Tag:
Ich erinnere mich noch lebhaft an unsere Tage in Paris. Das Wetter? Eine Ode an den Dauerregen. Wir haben Museen durchkämmt wie Schatzsucher, doch der Wunsch, durch die Straßen zu schlendern, blieb – nun ja – ziemlich nass. Paris zeigte sich charmant wie immer, nur eben mit Regenschirm-Attitüde. Flanieren? Eher ein Pfützen-Slalom mit Kunstpause.
Anne Seltmann 20.07.2025, 08.04 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Gesichtet in den Völklinger Hütten.
Zwischen rostigem Stahl und ehrwürdiger Industriearchitektur erhebt sich ein Ort, an dem Vergangenheit noch atmet: die Völklinger Hütte. Einst ein lärmender Gigant der Stahlproduktion, ist sie heute still – aber nicht leise. Sie erzählt. Von Schweiß, von Fortschritt, von den Menschen, die hier gearbeitet, geschuftet und gelebt haben.
Seit 1994 gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe – als weltweit erstes Industriedenkmal dieser Art. Die Hütte ist ein Monument aus Eisen und Zeit, ein Museum, ein Ort für Ausstellungen, Kunst und Begegnung. Zwischen Hochöfen, Gießhallen und Maschinen lebt hier der Geist der Industrialisierung weiter – ungeschönt, beeindruckend und voller Energie.
Die Völklinger Hütte ist kein verstaubtes Relikt – sie ist ein Ort, der Wandel sichtbar macht. Ein Ort, der zeigt, wie laut Geschichte sein kann, wenn man ihr Raum gibt.
Anne Seltmann 20.07.2025, 06.02 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Wenn Häuser träumen dürfen – zu Besuch im Reich des Friedens
Manche Häuser stehen still und schweigen. Andere erzählen Geschichten. Und dann gibt es jene, die singen, tanzen und sich weigern, in Reih und Glied zu leben – die Häuser im Stil von *Friedensreich Hundertwasser.
Wer durch ihre geschwungenen Gänge geht, durch Türbögen, die wirken wie von Kinderhand gemalt, der versteht schnell: Hier wurde nicht nur gebaut, hier wurde gefühlt. Kein Fenster ist wie das andere. Keine Wand bleibt glatt. Es ist, als hätte die Architektur beschlossen, sich vom Lineal zu verabschieden und stattdessen dem Herzen zu folgen.
Hundertwasser glaubte an die "Fensterrechte" des Menschen – an die Freiheit, die eigene Umwelt mitzugestalten. Deshalb neigen sich Fenster hier schief aus der Fassade, tanzen in leuchtenden Farben und tragen manchmal sogar Pflanzen wie Hüte. Die Häuser atmen. Sie sind Teil der Natur, nicht ihr Feind. Bäume wachsen aus Dächern. Goldene Kuppeln blitzen wie Sonnen auf den Köpfen der Gebäude. Und drinnen? Da spürt man: Die Seele der Räume ist rund.
Der Boden wölbt sich sanft. Kein Schritt gleicht dem anderen. Man läuft nicht, man wandert. Und dabei entdeckt man, was in gewöhnlichen Häusern oft verloren geht – die Freude am Wohnen, am Sein, am Schauen.
Hundertwasser nannte seine Architektur "verträumte Unordnung". Ein Protest gegen die graue Kälte moderner Städte. Ein Plädoyer für Fantasie, Individualität und das Zusammenspiel mit der Natur.
In einer Welt, die oft zu gerade denkt, schenken uns diese Häuser eine Erinnerung: Dass Schönheit nicht symmetrisch sein muss. Dass Leben nicht immer geplant, aber immer empfunden werden darf. Und dass ein Haus mehr ist als ein Dach über dem Kopf – es ist ein Ausdruck dessen, wie wir die Welt sehen wollen.
Fazit:
Ein Spaziergang durch Hundertwassers bunte Welt ist wie das Blättern in einem Märchenbuch aus Stein, Glas und Baumrinde. Wer sich darauf einlässt, kommt verändert zurück – ein bisschen leichter, ein bisschen bunter im Herzen.
[* Namensnennung...unbeauftragt und unbezahlt!]
Anne Seltmann 18.07.2025, 11.06 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Liste deine fünf Lieblingsfrüchte auf.
– weil: Hallo? Kleine süße Glücklichmacher!!!
