Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Der

Drabble 2025 N° 30




[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]






Wortvorgaben für das 100 Wörter-Drabble: 

Vergebliche + Wiederkehr + schlürfen


Kommissar Vogt zog den Mantel enger um sich. Der Regen hatte aufgehört, aber die Straße glänzte noch. Im Diner roch es nach altem Fett und abgestandenem Kaffee. Er setzte sich. Neben ihm schlürfte jemand laut, ohne jede Scham. Vogt sah hinüber – das Gesicht kam ihm bekannt vor. Früher hatten sie ihn schon einmal verhört, wegen eines Einbruchs. Und jetzt war er wieder hier, dieselbe Uhrzeit, derselbe Blick – eine Wiederkehr, an die Vogt nicht mehr geglaubt hatte. Dieses Mal würde es nicht vergeblich sein. Der Mann grinste. "Sie erinnern sich?" Vogt nickte. Draußen fuhr ein Streifenwagen vorbei. Der Kaffee war längst kalt.




[Grafik ©Puzzleblume]




Anne Seltmann 10.10.2025, 15.31 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Gräfin Aurelia von Sturmfeder




[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]



Gräfin Aurelia von Sturmfeder stand in ihrem rubinroten Regenmantel und mit sorgfältig geschnürten Gummistiefeln vor dem Leuchtturm, als hätte sie dort ein wichtiges Rendezvous. Der Wind zupfte an ihrem Strohhut, die Tropfen tanzten über das Deck der hölzernen Mole, und das Meer schickte seine schäumenden Grüße bis an ihre Füße.

"Endlich Urlaub", murmelte sie und zog die Jacke enger. Für andere Adelige bedeutete Urlaub glänzende Bälle, festliche Tafeln und zu viel Konversation. Für Aurelia aber war es das Meer, der Regen und das Rauschen der Wellen, das ihr Herz leicht machte.

Sie hatte beschlossen, ihre Ferien dort zu verbringen, wo der Wind Geschichten erzählte. Jeden Morgen spazierte sie zum Leuchtturm, als sei er ein alter Freund, und lauschte seinem Knarzen im Sturm. Die Fischer grüßten sie schmunzelnd und nannten sie "die vornehme Dame mit den großen Augen". Doch Aurelia kümmerte sich nicht um Etiketten – sie fühlte sich frei, wenn das Salz in der Luft hing und die Tropfen wie Diamanten auf ihrem Mantel glitzerten.

An diesem Tag blieb sie besonders lange stehen. Irgendwo zwischen Regenschauer und Möwengeschrei dachte sie: Vielleicht ist Urlaub genau das – nicht ankommen zu müssen, sondern einfach dazustehen und den Himmel seine Musik spielen zu lassen.

Und der Leuchtturm, hoch und schweigend, nickte ihr zu, als verstünde er genau, was sie meinte.


© Anne Seltmann




Anne Seltmann 28.09.2025, 14.45 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Marius Nature Thursday N° 35






der wilde wein,
ein leuchten in gelb und rot,
purpur atmet durch die blätter.

es ist kein abschied,
nur ein wort im wechsel
der jahreszeit.

~*~

© Anne Seltmann







Der Wilde Wein (siehe Bild) zeigt im Herbst ein wahres Farbenfest, weil er sein sattes Sommergrün nach und nach verliert. Das Chlorophyll, das den Blättern ihre grüne Farbe gibt, wird abgebaut, sobald die Tage kürzer und kühler werden. Dadurch treten die Farbstoffe hervor, die sonst verborgen bleiben – das warme Gelb der Carotinoide, das kräftige Rot und Violett der Anthocyane. Bei der Jungfernrebe ist dieser Effekt besonders stark ausgeprägt, weshalb sie oft wie ein lodernder Teppich aus Feuerfarben wirkt. Es ist ihr stiller Abschiedsgruß an den Sommer, bevor sie ihre Blätter fallen lässt. 










Anne Seltmann 25.09.2025, 05.25 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Drabble 2025 N° 28




[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]




Wortvorgaben für das 100 Wörter-Drabble: 
Wiederkehr + schlürfen + vergeblich



Jeden Abend saß Clemens alleine am Steg, wartete auf die Wiederkehr der Schwäne, die er einst mit altem Brot lockte. Jetzt war die Tasche leer, die Hände zitterten. Er hielt die Thermoskanne fest, schlürfte den letzten kalten Rest Kaffee, als wäre dieser ein Trost. Regen setzte ein. 
Wellen spülten leise gegen den Steg, als wollten sie ihm etwas zuflüstern. Vergeblich versuchte er, den Rhythmus zu deuten, ein geheimes Zeichen darin zu lesen. Doch es blieb nur Wasser, nur Zeit, die kam und ging. Ein Flügelschlag am Himmel ließ ihn hoffen – doch es war nur der Wind, der sich verspätet zeigte. 








Anne Seltmann 05.09.2025, 17.35 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Weisheiten am Samstag N° 70



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..pausiert


Anne Seltmann 23.08.2025, 00.00 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Drabble 2025 N° 25


[Bild KI generiert / Text ©  Anne Seltmann]



Drabble Vorgaben (100 Wörter):

Handbewegung + verlassen + anderslautend


Mit einer beiläufigen Handbewegung schob er den Stuhl zurück, als hätte die Entscheidung längst festgestanden. Der Raum wirkte leerer. Das Licht der Nachmittagssonne fiel durch das geöffnete Fenster und zeichnete lange Schatten, während sie ihn mit offenen Augen verfolgte, die mehr sagten als jedes Wort. Er wollte nicht gehen, doch die leise tickende Uhr machten die Stille noch schwerer. In seinen Gedanken hallten Sätze nach, die er so nie gemeint hatte, Worte, die in ihrem Echo anderslautend klangen. Die Tür fiel ins Schloss. Er hatte das Gefühl, nicht nur den Raum zu verlassen, sondern auch einen Teil von sich selbst. 




Genau 100 Wörter








Anne Seltmann 16.08.2025, 15.14 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Freitag ist Fischtag N° 20




[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann] 



Stell dir vor, der Junge hieß Jona. Er hatte keine Ahnung, wie er auf diese Wolken gekommen war – eines Morgens wachte er einfach dort oben auf, weich eingebettet wie in das größte Federbett der Welt. In seiner Hand hielt er eine lange, schimmernde Angel, deren Schnur nicht ins Wasser, sondern ins Blau des Himmels reichte.

Um ihn herum schwebten Fische – nicht aus Fleisch und Schuppen, sondern aus glitzerndem Licht. Sie zogen ihre Kreise durch die Luft, als wäre das völlig normal, und manchmal streifte einer sanft seine Wange, wie um Hallo zu sagen. Jona angelte nicht, um sie zu fangen, sondern um mit ihnen zu reden. Jeder Fisch erzählte ihm eine kleine Geschichte, wenn er an der Schnur zupfte: von tiefen Meeren, in denen der Mond schläft, von Strömungen, die wie Lieder klingen, und von Reisen zu Orten, die kein Mensch je gesehen hat.

Und so saß Jona Tag für Tag dort oben, lauschte den Geschichten und ließ sie weiterziehen. Manchmal fragte er sich, ob er jemals wieder hinunter zur Erde gehen wollte – aber dann lächelte er. Denn er wusste: Solange die Wolken ihn trugen, würden die Fische ihm immer den Weg zu neuen Wundern zeigen.


© Anne Seltmann



Anne Seltmann 08.08.2025, 06.01 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Drabble 2025 N° 23



[Bild KI generiert / Text ©  Anne Seltmann]



Wortvorgaben für das 100 Wörter-Drabble:

 

Lanze + erwidern + streng

Die Sonne sank blutrot hinter den Hügeln, als sie ihm gegenübertrat. In ihrer Hand glänzte die Lanze, nicht erhoben, nur bereit. "Sag etwas", flehte er, die Stimme bebend wie ein verletztes Tier. Doch sie schwieg, die Augen streng auf ihn gerichtet, als könnte ein falsches Wort die Welt zerreißen. Er wagte zu erwidern, dass er nicht zum Kampf gekommen sei, sondern um Frieden zu bitten, dass sein Herz schwerer sei als jede Rüstung. Für einen Atemzug stand alles still, selbst der Wind hielt den Atem an. Dann senkte sie langsam die Waffe, und der Abend atmete gemeinsam mit ihnen auf.









Anne Seltmann 29.07.2025, 16.06 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Projekt Farben & Formen in der Stadt







Wenn Häuser träumen dürfen – zu Besuch im Reich des Friedens

Manche Häuser stehen still und schweigen. Andere erzählen Geschichten. Und dann gibt es jene, die singen, tanzen und sich weigern, in Reih und Glied zu leben – die Häuser im Stil von *Friedensreich Hundertwasser.

Wer durch ihre geschwungenen Gänge geht, durch Türbögen, die wirken wie von Kinderhand gemalt, der versteht schnell: Hier wurde nicht nur gebaut, hier wurde gefühlt. Kein Fenster ist wie das andere. Keine Wand bleibt glatt. Es ist, als hätte die Architektur beschlossen, sich vom Lineal zu verabschieden und stattdessen dem Herzen zu folgen.

