein kurzer Flügelschlag, ein schriller Schrei – zack, ist das Frühstück weg. Und als wäre das nicht genug, hinterlassen sie auch noch ihre "Meinung" auf frisch geputzten Autos oder akkurat gefegten Balkonen.

Natürlich, sie gehören zum Norden wie der Wind und das Salz in der Luft. Aber manchmal, ganz ehrlich, wünscht man sich einen persönlichen Möwenabwehrschirm – oder zumindest ein Schild, auf dem steht: "Finger weg, Möwe!"

Und dennoch – wenn sie dann abends über dem Meer kreisen, im Gegenlicht der untergehenden Sonne, könnte man fast vergessen, dass sie morgens dein Croissant gestohlen haben.

Fast.








Anne Seltmann 23.07.2025, 06.31 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Maritimer Mittwoch N° 231







Die Fischkutter von Rügen sind kleine, oft farbenfrohe Boote, die direkt vom Strand aus ins Meer gezogen werden. Die traditionelle Küstenfischerei wird hier noch im kleinen Maßstab betrieben – meist von Einheimischen, die mit Stellnetzen Dorsch, Hering oder Flunder fangen.

Diese Form der Fischerei ist nachhaltig und eng mit der Region verwurzelt. Die Kutter gehören zum typischen Bild und symbolisieren ein Stück bewahrte Handwerkskunst, bei der Natur und Mensch im Einklang arbeiten.

Frisch gefangener Fisch wird oft direkt vor Ort verkauft – fangfrisch, bodenständig und ohne Umwege.









Anne Seltmann 09.07.2025, 06.19 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

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