Aber gut, ich gebe zu, auch andere Früchtchen dürfen ab und zu mitspielen. Also, hier die ernstgemeinte (aber schwer erkämpfte) Top 5:
1. Erdbeeren (natürlich!)
2. Ananas (für den tropischen Zungenurlaub)
3. Nektarinen (Saftige Sommerliebe)
4. Mango (die Diva unter den Früchten)
5. Aprikosen (klein, frech, sonnig)
Erdbeeren bleiben trotzdem Königin. Punkt.
Wer braucht schon Abwechslung, wenn es Liebe auf den ersten Biss gibt?
Anne Seltmann 18.07.2025, 10.24 | (0/0) Kommentare | TB | PL
nichts ist gelb
es ist nur eine art
zu leuchten
der stiel grün
von schwerkraft
als wüchse er immerzu
zu jemandem hin
eine mitte,
so groß
dass sich bienen verlieren
wie erinnerungen
im wendekreis
du nennst es
blühen
ich nenne es
sich zeigen
bis zur erschöpfung
manchmal
steht eine allein
am wegrand
und ist doch
eine ganze
sonne
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 18.07.2025, 06.01 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Anne Seltmann 18.07.2025, 05.22 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Die Ente vom See – Teil 2: Das große Seerosenrennen
Am nächsten Morgen flatterte die Ente aufgeregt ans Ufer.
"Na endlich!" quakte sie und tippelte eilig hin und her.
"Heute ist der große Tag! Das Seerosenrennen! Nur einmal im Jahr, nur für echte Wassersportprofis und gelegentliche Frühstücksbekanntschaften."
Ich hatte gerade meinen Kaffee in der Hand und noch nicht mal guten Morgen gesagt, da schob sie mir schon ein Blatt Seetang zu.
"Regeln", sagte sie.
"Lies sie schnell, der Start ist gleich".
Ich las:
"Und du machst mit?", fragte ich.
"Natürlich! Ich bin dreifache Titelverteidigerin in der Kategorie witzigster Watschelsprung. Außerdem hab ich heute meine Glücksfeder dabei."
Schon schwammen Seerosenboote heran – kleine grüne Plattformen mit flatternden Wimpeln, von Libellen gezogen. Die anderen Enten machten sich bereit, trugen Stirnbänder und blickten entschlossen. Eine trug sogar Schwimmflügel.
Der Startpfiff kam aus einem Schnabelhorn.
Die Seerosen schwankten, die Enten watschelten, glitten, rutschten, quakten, sprangen – ein Chaos aus Flügeln, Wasserperlen und Lachen.
Meine Ente – pardon, die Ente – watschelte erst bedächtig, machte dann einen Salto mit Schwung und landete elegant auf einer Riesenblume.
Das Publikum, eine Horde Frösche in gestreiften Badeanzügen, johlte.
Am Ende saßen wir beide auf der dicken Seerose in der Mitte, pitschnass, mit einer Medaille aus Algen.
"Warst du auch schon mal so mutig?", fragte sie.
Ich schüttelte den Kopf.
"Dann wird's Zeit", grinste sie.
Und schubste mich in den See.
Anne Seltmann 17.07.2025, 06.01 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Katzen und Ordnung / Unordnung
Kätzin Ella hatte ein seltsames Hobby: Sie sortierte Dinge. Haarspangen in die
rechte Ecke des Teppichs, Spielzeugmäuse auf das Sofa, Wollreste in die
Badewanne. Jeden Tag aufs Neue. Wurde ein Gegenstand versetzt, holte sie ihn
zurück. Sogar die Fernbedienung hatte ihren festen Platz. Als einmal Besuch kam
und den Teppich durcheinanderbrachte, fauchte Ella – und räumte alles neu ein.
Anne Seltmann 16.07.2025, 09.20 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Letzten Sonntag war ich mit meiner Enkelin auf dem Ponyfest
in Kiel-Schilksee, das vom TSV Schilksee organisiert wurde. Dort fiel mir etwas
auf: Einige Pferde trugen bunte Bänder am Kopf, die vor ihren Augen hin und her
baumelten. Zunächst dachte ich, das sei bloß Schmuck – aber tatsächlich haben
diese Fransen einen sehr praktischen Zweck. Sie bewegen sich beim Gehen sanft
über die Augenpartie und vertreiben Fliegen, Bremsen und andere Plagegeister,
die sich dort gern niederlassen. Ein cleverer Insektenschutz für eine besonders
empfindliche Stelle, die das Pferd selbst nur schwer erreicht. Mich persönlich würden solche Dinger ja wahnsinnig machen.
Wie gut, dass ich kein Pferd bin.
Anne Seltmann 15.07.2025, 16.31 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL