Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Lyrik

Aus einem April...






Wieder duftet der Wald.

Es heben die schwebenden Lerchen

mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war;

zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er leer war, –

aber nach langen, regnenden Nachmittagen

kommen die goldübersonnten

neueren Stunden,

vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten

alle die wunden

Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.

 

Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser

über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.

Alle Geräusche ducken sich ganz

in die glänzenden Knospen der Reiser.


 ~*~


Rainer Maria Rilke


[Das Buch der Bilder]




Anne Seltmann 29.12.2023, 09.14 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

MosaicMonday N° 39



 N° 39







1. Weihnachtstag

 

Vorbei ist die Heilige Nacht

Der 1. Weihnachtstag ist erwacht

Ein Tag voll Glanz und Harmonie,

im Herzen wohnt die Melodie.


~*~


© Anne Seltmann









Anne Seltmann 25.12.2023, 07.42 | (4/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

365 Tage Challenge – 2023 N° 357



23.12.2023 / N° 357






Wenn Licht in der Seele ist,

ist Schönheit im Menschen.

Wenn Schönheit im Menschen ist,

ist Harmonie im Haus.

Wenn Harmonie im Haus ist,

ist Ordnung in der Nation.

Wenn Ordnung in der Nation ist,

ist Frieden in der Welt.


 ~*~


Aus China











Anne Seltmann 23.12.2023, 15.25 | (0/0) Kommentare | TB | PL

365 Tage Challenge – 2023 N° 356




22.12.2023 / N° 356






Funkel, funkel, kleiner Stern,

ach wie bist du mir so fern,

wunderschön und unbekannt,

wie ein strahlend Diamant,

funkel, funkel, kleiner Stern,

ach wie bist du mir so fern.

 

Funkel, funkel, kleiner Stern,

ach was haben wir dich gern,

strahlend schön am Himmelszelt,

erleuchtest hell die ganze Welt,

funkel, funkel, kleiner Stern

ach was haben wir dich gern.


~*~


Volkslied

 

Deutsche Adaption des englischen Wiegenliedes "Twinkle, Twinkle, Little Star", 

ursprünglich ein Gedicht ("Star") von Jane Taylor, erschienen 1806 in "Rhymes for the Nursery" von Jane und Ann Taylor.



Bernhards...






Anne Seltmann 22.12.2023, 07.11 | (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

An die Mutter






Wer Vertrauen hat, ist stark,

und diese stille Weihnachtsstunde

ist von denen, die Kraft verleihen

können, weil sie voll Wunder

sind und voll Geheimnis.


Und man muss nur still und

einsam und geduldig genug sein,

um die Gnade einer solchen Stunde

in sich aufzunehmen, die in viele

nicht eingeht, weil kleines

Geräusch in ihnen ist und keine

Ordnung.

 

~*~


Rainer Maria Rilke,

Brief an die Mutter,

20. Dezember 1903




Anne Seltmann 21.12.2023, 11.15 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Engel







Ich ließ meinen Engel lange nicht los,

und er verarmte mir in den Armen

und wurde klein, und ich wurde groß:

und auf einmal war ich das Erbarmen,

und er eine zitternde Bitte bloß.



Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, –

und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;

er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,

und wir haben langsam einander erkannt...



Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht,

kann er frei seine Flügel entfalten

und die Stille der Sterne durchspalten, –

denn er muss meiner einsamen Nacht

nicht mehr die ängstlichen Hände halten –

seit mich mein Engel nicht mehr bewacht.


~*~


Rainer Maria Rilke




Anne Seltmann 18.12.2023, 08.28 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Die hohen Tannen








Die hohen Tannen atmen heiser

im Winterschnee, und bauschiger

schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser.

Die weißen Wege werden leiser,

die trauten Stuben lauschiger.

Da singt die Uhr, die Kinder zittern:

Im grünen Ofen kracht ein Scheit

und stürzt in lichten Lohgewittern, –

und draußen wächst im Flockenflittern

der weiße Tag zur Ewigkeit.


~*~



Rainer Maria Rilke





Anne Seltmann 17.12.2023, 07.28 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Abend







Der Abend wechselt langsam die Gewänder,

die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;

du schaust : und von dir scheiden sich die Länder,

ein himmelfahrendes und eins,  das fällt;

und lassen dich,  zu keinem ganz gehörend,

nicht ganz so dunkel, wie das Haus, das schweigt,

nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend

wie das,  was Stern wird jede Nacht und steigt -

und lasssen dir ( unsäglich zu entwirrn )

dein Leben bang und riesenhaft und reifend,

so dass es,  bald begrenzt und bald begreifend,

abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.

 

 ~*~


Rainer Maria Rilke 






Anne Seltmann 15.12.2023, 15.53 | (4/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Und der Mut ist so müde geworden...




Grafik © Anne Seltmann





…Und der Mut ist so müde geworden und die Sehnsucht so groß. 

Es gibt keine Berge mehr, kaum einen Baum. Nichts wagt aufzustehen. 

Fremde Hütten hocken durstig an versumpften Brunnen. Nirgends ein Turm.

Und immer das gleiche Bild. Man hat zwei Augen zu viel. 

Nur in der Nacht manchmal glaubt man den Weg zu kennen

Vielleicht kehren wir nächtens immer wieder das Stück zurück,

dass wir in der fremden Sonne mühsam gewonnen haben?

Es kann sein…



~*~


Rainer Maria Rilke






Anne Seltmann 15.12.2023, 07.32 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Es ist Advent







Die Blumen sind verblüht im Tal, die Vöglein heimgezogen;

Der Himmel schwebt so grau und fahl, es brausen kalte Wogen.

Und doch nicht Leid im Herzen brennt: Es ist Advent!


Es zieht ein Hoffen durch die Welt, ein starkes, frohes Hoffen;

das schließet auf der Armen Zelt und macht Paläste offen;

das kleinste Kind die Ursach kennt: Es ist Advent!


Advent, Advent, du Lerchensang von Weihnachtsfrühlingstunde!

Advent, Advent, du Glockenklang vom neuen Gnadenbunde!

Du Morgenstrahl von Gott gesandt! Es ist Advent!

 

~*~


Friedrich Wilhelm Kritzinger






Anne Seltmann 11.12.2023, 11.36 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL