Thema: AutorenPerlen
Der Kuckuck sprach mit einem Star,
der aus der Stadt entflohen war.
„Was spricht man“, fing er an zu schrein,
„was spricht man in der Stadt von unsern Melodein?
Was spricht man von der Nachtigall?“
„Die ganze Stadt lobt ihre Lieder.“ –
„Und von der Lerche?“ rief er wieder.
„Die halbe Stadt lobt ihrer Stimme Schall.“
„Und von der Amsel?“ fuhr er fort.
„Auch diese lobt man hier und dort.“ –
„Ich muß Dich doch noch etwas fragen“:
„Was“, rief er, „spricht man denn von mir,“
„Das“, sprach der Star, „das weiß ich nicht zu sagen;
denn keine Seele red’t von Dir.“ –
„So will ich“, fuhr er fort, „mich an dem Undank rächen
und ewig von mir selber sprechen.“
Christian Fürchtegott Gellert
Anne Seltmann 11.06.2007, 06.07 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Anne Seltmann 07.06.2007, 20.18 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 25.05.2007, 17.36 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Anne Seltmann 05.05.2007, 19.41 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Anne Seltmann 26.03.2007, 06.20 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 25.03.2007, 09.56 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 22.03.2007, 10.58 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Die Meiers warn letzts Jahr in Grado;
a Ehepaar aus Mainz war aa do.
Dort ham s'mitnander manche Nacht
vui Rotwein drunga,gratscht und glacht
Grad zünfti wars,drum moant der Meier;
"ob's jetz nexts Jahr is oder heier-
kummts ihr nach München,schaugts vorbei,
mir wohna Westendstrass,auf drei."
Die Tag' jetzt grad,da war's so weit
und in der Westendstrass hat's gleit.
Da Meier is an d'Tür higrennt,
macht auf und schreit glei,wiara's kennt:
"Da seids ja endlich,ihr Schlawiner-
oisdann,heit Abnd im Augustiner!"
Moral:
Der Münchner liebt Geselligkeit
zwar ausser Haus zu jeder Zeit,
jedoch dahoam-da is er stur-
dahoam,da hat er gern sei Ruah.
Franz Resl
Mundartdichter
1883-1954
Anne Seltmann 13.03.2007, 12.10 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Jeder wünscht sich jeden Morgen
irgend etwas - je nachdem
Jeder hat seit jeher Sorgen,
jeder jeweils ein Problem.
Jeder jagt nicht jede Beute.
Jeder tut nicht jede Pflicht.
Jemand freut sich hier und heute.
Jemand anders freut sich nicht.
Jemand lebt von seiner Feder.
Jemand anders lebt als Dieb.
Jedenfalls hat aber jeder,
jeweils irgend jemand lieb.
Jeder Garten ist nicht Eden.
Jedes Glas ist nicht voll Wein.
Jeder aber kann für jeden
jederzeit ein Engel sein.
Ja, je lieber und je länger
jeder jedem jederzeit
jedes Glück wünscht, umso enger
leben wir in Ewigkeit.
James Krüss
Anne Seltmann 12.03.2007, 22.09 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Anne Seltmann 08.03.2007, 13.21 | (0/0) Kommentare | TB | PL