Hundertwasser glaubte an die "Fensterrechte" des Menschen – an die Freiheit, die eigene Umwelt mitzugestalten. Deshalb neigen sich Fenster hier schief aus der Fassade, tanzen in leuchtenden Farben und tragen manchmal sogar Pflanzen wie Hüte. Die Häuser atmen. Sie sind Teil der Natur, nicht ihr Feind. Bäume wachsen aus Dächern. Goldene Kuppeln blitzen wie Sonnen auf den Köpfen der Gebäude. Und drinnen? Da spürt man: Die Seele der Räume ist rund.

Der Boden wölbt sich sanft. Kein Schritt gleicht dem anderen. Man läuft nicht, man wandert. Und dabei entdeckt man, was in gewöhnlichen Häusern oft verloren geht – die Freude am Wohnen, am Sein, am Schauen.

Hundertwasser nannte seine Architektur "verträumte Unordnung". Ein Protest gegen die graue Kälte moderner Städte. Ein Plädoyer für Fantasie, Individualität und das Zusammenspiel mit der Natur.

In einer Welt, die oft zu gerade denkt, schenken uns diese Häuser eine Erinnerung: Dass Schönheit nicht symmetrisch sein muss. Dass Leben nicht immer geplant, aber immer empfunden werden darf. Und dass ein Haus mehr ist als ein Dach über dem Kopf – es ist ein Ausdruck dessen, wie wir die Welt sehen wollen.

Fazit:
Ein Spaziergang durch Hundertwassers bunte Welt ist wie das Blättern in einem Märchenbuch aus Stein, Glas und Baumrinde. Wer sich darauf einlässt, kommt verändert zurück – ein bisschen leichter, ein bisschen bunter im Herzen.


[* Namensnennung...unbeauftragt und unbezahlt!]






Gabis...





Anne Seltmann 18.07.2025, 11.06 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Leben mit Büchern 2025 N° 04






Letztens war ich mit dem Enkelmädchen im Puppentheaterstück von * Heinz Lauenburger.  "Das NEINhorn".

 Die Geschichte ist ein Kinderbuch von * Marc-Uwe Kling (Text) und *Astrid Henn (Illustration). Es erschien erstmals 2019 im Carlsen Verlag.

Marc-Uwe Kling ist auch bekannt durch seine satirischen * Känguru-Chroniken. In Das NEINhorn erzählt er auf humorvolle und wortspielerische Weise die Geschichte eines kleinen Einhorns, das immer "Nein"sagt – und dabei wunderbar eigensinnig ist. Das Buch ist sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen sehr beliebt.










Wie immer bin ich von Handpuppen und Marionetten begeistert. Und Heinz Lauenburger ist dafür bekannt, denn er leitet ein ganz besonderes Erbe – das älteste Reisetheater Deutschlands. Gegründet wurde es 1829 in Schlesien. Heute ist es noch immer unterwegs, geführt in sechster oder vielleicht schon siebter Generation – eine Familientradition, die nicht vergeht, sondern lebendig bleibt.


Mit seiner Zeltbühne und den alten Koffern voll Geschichten zieht das Puppentheater durch den Norden: Kiel, Hamburg-Harburg, Hannover und viele kleine Orte dazwischen. Überall, wo es Halt macht, öffnet sich eine kleine Welt voller Magie – für Kinder und Erwachsene gleichermaßen.

Im Mittelpunkt stehen klassische Kindertheaterstücke – Kasper, die Prinzessin, der Räuber Hotzenplotz. Alles handgeschnitzt, mit Liebe genäht, voller Witz und Herz. Keine Show, sondern ein echtes Spiel – lebendig, zum Greifen nah, mitten ins Kinderlachen hinein.

Heinz ist nicht allein. Er führt das Theater gemeinsam mit seinem Sohn oder Enkel weiter – wie es in der Familie Brauch ist. Ein Generationenband aus Holz, Stoff und Stimme.

Über 100 Figuren gehören zum Ensemble. Einige sind über hundert Jahre alt, andere frisch von der Werkbank. Kostüme, die glitzern und rascheln, Marionetten, die Geschichten erzählen, als wären sie selbst auf Wanderschaft gewesen.

Das Theater reist. Es bleibt nie lang. Aber wo es auftaucht, bleibt es im Herzen. Ein flüchtiger Zauber mit Zelt und Wagen – ein Stück Kultur, das nicht stillsteht, sondern weiterzieht – von Dorf zu Dorf, von Kind zu Kind.




Anne Seltmann 10.07.2025, 09.19 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

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