Ausgewählter Beitrag
Das Häslein
Unterm Schirme, tief im Tann,
hab ich heut gelegen,
durch die schweren Zweige rann
reicher Sommerregen.
Plötzlich rauscht das nasse
Gras -
stille! Nicht gemuckt! -:
Mir zur Seite duckt
sich ein junger Has -
Dummes Häschen,
bist du blind?
Hat dein Näschen
keinen Wind?
Doch das Häschen, unbewegt,
nutzt, was ihm beschieden,
Ohren, weit zurückgelegt,
Miene, schlau zufrieden.
Ohne Atem lieg ich fast,
lass die Mücken sitzen;
still besieht mein kleiner Gast
meine Stiefelspitzen...
Um uns beide - tropf - tropf - tropf -
traut eintönig Rauschen...
Auf dem Schirmdach - klopf - klopf - klopf...
Und wir lauschen... lauschen...
Wunderwürzig kommt ein Duft
durch den Wald geflogen;
Häschen schnuppert in die Luft,
fühlt sich fortgezogen;
Schiebt gemächlich seitwärts, macht
Männchen aller Ecken...
Herzlich hab ich aufgelacht -:
Ei, der wilde Schrecken!
Ein Gedicht von Christan Morgenstern
Anne Seltmann 13.04.2006, 06.33
Da macht Ostern ja richtig Spaß - mit so einem tollen Gedicht und schönen Bild dazu.
Ich hoffe, Du verlebst wundervolle Ostertage!
Liebe Grüße von Karin :rose: :sunny:
vom 16.04.2006, 17.25