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In Sehnsucht eingehüllt

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Biographie:

Selma Meerbaum-Eisinger wurde am 15. August 1924 in Czernowitz geboren, war also bei Kriegsausbruch eben 15 Jahre alt. Mit war sie mütterlicherseits verwandt. Ihre ersten Gedichte entstanden 1939, kurz vor Kriegsbeginn. Es sind Naturgedichte und Liebesgedichte, gerichtet an ihren ein Jahr älteren Freund Lejser Fichman. Er bereitete sich auf seine Auswanderung nach Palästina vor. Antisemitische Vorfälle gab es bereits vor der erzwungenen Abtretung der Bukowina an die Sowjetunion am
26. Juni 1940. Auch von ihren Truppen wurden Juden verschleppt, allein am 13. Juni 1941 viertausend Männer, Frauen und Kinder. Mit dem erneuten Einzug rumänischer Truppen am 5. Juli 1941 erhielten die deutschen Verbündeten Rumäniens freie Hand bei der Judenverfolgung. Das Leben unter der Bedrohung ist auch in Meerbaum- Eisingers Gedichten spürbar. Einflüsse ihrer Lieblingsautoren Heinrich Heine, Rainer Maria Paul Verlaine, auch von chinesischer Dichtung) sind nicht zu verkennen, eigene Töne und Bilder werden aber immer stärker, je gewaltsamer die Wirklichkeit in ihr Leben greift.
Mit der Einrichtung des Ghettos im Judenviertel (60.000 Menschen zusammengepfercht) hauste die Familie unter einem notdürftig mit Decken verhängten Arkadengang. Lejser Fichman wurde zur Zwangsarbeit abkommandiert. Selma Meerbaum-Eisinger sah ihn nie wieder. Sie, so erfuhr eine Freundin, floh aus dem Ghetto, wurde aber in der Stadt als Jüdin erkannt und verfolgt. Sie brach sich ein Bein, konnte aber das in diesem Fall schützende Ghetto wieder erreichen. Nach der Aufhebung des Ghettos wurde die Familie im Juni in ein Lager westlich des Bug deportiert, wo sie drei Monate unter freiem Himmel in einem Steinbruch kampierte. Selma Meerbaum-Eisinger starb am 16. Dezember 1942 an Flecktyphus im SS-Arbeitslager Michailowska.Diese Biographie folgt der Einleitung von Jürgen Serke zu dem Gedichtband Selma Meerbaum-Eisinger:
Ich bin in Sehnsucht eingehüllt...

Anne Seltmann 01.01.2008, 23.47

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von

Guten Morgen liebe Anne,
bei der Mari hab ich das erste Mal über Selma Meerbaum - Eisinger gehört und es wird uns in D- Land wohl immer anhängen,was dieser großen Kultur in Europa angetan wurde. Die Gedichte sind sehr anrührend, da schwingt schon die ständig präsente Todesangst mit und die Träume, die ein so junges Mädchen trotz alldem immer noch hat und die Aussichtslosigkeit ihrer Lage.
Wenn ich drüber nachdenke, daß neue Nazis hier Netzwerke aufbauen und ihren braunen Ungeist langsam in immer breitere Teile der Bevölkerung tragen - mir wirds elend. Das hat wohl auch keinen Zweck, solchen Leuten in Yad Vashem zu zeigen, was unter der Hakenkreuzfahne so gelaufen ist. Das ist ja genau das, was die wieder machen würden, wenn sie könnten.
Dir nun ganz liebe Grüße aus der schönsten Hansestadt am Ryck von Wolfgang(der heute morgen seinen Christbaum abgetakelt hat und jetzt zum Dienst geht)

vom 02.01.2008, 09.26